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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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Zusammentreffen. Ich frage mich, ob die Krabbe vielleicht darauf programmiert wurde, sich dorthin zu begeben.«
    Painter starrte auf den Bildschirm und dachte an Gray Pierce und den gefährlichen Bluff, den er dort abziehen wollte. »Falls Sie recht haben, führt Marcos Spur vielleicht doch nicht in eine Sackgasse. Irgendetwas muss dort sein.«
    Jennings nickte, die Hände in die Hüfte gestemmt. »Aber was?«
05:32
Siem Reap
    Vigor nahm sich vor, niemals mit Gray zu pokern.
    Der Commander saß in der Hotelbar in einem Rattansessel. Die Bar hatte um diese Zeit eigentlich geschlossen, doch Nasser hatte den Raum gemietet. Ihren Namen hatte die Elefantenbar von den großen geschwungenen Stoßzähnen beiderseits des Eingangs. Die Zebra- und Tigermuster der gepolsterten Bambusmöbel passten dazu.

    Gray saß Nasser gegenüber an einem kleinen Glastisch und ließ sich nicht in die Karten blicken.
    Seichan fläzte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Sofa. Kowalski saß an der lang gestreckten Bar und starrte die juwelenartig funkelnden Flaschen an. Vigor entging jedoch nicht, dass er im Barspiegel Gray und Nasser im Auge behielt.
    Viel tun konnte er ohnehin nicht.
    An den Ausgängen und an den Wänden waren Nassers Leute postiert.
    Mit einem metallischen Klirren legte Nasser den goldenen Paitzu auf den Tisch. Bevor sie auf das Heilmittel zu sprechen kamen, hatte Nasser sich vergewissern wollen, dass Marco Polo dem Judas-Stamm tatsächlich zum ersten Mal in Angkor Wat begegnet war. Gray hatte ihm den Hergang so erläutert, wie er es bereits an Bord des Wasserflugzeugs getan hatte.
    Vigor stand am Tisch und betrachtete die Engelschrift, die Sternenkarte und den Lageplan der Tempel. Er hatte sich die ganze Geschichte noch einmal von Anfang bis Ende angehört.
    Schließlich war Nasser überzeugt. Er lehnte sich zurück. »Und das Heilmittel?«
    Vigor musste sich beherrschen, um nicht zusammenzuzucken. Auf dem Herflug hatte Gray erläutert, wie er das Ende von Marcos Geschichte auffasste, nämlich dass es sich um eine Art Impfung mittels Kannibalismus gehandelt habe. Das war eine interessante Deutung, brachte sie aber auch nicht weiter.
    Da der Bluff ausgesprochen riskant war, hatte Gray in Bangkok versucht, Vigor zum Einsteigen in ein anderes Flugzeug zu bewegen.
    »Es ist zu gefährlich«, hatte er gemeint. »Fliegen Sie zurück nach Italien.«
    Vigor aber war nicht darauf eingegangen. Abgesehen davon, dass Nasser verlangt hatte, dass sie alle nach Kambodscha kamen, hatte Vigor seine Gründe dafür mitzukommen. Irgendwo inmitten dieser Tempel war Pater Agreer verschwunden, ein Geistlicher wie er, der sein Leben geopfert hatte, um Marco und dessen Begleiter zu retten. Doch er konnte Gray gegenüber auch noch ein triftigeres Argument nennen.

    »Die Eingeborenen, die ihm das Heilmittel brachten, haben in Pater Agreer etwas Besonderes gesehen, irgendeine Gemeinsamkeit«, hatte Vigor erklärt. »Weshalb haben sie gerade ihn ausgewählt? Wenn es etwas gibt, das Marco in seinem Bericht verschwiegen hat, wäre ein Geistlicher vielleicht am besten geeignet, es herauszufinden.«
    Gray hatte widerwillig nachgegeben.
    Gleichwohl gab es noch einen weiteren Grund dafür weiterzumachen, den Vigor unerwähnt gelassen hatte. Etwas, das ihm im Blick des jungen Mannes aufgefallen war. Verzweiflung. Während er seine letzten Trümpfe ausspielte, wurde Gray immer leichtsinniger. Was sich schon darin zeigte, dass er sich ohne Notfallstrategie in diese Falle hineinbegab. Gray setzte seine ganze Hoffnung auf Direktor Crowe. Er vertraute darauf, dass es seinem Chef gelingen werde, seine Eltern zu befreien, und dass er dann freie Hand haben würde.
    Aber war Gray, der von der Sorge um seine Eltern gequält wurde, diesem Spiel überhaupt gewachsen? Vigor hatte den Eindruck, dass er in seiner Urteilskraft eingeschränkt war.
    Er blickte auf die ausgebreiteten Karten und Schriftstücke.
    Wieso war Gray das bislang entgangen?
    »Das Heilmittel«, wiederholte Nasser und unterbrach damit Vigors Gedankengang. »Sagen Sie mir, was Sie wissen.«
    Gray wirkte noch immer ruhig und gelassen; keine einzige Schweißperle stand ihm auf der Stirn. »Ich werde Ihnen die Nummer eines Schließfachs am Flughafen von Bangkok nennen. Ich sage Ihnen, wo Sie den Schlüssel finden, der meine Aussagen bestätigt. In dem Schließfach haben wir die dritte und letzte Schriftrolle deponiert. In diesem Dokument nennt Marco das Heilmittel. Es umfasst zwei Teile. Den

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