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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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ersten Teil verrate ich Ihnen gratis.«
    Nasser veränderte nervös die Haltung und kniff die Augen zusammen.
    »Dann lassen Sie als Zeichen Ihres guten Willens meine Eltern frei. Ich erwarte von Ihnen einen zufriedenstellenden Beweis. Anschließend nenne ich Ihnen die Nummer des Schließfachs und den Ort. Dann können Sie sich vergewissern, dass ich die Wahrheit gesagt habe. Reicht Ihnen das?«

    »Das hängt davon ab, was Sie mir zu sagen haben.«
    Gray erwiderte seinen Blick, ohne zu blinzeln.
    Vigor wusste, dass es sich um reine Hinhaltetaktik handelte, welche die Enthüllung möglichst lange hinauszögern sollte. Die Schriftrolle war tatsächlich am Flughafen von Bangkok in einem Schließfach deponiert, doch Nasser wäre damit nicht weitergeholfen. Es gab keine zweite Erklärung zum Heilmittel.
    Gray seufzte scheinbar resigniert. »Auf der dritten Schriftrolle stand Folgendes: Nach Marco...«
    Während Gray berichtete, was sie dem gestickten Text entnommen hatten, hörte Vigor nur mit halbem Ohr hin und musterte die auf dem Tisch ausgebreiteten Dokumente. Der Commander hielt sich an die Wahrheit, denn er war sich bewusst, dass er sich mit Lügen keinen weiteren Aufschub erkaufen konnte. Wenn Gray geendet hätte, würde Nasser ein paar Telefonate führen, die Schriftrolle aus dem Schließfach holen und den Text übersetzen lassen. Das würde einige Zeit brauchen. Die Schriftrolle würde Grays Aussage bestätigen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Nasser ihm auch die folgenden Märchen abkaufen würde. Und selbst wenn er sich nicht von Grays Lügen überzeugen ließe, hätte er seinen Eltern wenigstens einen Aufschub verschafft.
    So lautete der Plan.
    Gray beendete seinen Bericht und kam zur Schlussfolgerung. »Der Verzehr von Menschenfleisch hatte einen Schutz vor Ansteckung zur Folge. Wie genau das vonstattenging, werde ich Ihnen jedoch erst dann sagen, wenn meine Eltern sich auf freiem Fuß befinden.«
    Gray faltete die Hände im Schoß.
    Nach kurzem Schweigen sagte Nasser bedächtig: »Dann brauchen wir also jemanden, der von der Ansteckung mit dem Judas-Virus genesen ist. Einen Überlebenden. Dann können wir mithilfe der weißen Blutkörperchen und der Antikörper einen Impfstoff herstellen.«
    Gray hob andeutungsweise die Schultern, womit er kundtat, dass er erst dann weitere Auskünfte geben würde, wenn seine Eltern frei wären.
    Seufzend holte Nasser sein Handy hervor, klappte es auf und
drückte eine Taste. »Annishen«, sagte er. »Wähl eine der Geiseln aus. Du hast die Wahl.«
    Nasser lauschte.
    »Ja, gut... und jetzt töte sie.«
05:45
    Gray hechtete über den Tisch.
    Er hatte keinen Plan, sondern handelte aus dem Bauch heraus.
    Nasser aber hatte anscheinend einem seiner Männer ein Zeichen gegeben. Von hinten bekam Gray einen Schlag auf den Schädel. Ein sengender Schmerz explodierte in seinem Kopf, erst war alles blendend hell, dann wurde es vorübergehend dunkel um ihn. Er prallte auf den Cocktailtisch und rollte von dort auf den Boden. Durch den Aufprall stellte sich sein Sehvermögen wieder her.
    Fünf Pistolen zielten auf Gray.
    Weitere Waffen hatten Seichan und Kowalski im Visier.
    Vigor hatte abwehrend die Arme überkreuzt.
    Nasser hatte sich nicht bewegt und hielt immer noch das Handy ans Ohr. »Warte noch einen Moment, Annishen.« Er senkte das Handy und deckte das Mikrofon mit der Hand ab. »Das Spiel ist aus, Commander Pierce. Die vielen Spuren enden hier. Polos letzte Schriftrolle bestätigt nur, was wir bereits von unseren Kollegen in Indonesien wissen. Unser Wissenschaftlerteam ist zur gleichen Schlussfolgerung gelangt. Das potenzielle Heilmittel ist im Körper eines Überlebenden zu finden. Einer Person, die zufällig leuchtet , wie Marco es selbst geschildert hat.«
    Gray schüttelte den Kopf. Nicht weil er Nasser widersprechen wollte, sondern weil er Mühe hatte, ihn zu verstehen. Sein Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren und übertönte alles. Sein Plan war gescheitert.
    Nasser hob wieder das Handy ans Ohr. »Es scheint so, als hätte sich die historische Fährte am Ende mit der wissenschaftlichen getroffen. Damit wäre das sprichwörtliche Ende des Weges erreicht. Jedenfalls gilt das für Ihre Eltern.«
    Gray hatte das Gefühl, die Welt stürze um ihn herum ein. Sogar
sein Gesichtsfeld verengte sich, Nassers Stimme klang auf einmal ganz hohl. Jedenfalls so lange, bis Vigor neben ihn trat.
    »Es reicht!«, rief der Monsignore mit der Autorität eines Professors, der vor

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