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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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Hatten die Bakterien bei Susan eine uralte Erinnerung wachgerufen?
    Lisa beobachtete, wie Susan die andere Hand aus dem Sonnenschein nahm und sich einen Deckenzipfel übers Gesicht zog. Wusste sie es ebenfalls?
    Als kein Sonnenlicht mehr auf Susan fiel, wurde ihre Stimme schwächer. »Noch nicht bereit...«
    Mit der Rechten hielt sie immer noch Lisas Handgelenk umklammert.
    »Bring mich dorthin... irgendwie.« Susan erschlaffte, versank wieder in Bewusstlosigkeit. »Sonst ist die ganze Welt verloren.«
    Ein lautes Klopfen ließ Lisa zusammenschrecken.
    Im Lukenfenster tauchte Ryders schmutziges Gesicht auf. Lisa beugte sich vor und löste die Verriegelung. Ryder kletterte in die Kabine, triefnass, aber mit einem breiten Lächeln.
    »Ich habe ein Satellitentelefon gefunden! Obwohl der Akku nur noch zu einem Viertel geladen ist, hat mich das verdammte Ding so viel gekostet wie ein kleines Strandhaus im Hafen von Sydney.«

    Lisa nahm das große Gerät entgegen. Als Ryder im Pilotensitz Platz nahm, folgte Lisa ihm nach vorn. Obwohl er bis auf die Haut durchnässt war, sah er aus, als habe er einen Vergnügungsausflug gemacht. Seine Augen blitzten vor Erregung. Allerdings strahlte er auch einen ungewohnten Ernst aus, und um seine Mundwinkel lag ein harter Zug. Ryder mochte zwar Spaß an wilden Abenteuern haben, doch um so erfolgreich zu sein wie er, brauchte es eiserne Entschlossenheit.
    »Wenn wir von den Klippen weg sind, ist das Satellitensignal stärker«, sagte er und schaltete die Jetpumpe ein. Mit leise grollendem Motor entfernten sie sich von den Felsen.
    Währenddessen berichtete ihm Lisa, was Susan gesagt hatte.
    Ich bin nicht das Heilmittel... noch nicht.
    Sie gelangten zu einer einvernehmlichen Entscheidung.
    Ryder breitete die Navigationskarte auf dem Steuer des Flugboots aus. »Angkor liegt vierhundertfünfzig Meilen nördlich. Mit unserem kleinen Flieger sind wir in anderthalb Stunden dort.«
    Lisa nahm das Satellitentelefon auf den Schoß und bekam ein starkes Signal.
    Jetzt musste sie nur noch eine Person überzeugen.
20:44
Washington, D. C.
    »Lisa?«, schrie Painter ins Headsetmikrofon. Das Signal war schwach, doch mit der schlechten Verbindung hatte seine Lautstärke nichts zu tun. Vor Erleichterung war ihm ganz schwindelig. »Alles okay bei dir?«
    »Ja... im Moment schon. Ich muss mich kurz fassen, Painter. Der Akku ist fast leer.«
    Sie klang besorgt. Sein Hochgefühl verflüchtigte sich. »Schieß los«, sagte er.
    In knappen Worten berichtete Lisa, was geschehen war. Wie bei einem Patienten, dem sie verkündete, dass er an einer unheilbaren Krankheit litt, hielt sie sich streng an die Fakten. Gleichwohl nahm Painter das Zittern in ihrer Stimme wahr. Am liebsten hätte er durchs Telefon gegriffen und sie an sich gedrückt.

    Während sie von Krankheit, Wahnsinn und Kannibalismus berichtete, sackte er auf dem Stuhl in sich zusammen. Er senkte den Kopf. Er stellte Fragen, füllte Lücken aus. Sie nannte ihm die Koordinaten der Insel. Pusat. Er schob die Notiz seinem Sekretär zu, der sie an seinen Vorgesetzten Sean McKnight faxen würde. Eine in Darwin stationierte, auf Terrorismusbekämpfung und Befreiungsaktionen spezialisierte australische Eingreiftruppe wartete bereits auf den Einsatzbefehl. Noch ehe Painter die Unterhaltung beendet hätte, wären die Flugzeuge gestartet.
    Doch es ging um mehr als um ein gekapertes Kreuzfahrtschiff.
    »Was ist mit dem Judas-Stamm?«, fragte Lisa. »Hat sich die Krankheit weiter ausgebreitet?«
    Painter hatte nur schlechte Nachrichten zu verkünden. Es waren bereits Krankheitsfälle in Perth, London und Bombay gemeldet worden. Weitere würden folgen.
    »Wir brauchen diese Frau«, schloss Painter. »Jennings, unser Forschungsleiter, glaubt, ein Überlebender könnte der Schlüssel zum Heilmittel sein.«
    Lisa war auch dieser Meinung. »Sie ist der Schlüssel, aber sie ist nicht das Heilmittel... noch nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    Ihr Seufzen wanderte um die halbe Welt.
    »Etwas fehlt noch. Etwas, das mit einer Region in Kambodscha in Verbindung steht.«
    Painter straffte sich wieder. »Redest du von Angkor?«
    Es entstand eine lange Pause. »Ja.« Sie klang überrascht. »Woher wusstest du...?«
    Painter berichtete ihr von der historischen Fährte, welche die Gilde verfolgt hatte, und sagte ihr, wo sie endete.
    »Und Gray ist bereits vor Ort?«, fragte Lisa aufgeregt. Sie murmelte etwas, das sich anhörte wie ein Zitat. »Sie dürfen da nicht hingehen.«

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