Der Janusmann
Cop, ein korrupter Federal Agent und ein Killer. Er hat im Gefängnis gesessen.«
»Ist er der Einzige?«
»Auf der Lohnliste meines Mannes? Nun, er hatte die beiden Leibwächter. Das waren seine Leute. Oder sie sind ihm zumindest zur Verfügung gestellt worden. Aber sie sind natürlich umgekommen. Vor dem College. Von den Leuten aus Connecticut erschossen. Deshalb ist Duke jetzt der Einzige. Außer dem Hausmeister, versteht sich. Aber der ist bloß ein Techniker.«
»Wie viele Leute hat der andere Typ?«
»Acht, glaube ich.«
»Was importieren sie wirklich?«
Sie sah zur Seite. »Wenn Sie kein Federal Agent sind, dürfte Sie das nicht interessieren.«
Ich folgte ihrem Blick zu einer fernen Baumreihe hinüber. Denk nach, Reacher. Dies konnte ein raffinierter Trick mit dem Ziel sein, mich auffliegen zu lassen. Vielleicht arbeiteten sie alle zusammen. Die Hand seines Pförtners auf der Brust seiner Frau würde Beck als ein geringer Preis für lebenswichtige Informationen erscheinen. Und ich glaubte an raffinierte Schwindelmanöver. Schließlich war ich selbst in eines verwickelt.
»Ich bin kein Federal Agent«, sagte ich.
»Dann bin ich enttäuscht«, wiederholte sie.
Ich lenkte den Wagen wieder auf die Straße.
»Wohin?«, fragte ich.
»Es ist mir völlig egal, wohin wir fahren.«
»Möchten Sie irgendwo einen Kaffee trinken?«
»Kaffee? Gut. Fahren Sie nach Süden. Heute wollen wir einen weiten Bogen um Portland machen.«
Ich bog nach Süden auf die Route One ab, die wir ungefähr eine Meile vor der I-95 erreichten. Es war eine angenehme alte Straße, so wie Straßen früher zu sein pflegten. Wir kamen durch eine Kleinstadt, die Old Orchard Beach ließ. Dort gab es saubere Gehsteige mit Klinkerbelag und viktorianische Straßenleuchten. Wegweiser deuteten nach links zum Strand. In der Ortsmitte hingen verblasste französische Flaggen. Ich vermutete, dass Kanadier aus Quebec hier Urlaub gemacht hatten, bevor Billigflüge nach Florida und in die Karibik eine Änderung ihrer Reisegewohnheiten bewirkt hatten.
»Weshalb waren Sie heute Nacht unterwegs?«, fragte Elizabeth Beck.
Ich schwieg.
»Das können Sie nicht leugnen«, sagte sie. »Haben Sie geglaubt, ich hätte Sie nicht gesehen?«
»Sie haben nicht reagiert«, entgegnete ich.
»Ich war im Paulie-Modus«, erklärte sie. »Ich habe gelernt, keine Reaktion zu zeigen.«
Ich schwieg.
»Ihre Zimmertür war abgesperrt.«
»Ich bin aus dem Fenster geklettert. Ich mag nicht eingesperrt sein.«
»Was haben Sie anschließend gemacht?«
»Ich bin spazieren gegangen. Genau wie ich’s von Ihnen geglaubt habe.«
»Danach sind Sie wieder reingeklettert?«
Ich nickte und schwieg.
»Die Mauer ist Ihr großes Problem«, sagte sie. »Sie ist mit Scheinwerfern und Bandstacheldraht gesichert, aber auch mit vergrabenen Sensoren. Paulie würde Sie aus dreißig Metern Entfernung hören.«
»Ich wollte nur frische Luft schnappen«, erklärte ich.
»In der Einfahrt gibt’s keine Sensoren«, sagte sie. »Die haben unter dem Asphalt nicht funktioniert. Aber auf dem Pförtnerhaus ist eine Videokamera installiert. Und das Tor selbst ist mit Bewegungsmeldern gesichert. Wissen Sie, was ein NSW ist?«
»Ein Turm-MG sowjetischer Panzer«, antwortete ich.
»Paulie hat eines«, sagte sie. »Es steht hinter dem Seiteneingang schussbereit. Er hat Anweisung, es einzusetzen, sobald er den Bewegungsmelder hört.«
Ich holte tief Luft und atmete langsam aus. Ein NSW ist gut anderthalb Meter lang und wiegt über fünfundzwanzig Kilogramm. Seine 12,7-mm-Patronen sind elfeinhalb Zentimeter lang; die Feuergeschwindigkeit liegt bei über siebenhundert Schuss in der Minute. Es hat keinen Sicherungsmechanismus. Die Kombination aus Paulie und einem NSW musste jeden in Angst und Schrecken versetzen.
»Aber ich glaube, Sie sind geschwommen«, fuhr sie fort. »Ich rieche das Meer an Ihrem Hemd. Ganz schwach. Sie haben sich nach Ihrer Rückkehr nicht gut abgetrocknet.«
Wir kamen an einen Wegweiser zu der Kleinstadt Saco. Ich ließ den Wagen am Straßenrand ausrollen und hielt erneut. Autos und Lastwagen flitzten vorüber.
»Sie haben unglaubliches Glück gehabt«, sagte sie. »Vor den Felsen gibt es gefährliche Unterströmungen. Aber ich vermute, dass Sie hinter den Garagen ins Wasser gegangen sind. In diesem Fall haben Sie sie um zehn Meter verpasst.«
»Ich bin kein staatlicher Agent«, wiederholte ich.
»Wirklich nicht?«
»Finden Sie nicht, dass Sie ziemlich viel
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