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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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nichts aus dir gemacht haben.«
     
     
    Die Stimme verklingt zu Schweigen.
     
     
    Sie bricht es wieder. »Ich will doch nur«, sagt sie, »dass du dein Leben nicht vergeudest.« Langsam kommt sie auf die Stufen zu und sagt: »Ich möchte, dass dir etwas klar wird, Ed.«
    »Was?«
    Ganz vorsichtig schiebt sie den Satz aus ihrem Mund. »Ob du es glaubst oder nicht - es bedarf einer Menge Liebe, um jemanden so zu hassen.«
    Ich versuche zu begreifen.
     
     
    Sie steht immer noch auf der Veranda, als ich hinunter in den Vorgarten gehe. Ich drehe mich um.
    Mein Gott, ist das dunkel.
    So dunkel wie das Pik-Ass.
     
     
    »Hast du dich schon mit diesem Mann getroffen, als Dad noch am Leben war?«, will ich von ihr wissen.
    Sie schaut mich an, wünscht sich, dass sie es nicht tun müsste, und obwohl sie nichts sagt, weiß ich es. Ich weiß, dass sie nicht nur meinen Vater hasst, sondern auch sich selbst. Und dann wird mir bewusst, dass sie sich irrt.
    Es ist nicht die Stadt , denke ich. Es sind die Menschen.
    Wir wären dieselben, egal wo wir uns befänden.
    Wieder spreche ich. Eine letzte Frage.

    »Hat Dad es gewusst?«
    Langes Schweigen.
    Ein Schweigen, das tötet, bis meine Mutter sich abwendet und weint. Die Nacht ist so tiefschwarz, dass ich mich frage, ob die Sonne jemals wieder aufgeht.

B
    Ein Telefongespräch
    »Ma?«
    »Ja?«
    Ich schaue hinunter zum Türsteher, der seine Lasagne mit einem Ausdruck höchster Ekstase verspeist. Es ist drei Minuten nach zwei in der Nacht und ich drücke den Telefonhörer gegen mein Ohr.
    »Alles in Ordnung, Ma?«
    Die Stimme zittert, doch sie gibt mir die erwartete Antwort.
    »Ja, alles in Ordnung.«
    »Das ist schön.«
    »Nur dass du mich geweckt hast, du blöder...«
    Ich lege auf. Mit einem Lächeln.
    Ich wollte ihr eigentlich sagen, dass ich sie immer noch liebe, aber vielleicht ist es besser so.

D
    Das Kino in der Glass Street
    Ich muss ständig an all das denken, was meine Mutter letzte Nacht gesagt hat.
    Es ist Sonntagmorgen und ich habe kaum geschlafen. Der Türsteher und ich trinken ein paar Tassen Kaffee, aber auch der macht mich nicht sonderlich wach. Ich überlege, ob ich mit der Babel Street und meiner Mutter fertig bin, und mein Gefühl sagt mir, dass dies der Fall ist. Es war nötig, dass sie mir sagte, was sie zu sagen hatte.
    Natürlich ist die Tatsache, dass mich meine Mutter für einen totalen Versager hält, nicht gerade angenehm.
    Die Tatsache, dass sie sich ebenfalls dafür hält, ist auch kein besonderer Trost, selbst wenn es das sein sollte. Irgendwie hat mich das alles aufgeschreckt. Mir wird klar, dass ich nicht mein Leben lang Taxifahrer bleiben kann. Das würde mich in den Wahnsinn treiben.
    Zum ersten Mal hat eine der Botschaften einen Teil meines eigenen Lebens berührt.
    Für wen war die Nachricht?
    Für meine Mutter oder für mich?
    Dann höre ich wieder ihre Worte: »Es bedarf einer Menge Liebe, um jemanden so zu hassen.«
    Ich bilde mir ein, etwas wie Erleichterung in ihrem Gesicht gesehen zu haben, als sie mir das sagte.
    Die Botschaft war an sie gerichtet.
     
     
    Der Türsteher und ich gehen zur Kirche, um Vater O’Reilly zu besuchen. Er kann sich immer noch über eine wachsende Gemeinde freuen.

    »Ed!«, sagt er aufgeregt, nachdem der Gottesdienst vorbei ist. »Ich habe schon gedacht, dass du nicht mehr kommen würdest. Ich habe dich in den letzten paar Wochen nicht gesehen.« Er tätschelt den Türsteher.
    »Wir waren ziemlich beschäftigt«, sage ich.
    »War der Herr mit dir?«
    »Nicht wirklich«, entgegne ich. Ich denke an letzte Nacht, an die Vorstellung, dass meine Mutter fremdgegangen ist, meinen Vater wegen gebrochener Versprechen verabscheut und ihr einziges Kind, das in der Stadt geblieben ist, verachtet.
    »Ach«, sagt er. »Alles hat eine Bedeutung.«
    Ich kann ihm nur zustimmen. Nichts ist ohne Grund geschehen und so konzentriere ich mich auf die nächste Botschaft.
     
     
    Jetzt fehlt nur noch die Glass Street. Am Nachmittag gehe ich dorthin. Nummer 39 ist ein altes, abgehalftertes Kino, zu dem man ein paar Treppenstufen hinab in den Keller gehen muss. Darüber steht ein altes Reihenhaus, an dessen Vordach ein Schild befestigt ist: »Casablanca«, 14.30 Uhr und »Manche mögen’s heiß«, 19.00 Uhr . Im Schaufenster hängen Poster von alten Filmen. Das Papier ist an den Kanten vergilbt und drinnen sehe ich noch mehr davon.
    Es riecht nach altem Popcorn und schimmeligem Teppich. Es scheint niemand da zu sein.
    »Hallo?«,

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