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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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Judas-Stamms.«
    Gray ließ Lisa los und trat vor. »Sie werden vielleicht noch auf unsere Hilfe angewiesen sein!«, rief er, obwohl er wusste, dass es zwecklos war.
    »Ich bin sicher, wir kommen auch alleine klar. Die Gilde verfügt über ausreichende Ressourcen, um auch noch die letzten Puzzleteile zusammenzufügen. Ausgehend von ein paar Worten aus einem alten Text haben wir es bis hierher geschafft. Ihnen, Commander, haben wir es zu verdanken, dass der Text in unseren Besitz gelangt ist.«
    Gray ballte die Hände zu Fäusten. Er hätte die Bibliothek des Drachenordens in Brand stecken sollen, als er Gelegenheit dazu hatte.
    »Anschließend hat die Gilde - mittels Satellitenerkundung und mithilfe von Meeresbiologen - vor der Küste von Sumatra eines von Marcos gesunkenen Schiffen ausfindig gemacht.«
    Gray stutzte. »Sie haben eins von Marcos Schiffen aufgespürt?«
    »Und wir hatten Glück. Einer der Kielbalken, der von einer isolierenden Tonschicht ummantelt war, zeigte noch biologische Aktivität. Allerdings war ein In-vitro-Versuch nötig, ein reales Anwendungsszenario, damit wir uns ein Bild von den Einsatzmöglichkeiten machen konnten.«
    Gray gefror das Blut in den Adern. Wenn Nasser die Wahrheit sagte, war die Krankheit auf der Weihnachtsinsel nicht zufällig ausgebrochen. »Sie... Sie haben die Weihnachtsinsel in voller Absicht kontaminiert.«

    Er suchte in Seichans Augen nach einer Bestätigung.
    Sie wich seinem Blick aus.
    Nasser fuhr fort: »Wir brauchten nur die Meeresströmungen und Gezeitenmuster zu studieren, den Balken vor der Küste zu platzieren und die weitere Entwicklung abzuwarten. Wir waren gerade mit der Beobachtung und dem Probensammeln beschäftigt, als unsere Patientin in Erscheinung trat. Sie und ihre Begleiter. Die ersten menschlichen Versuchsobjekte. Die Meeresströmungen haben die Krankheit anschließend wie geplant an die Küste getragen. Ein streng lokalisiertes, kontrolliertes Szenario.«
    »Und das Kreuzfahrtschiff hat der Gilde die Gelegenheit geboten, die Ernte einzufahren«, flüsterte Lisa.
    Gray sackte in sich zusammen.
    »Jetzt wissen Sie, weshalb ich versuchen musste, der Gilde Einhalt zu gebieten«, murmelte hinter seinem Rücken Seichan.
    Gray blickte sie an.
    Seichan war gescheitert - sie alle waren gescheitert.
11:11
    Susan war benommen, wie in einem Wachtraum gefangen.
    Flammen tanzten in ihrem Kopf.
    Seit sie dem prallen Sonnenschein ausgesetzt gewesen war, hatte sie eine Grenze überschritten. Das spürte sie in ihrem Schädel. Sie war nicht mehr sie selbst - oder vielleicht mehr sie selbst als je zuvor.
    Tief in ihrem Innern verborgene Erinnerungen waren freigesetzt worden. Längst vergessen Geglaubtes war auf einmal wieder zugänglich. Die Erinnerungen fügten sich zusammen, Tag um Tag, Stunde um Stunde, und verschmolzen zu einem zusammenhängenden Ganzen. Ihre Vergangenheit erwachte wieder zum Leben, nicht nur in Bruchstücken, sondern als eine lückenlose Abfolge von Bildern.
    Und alles schrumpfte zu einem einzigen Moment zusammen: angefangen vom Druck auf ihren Schädel, als sie aus der Gebärmutter hinausgepresst worden war, bis zu ihrem Herzklopfen
jetzt in diesem Moment. Sie spürte die Berührung der Luft auf ihrer nackten Haut, jeden winzigen Hauch, hineingeschrieben in ihr Gedächtnis, eine Ergänzung des Ganzen.
    Dies alles schwebte wie in einer schimmernden Blase.
    Und jenseits deren Oberfläche war noch mehr.
    Doch sie war noch nicht bereit, es zu erkunden.
    Sie wusste, dass es vorher noch etwas zu erledigen gab.
    Weiter unten.
    Sie schloss die brennenden Augen, und ihre Panik flaute allmählich ab.
    Zwischen Vergangenheit und Gegenwart schwebend traten mit jedem Atemzug neue Momente hinzu, und neue Worte sanken langsam in den Teich, der ihr Leben war, als lauschte sie ihnen aus nächster Nähe.
    ... wir brauchten nur die Meeresströmungen und Gezeitenmuster zu studieren, den Balken vor der Küste zu platzieren und die weitere Entwicklung abzuwarten... als unsere Patientin in Erscheinung trat. Sie und ihre Begleiter. Die ersten menschlichen Versuchsobjekte.
    NEIN.
    Das eine Wort hallte in ihr wider. In dem endlosen Moment zwischen einem Atemzug und dem nächsten gefangen, schwebte sie wieder schwerelos unter Wasser. Ein schwarzes, verwittertes Holzstück ragte aus dem Sandboden hervor. Damals hatte sie geglaubt, der Kielbalken sei durch ein Erdbeben oder einen Tsunami freigelegt worden.
    Jetzt kannte sie die Wahrheit.
    Der Balken war von Menschenhand

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