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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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Wenn mich mein Boss erwischt, bin ich dran.«
    »Dran womit?«
    »Keine Ahnung. Aber ich bin dran, und zwar bitterböse.«
    Ich schaue ihn immer noch an und gebe keinen Zentimeter nach.
    Er seufzt.

    »Okay. Her damit. Ich sehe zu, was ich machen kann.« Er fängt an, die Titel einzuscannen. »Mein Boss ist sowieso ein Blödmann.«
    Als er fertig ist, liegen genau achtzehn Bücher auf meiner Seite des Tischs.
    »Vielen Dank«, sage ich zu ihm. »Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
    Und wie soll ich die alle nach Hause schaffen?
     
     
    Ich überlege, ob ich Marv anrufen soll, damit er mich heimfährt, aber irgendwie gelingt es mir auch alleine. Ich lasse ein paarmal einige Bücher fallen und muss sie ziemlich oft abstellen, aber schließlich sind wir alle - sämtliche Bücher und ich - wohlbehalten zu Hause.
    Ich spüre meine Arme nicht mehr.
    Ich hatte keine Ahnung, dass Worte so schwer wiegen können.
     
     
    Ich lese den ganzen Nachmittag hindurch.
    Einmal schlafe ich auch ein, aber das ist keine Respektlosigkeit den Autoren gegenüber. Ich bin einfach noch ziemlich fertig wegen der Prügel, die ich von den Rose-Brüdern bezogen habe, und von den Anstrengungen des Knochenbrechers.
    Die Bücher von Graham Greene gefallen mir gut. Ich finde allerdings keinen Hinweis darauf, was ich tun muss, und ich habe den unbestimmten Eindruck, dass es einen einfacheren Weg gibt, das herauszufinden. Ich betrachte die kleinen Bücherberge, die ich aufgehäuft habe. Es ist gelinde gesagt ein entmutigender Anblick. Wie soll ich inmitten der zigtausend Seiten finden, wonach ich suche?

    Als ich aufwache, bläst draußen ein Südwind, und es ist für die Jahreszeit ziemlich kühl geworden. Es ist Anfang Dezember, Sommer also, und ich komme mir ein bisschen komisch vor, weil ich einen Pullover überziehe. Ich gehe an der Haustür vorbei und sehe dort ein Stück Papier auf dem Boden liegen.
    Nein, es ist eine Serviette.
    Eine Schrecksekunde lang schließe ich die Augen, dann bücke ich mich und hebe sie auf. Die Serviette macht mir wieder einmal bewusst, dass ich ständig beobachtet werde. Sie haben gesehen, wie ich in die Bücherei gegangen bin. Sie haben mich in der Bücherei beobachtet und auch auf dem Heimweg. Sie wissen, dass ich die Titel auf eine Serviette geschrieben habe.
    Meine Augen lesen.
    Nur wenige Worte, in roter Schrift.
    Lieber Ed,
gute Arbeit, aber du musst dir nicht so viel Mühe machen.
Es ist einfacher, als du glaubst.
    Ich gehe wieder zurück und setze mich zwischen die Bücherberge. Ich lese »Dunkles Haus«, bis ich das Gedicht auswendig kenne.
    Irgendwann will der Türsteher nach draußen und so gehen wir zusammen spazieren. Wir schlendern durch die Straßen, und ich versuche, mir vorzustellen, wo sich die nächste Adresse wohl befinden mochte. »Irgendeine Ahnung, Türsteher?«, frage ich.
    Ich erhalte keine Antwort. Er ist viel zu sehr mit seiner gleichmütigen, erforschenden Schnüffelei beschäftigt.

    In diesem Augenblick wird mir klar, dass die Antworten sozusagen ausgeschildert sind. Sie sind überall, an jeder Straßenecke und an jeder Kreuzung. Was ist, wenn die Botschaften in den Titeln verborgen liegen? , denke ich. In den Buchtiteln. Alles, was ich tun muss, ist, eine Straße zu finden, die irgendetwas mit einem Titel von jedem der drei Autoren zu tun hat.
    »Einfacher, als du glaubst«, sage ich zu mir. Noch immer steckt die Serviette in meiner Tasche, zusammen mit dem Pik-Ass. Ich hole beides heraus und schaue darauf hinab. Die Namen beäugen mich, und ich könnte schwören, dass sie mein Begreifen bemerkt haben. Ich beuge mich hinunter und sage aufgeregt zum Türsteher: »Komm, alter Junge. Wir müssen uns beeilen.«
    Wir rennen nach Hause, oder besser gesagt: Wir bewegen uns so schnell, wie der Türsteher imstande ist. Ich brauche die Bücher, das Straßenverzeichnis und hoffentlich nur ein paar Minuten.
    Wir rennen. Fast.
     
     
    Jedes einzelne Buch erwartet mich, und ich setze mich mit dem zerfledderten Straßenverzeichnis hin und versuche, einen passenden Titel zu finden. Wieder nehme ich mir Graham als Ersten vor.
    Nach etwa einer Minute habe ich es.
    Ich halte das Buch in meiner Hand.
    Es ist schwarz und der Titel ist mit goldenen Lettern auf den Buchrücken gedruckt. Unser Mann in Havanna. Meine Augen werden groß. Der Name schlägt mir ins Gesicht wie eine Faust. Havanna Road.
    Ich grinse und schrubbe dem Türsteher durchs Fell.

    Havanna Road. Das ist fantastisch. In der Havanna

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