Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
umklammerte ihr Handgelenk wie ein Schraubstock und drückte ihre Hand mit der Faust flach auf den Tisch. Die Lötlampe zischte bedrohlich.
    Annishen hielt die klaffenden Klauen des Bolzenschneiders über Harriets gespreizte Finger. »Ene, mene, mu...«
    Sie senkte die Schneiden auf Harriets Ringfinger. Der Diamant des Hochzeitsrings funkelte im Schein der Glühbirne.
    »Nein...«
    Ein lautes Knacken ließ alle zusammenzucken.
    Harriet wandte den Kopf, während Annishen sich aufrichtete. Der Mann, der Jack das Kinn festgehalten hatte, damit er mit ansah, wie seine Frau verstümmelt wurde, taumelte mit einem Aufschrei zurück. Blut strömte aus seiner Nase.
    Jack, der seinem Aufpasser einen Kopfstoß verpasst hatte, sprang hoch und warf sich zur Seite. Aus der Drehung heraus riss er die Pistole des Aufpassers aus dem Halfter und schwenkte sie mit gefesselten Händen herum.
    »Duck dich, Harriet!«, rief er und drückte ab.
    Der Mann, der Harriet die Pistole an die Wange gehalten hatte, wurde in die Brust getroffen und zurückgeschleudert. Seine Pistole schlitterte über den Boden und verschwand in der Dunkelheit.
    Der zweite Aufpasser ließ Harriets Arm los und griff zur Waffe.
    BÄNG!
    Aus dem Augenwinkel sah Harriet, wie Wange und Ohr des Mannes in einer Blutwolke verschwanden. Vor allem aber achtete sie auf Annishen. Die Frau ließ den Bolzenschneider unter lautem Klirren fallen und schnappte sich die auf dem Tisch liegende
Pistole. Mit einer blitzschnellen Drehung fuhr sie zu Jack herum.
    Harriet, deren Arm noch auf dem Tisch lag, warf sich vor, packte die Lötlampe und fuhr mit der Flamme über Annishens Hand und Handgelenk. Ihre Peinigerin schrie auf und drückte ab. Die Kugel traf den Zementboden und prallte als Querschläger davon ab. Als Annishens Ärmel Feuer fing, zuckte sie zurück und ließ die Pistole fallen.
    Jack feuerte erneut, doch der Schmerz hatte Annishen nur noch reaktionsschneller gemacht.
    Sie tänzelte zur Seite, warf den Tisch um und stürmte durch eine Tür, wobei sie eine Flammenspur hinter sich her zog.
    Jack schickte ihr noch zwei weitere Schüsse hinterher - dann war er bei Harriet angelangt. Er zog sie hoch, drückte sie an sich und rannte mit ihr zur Treppe. »Wir müssen von hier verschwinden. Die Schüsse...«
    Von oben drang Stimmenlärm herab. Die Schüsse waren nicht unbemerkt geblieben.
    »Zum Lastenaufzug«, sagte Jack.
    Gemeinsam eilten sie auf die offene Kabine zu. Wegen seiner Prothese humpelte Jack. Als sie drinnen waren, zog Jack die Tür zu und drückte den Knopf zur zweitobersten Etage.
    »Das Erdgeschoss wird bestimmt bewacht. Wir fahren nach oben und suchen eine Feuerleiter... oder irgendein Versteck.«
    Als der Aufzug sich in Bewegung setzte, drückte er Harriet an die Rückwand. Laute Rufe waren zu hören. Die Lichtkegel von Taschenlampen schwenkten durch die Dunkelheit. Mindestens zwanzig Männer. Jack hatte recht. Entweder sie fanden einen anderen Fluchtweg, oder es gelang ihnen, Hilfe herbeizurufen. Wenn sie das nicht schafften, mussten sie sich verstecken.
    Der Aufzug kletterte langsam in die Höhe.
    Jack hielt Harriet fest umarmt.
    Sie klammerte sich an ihn. »Jack... wie... du warst doch so...?«
    »Belämmert?« Jack schüttelte den Kopf. »Herrgott, Harriet, hast du wirklich geglaubt, es stünde so schlimm um mich? Ich weiß, im Hotel hatte ich einen Aussetzer. Tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe.«

    Ihm brach die Stimme.
    Zum Zeichen, dass sie seine Entschuldigung annahm, drückte Harriet ihm den Arm. »Als sie dir mit dem Taser den Stromschlag verpasst haben, dachte ich, in deinem Gehirn wäre was kaputtgegangen.« Sie drückte ihn erneut. »Gott sei Dank.«
    »Hat höllisch wehgetan. Aber als du nur so getan hast, als würdest du mir die Pillen in den Mund stecken, hab ich mir gedacht, du willst bestimmt, dass ich ein bisschen aufdrehe und meinen Zustand übertreibe, damit sie in ihrer Wachsamkeit nachlassen.«
    Harriet blickte zu ihm auf. »Dann hast du also die ganze Zeit über geschauspielert?«
    »Also, ich hab mir tatsächlich in die Hose gemacht«, sagte er zornig. »Aber nur deshalb, weil sie mich nicht aufs Klo lassen wollten.«
    Der Aufzug hielt an.
    Jack öffnete die Tür, winkte Harriet nach draußen und schloss den Aufzug wieder. Dann langte er zwischen den Holzleisten hindurch und drückte den Knopf fürs Erdgeschoss, worauf sich der Aufzug nach unten in Bewegung setzte.
    »Die brauchen ja nicht zu erfahren, wo wir ausgestiegen sind«,

Weitere Kostenlose Bücher