Der Janusmann
nickte.
»Die beiden Leibwächter«, sagte ich.
Sie nickte ebenfalls. »Allein ihretwegen brauchst du unsere Unterstützung. Dein ganzes Heldentum kannst du dir abschminken. Mit uns oder ohne uns, dass ich nicht lache! Lassen wir die beiden Kerle laufen, bist du einen Anruf später ein toter Mann.«
»Wo sind sie jetzt?«
»In unserem ersten Motel in Massachusetts. In dem wir das Unternehmen geplant haben. Die Männer aus dem Toyota und die angeblichen Collegecops bewachen sie.«
»Streng, hoffe ich.«
»Sehr streng.«
»Das liegt Stunden von hier entfernt.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Mit dem Auto«, sagte sie. »Nicht per Telefon.«
»Du bist auf Kontrolle versessen«, bemerkte ich.
»Ich will nur nicht, dass dir was Schlimmes zustößt.«
»Mir passiert nie etwas Schlimmes.«
Sie ließ ihre Fingerspitzen über die Narben an meinem Körper gleiten. Brust, Bauch, Arme, Schultern, Stirn. »Für einen Kerl, dem nie was Schlimmes passiert, hast du ganz schön was abgekriegt.«
»Ich bin tollpatschig«, erklärte ich, »und falle oft hin.«
Sie stand auf und ging ins Bad: nackt, anmutig, völlig unbefangen.
»Komm schnell wieder!«, rief ich ihr nach.
Aber sie kam nicht schnell wieder. Sie blieb lange im Bad, und als sie herauskam, trug sie einen Bademantel. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Sie wirkte etwas verlegen. Aus ihrer Miene sprach Bedauern.
»Das hätten wir nicht tun sollen«, sagte sie.
»Warum nicht?«
»Es war unprofessionell.«
Sie sah mir ins Gesicht. Ich nickte. Sie hatte Recht, es war ein bisschen unprofessionell.
»Aber es hat Spaß gemacht«, meinte ich.
»Wir hätten’s nicht tun sollen.«
»Wir sind erwachsen. Wir leben in einem freien Land.«
»Wir haben nur Trost gesucht, weil wir nervös und gestresst sind.«
»Was soll daran falsch sein?«
»Es wird alles Mögliche komplizieren«, erwiderte sie.
Ich schüttelte den Kopf.
»Nicht, wenn wir’s nicht zulassen«, sagte ich. »Es bedeutet nicht, dass wir jetzt heiraten müssen oder sonst was. Wir sind einander nichts schuldig.«
»Ich wollte, wir hätten’s nicht getan.«
»Ich bin froh, dass wir’s getan haben. Fühlt sich etwas richtig an, sollte man’s tun.«
»Ist das deine Philosophie?«
Ich sah zur Seite.
»Nein, das sagt mir meine Erfahrung«, antwortete ich. »Ich habe einmal nein gesagt, als ich lieber ja gesagt hätte, und es später bitter bereut.«
Sie zog ihren Bademantel enger um sich.
»Es hat sich gut angefühlt«, sagte sie.
»Für mich auch.«
»Aber wir sollten es jetzt vergessen. Es war, wie’s war, nicht mehr, okay?«
»Okay«, sagte ich.
»Und du solltest dir ernstlich überlegen, ob du zurückgehen willst.«
»Okay«, sagte ich wieder.
Ich lag auf dem Bett und dachte darüber nach, wie es war, nein zu sagen, wenn man eigentlich ja sagen wollte. Letzten Endes war es besser gewesen, ja zu sagen, und ich bedauerte nichts. Duffy gab sich schweigsam. Es war, als warteten wir beide darauf, dass sich etwas ereignete. Ich duschte lange und zog mich im Bad an. Wir hatten nichts mehr zu besprechen und wussten beide, dass ich zurückgehen würde. Mir gefiel es, dass sie nicht wirklich versuchte, mich davon abzuhalten. Mir gefiel es, dass wir beide zielbewusste, praktisch veranlagte Menschen waren. Ich band mir gerade die Schuhe zu, als eine E-Mail für sie eintraf. Ihr Laptop signalisierte sie ihr mit einem gedämpften Ping ! Als ich aus dem Bad kam, setzte Duffy sich eben vor den Laptop und drückte eine Taste.
»Nachricht von meiner Dienststelle«, erklärte sie. »Insgesamt gibt’s elf zweifelhafte Cops namens Duke. Diese Überprüfung habe ich gestern veranlasst. Wie alt ist er?«
»Um die vierzig«, antwortete ich.
Sie ging ihre Liste durch.
»Südstaatler?«, fragte sie. »Oder aus dem Norden?«
»Nicht aus dem Süden.«
»Dann bleiben noch drei übrig.«
»Mrs. Beck hat gesagt, er sei auch ein Federal Agent gewesen.«
Sie suchte weiter.
»John Chapman Duke«, sagte sie. »Er ist der Einzige, der später zu den Federals gegangen ist. Hat in Cleveland, Ohio, als Streifenpolizist angefangen, ist dort Kriminalbeamter geworden. Der Disziplinarausschuss hat dreimal gegen ihn ermittelt. Immer ergebnislos. Dann ist er zu uns gekommen.«
»Zur DEA?«, fragte ich. »Tatsächlich?«
»Nein, ich meine zum Staat«, entgegnete sie. »Er ist zum Finanzministerium gegangen.«
»In welcher Funktion?«
»Das steht hier nicht. Aber keine drei Jahre später ist Anklage gegen
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