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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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Ochsenkarren rumpelte auf den alten Markt zu, während ein Hotelangestellter mit gebügelter weißer Jacke gemächlich den Eingang fegte.
    Als Gray an der Spitze seines kleinen Häufleins die Treppe hochkam, grüßte der Mann mit einem scheuen Lächeln und öffnete ihnen die Tür.
    Die Lobby war mit hellem Marmor und poliertem Holz ausgestattet, und zahllose Rosen, Orchideen, Jasminbüsche und Lotuspflanzen
verströmten ihren Duft. Neben der geschwungenen Treppe befand sich ein altmodischer Aufzug mit schmiedeeisernem Türgitter.
    »Die Elefantenbar liegt um die Ecke«, erklärte Seichan und zeigte in die Richtung. Dort sollten sie sich mit Nasser treffen.
    Gray sah zum x-ten Mal auf die Uhr.
    »Ich melde uns schon mal an«, meinte Vigor.
    Während der Monsignore zur Rezeption ging, sah Gray sich in der Lobby um. Waren bereits Gildenagenten vor Ort? Diese Frage beschäftigte ihn, seit sie in Bangkok gelandet und in ein kleineres Flugzeug umgestiegen waren. Seichan hatte bestätigt, dass Agenten der Gilde bereits in der Gegend tätig waren, denn die Organisation verfügte über enge Beziehungen zu China und Nordkorea. Für die Gilde war das hier praktisch ein Heimspiel.
    Gray hatte keinen Zweifel daran, dass Nasser entlang ihrer ganzen Reiseroute von Hormus nach Kambodscha Spione postiert hatte. Um das Leben seiner Eltern zu retten, war er gezwungen gewesen, Marcos Spur bis zum Anfang, nämlich den Tempeln von Angkor, zurückzuverfolgen. Auf diese Weise hatte er Nasser dazu bewogen, seine Eltern vorerst am Leben zu lassen. Doch wie Gray befürchtet hatte, war er nicht bereit gewesen, sie freizulassen.
    Da das Damoklesschwert noch immer über seinen Eltern hing, hatte Gray sich geweigert, auch die zweite Bombe platzen zu lassen und das Heilmittel für das Judas-Virus zu nennen. Das wollte er erst dann tun, wenn Nasser leibhaftig vor ihm stand und ihm konkrete Beweise dafür vorlegte, dass seine Eltern wohlauf und in Freiheit waren.
    Deshalb hatten sie dieses Treffen vereinbart.
    Ein Tauschgeschäft.
    Informationen gegen die Freiheit seiner Eltern.
    Gray machte sich keine Illusionen. Er wusste genau, dass Nasser seine Eltern niemals freilassen würde. Das hier war eine Falle - und aus Grays Perspektive reine Hinhaltetaktik. Trotzdem hatten sie keine andere Wahl, als diesen Tanz der wechselseitigen Täuschungen fortzusetzen. Gray blieb nichts anderes übrig, als Nasser zu vertrösten und ihm einen Köder vor die Nase zu halten, damit Direktor Crowe Zeit hatte, seine Eltern zu finden.

    Nach dem Telefonat mit Nasser hatte er es riskiert, mit Seichans Prepaidhandy ein kurzes Gespräch in die Staaten zu führen. Da er fürchtete, Nasser könnte die Funkmasten in der Gegend anpeilen, hatte er sich bei seiner Unterredung mit Painter möglichst kurz gefasst. Der Sigma-Direktor hatte nur schlechte Neuigkeiten zu vermelden gehabt. Sigma hatte keine neue Spur, auch der Aufenthaltsort von Monk und Lisa war nicht bekannt. Sein Frust und seine Verärgerung waren Painter deutlich anzuhören gewesen.
    Fügte man noch nackte Angst hinzu, entsprach dies haargenau Grays Gemütsverfassung.
    Painter hatte ihm erneut angeboten, Verstärkung zu schicken, doch um seine Eltern nicht zu gefährden, hatte Gray abgelehnt. Seichan hatte ihn darauf hingewiesen, dass die Gilde sich hier auf vertrautem Gelände bewegte. Jede Mobilisierung neuer Kräfte hätte deutlich gemacht, dass Gray heimlich mit Washington in Verbindung stand. Dies war ein kleiner Vorteil, den Gray nicht aufs Spiel setzen wollte. Außerdem hätte Nasser seine Eltern auf der Stelle getötet, wenn er von seinen Telefonaten mit der Einsatzzentrale von Sigma Wind bekommen hätte. Es war von entscheidender Bedeutung, dass Nasser glaubte, ihre Gruppe wäre von der Außenwelt abgeschnitten.
    Gleichwohl war Gray ein gewisses Risiko eingegangen und hatte Painter um ein kleines Zugeständnis gebeten. Als das geklärt war, blieb Gray nichts weiter zu tun, als den Zeitrahmen einzuhalten.
    Ihm blieben noch zwei Stunden.
    Mit einem leisen Klingeln öffnete sich hinter ihm die Aufzugstür. Das schmiedeeiserne Gitter rollte zur Seite. »Wie ich sehe, sind Sie wohlbehalten eingetroffen«, sagte jemand mit ruhiger Stimme.
    Gray drehte sich um.
    Nasser trat aus dem Aufzug in die Lobby, bekleidet mit einem dunklen Anzug, aber ohne Krawatte. »Sieht so aus, als könnten wir unsere Besprechung vorziehen.«
    Aus den Nebengängen traten Männer in Khakiuniformen und schwarzen Baretten hervor. Stiefel

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