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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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mehr gewünscht als Susans Tod.
    Gray hatte den Körper der Frau als Unterpfand nutzen wollen.
    Das war schlecht gelaufen.
    Nasser brüllte außer sich vor Schmerzen in den Lichtschacht hinunter. Der geschwärzten Haut nach zu schließen hatte er großflächige Verbrennungen dritten Grades davongetragen. Jetzt wollte er es ihnen heimzahlen. Auge um Auge. Das Sprengteam war aber anscheinend noch nicht so weit. Die Männer eilten aufgeregt umher und gewährten Grays Gruppe noch einen Aufschub.
    Gray nutzte die Gelegenheit und veränderte Susans Haltung, um sie besser vor der zu erwartenden Druckwelle abzuschirmen. Wenn sie tatsächlich das potenzielle Heilmittel war, durfte sie nicht sterben. Er zog ihr die Plane fester über den Kopf. Dabei teilte sie sich einen Moment, und er sah Susans leuchtende Haut. Hier im Schatten ließ die Leuchtkraft bereits wieder nach. Staunend hielt er inne. Als er die Plane wieder schließen wollte, fiel sein Blick auf die Wand.
    Die Schriftzeichen leuchteten ungewöhnlich hell; sie fluoreszierten. Die Cyanobakterien in Susans Haut setzten offenbar ultraviolettes Licht frei, das eine bestimmte Komponente der Schriftzeichen zum Fluoreszieren anregte.

    Gray musste an den ägyptischen Obelisken denken, der eine vereinfachte Miniaturausgabe dieser Kammer war. War Johannes Trithemius bei seinen Meditationen zu tieferen Einsichten gelangt? Hatte er in einer Vision diese Kammer geschaut?
    Gray zog die Plane noch etwas weiter auseinander, sodass ein größerer Teil der Wand erhellt wurde. Die fluoreszierenden Buchstaben breiteten sich in der Dunkelheit in alle Richtungen aus, als hätte er eine Öllache entzündet.
    Das kann doch nicht sein...
    Er drehte Susan in seinen Armen um, ließ ein größeres Stück Plane herabfallen und achtete darauf, nicht mit ihrer Haut in Berührung zu kommen. Das Leuchten reichte noch immer nicht sonderlich weit. Er musste Susan näher an die Wand heranbringen. Er mühte sich ab mit ihrem Gewicht und der unförmigen Plane, während die Sekunden unerbittlich verstrichen.
    Er brauchte Hilfe.
    »Kowalski! Wo stecken Sie?«
    Hinter einer Säule zur Rechten ertönte eine Stimme. »Ich bin in Deckung gegangen! Wie Sie gesagt haben!«
    Gray wuchtete Susan hoch. »Sie müssen mir helfen!«
    »Und was ist mit der Bombe?«
    »Vergessen Sie die Bombe. Schaffen Sie Ihren Arsch her!«
    Kowalski fluchte heftig, dann näherte er sich grummelnd. »Dass es immer um eine gottverdammte Bombe gehen muss...«
    Plötzlich tauchte der große Mann hinter der Säule hervor. Offenbar hatte er sich dicht an der Wand vorbeigedrückt.
    Gray deutete mit dem Kinn nach links. »Helfen Sie mir, Susan dorthin zu schleppen.«
    Kowalski seufzte auf. Sie legten Susan auf die Plane, fassten diese wie eine Trage und hasteten an der Wand entlang. Die geschwungene Wand mit den Schriftzeichen leuchtete vor ihnen auf und versank hinter ihnen wieder in Dunkelheit.
    Hinter der nächsten Säule war Seichan in Deckung gegangen. Sie kam ihnen entgegen, angelockt von dem Schauspiel und ihrer Eile. »Was haben Sie - o mein Gott!«
    Gray senkte Susan auf den Boden ab, ohne sie zuzudecken. Das von ihr ausgehende Licht fiel auf die Wand und setzte die Schrift
in Brand. Mit Ausnahme einer deutlich erkennbaren Stelle, die dunkel geblieben war.
    »Vigor!«, rief Gray.
    »Ich komme!«, antwortete der Monsignore. Offenbar hatte er von der anderen Seite der Kammer aus alles beobachtet. Gefolgt von Lisa rannte er zu Gray hinüber.
    Dann standen sie staunend vor der Wand.
    Doch nicht das, was leuchtete, war der Grund für ihr Erstaunen, sondern das, was dunkel geblieben war.

    »Pater Agreer«, sagte Vigor. »Ich glaube, er hat die Wand abgewaschen und auf diese Weise ein Zeichen hinterlassen. Einen Hinweis.«
    »Ein Hinweis worauf?«, fragte Seichan.
    »Auf einen verborgenen Durchgang«, sagte Gray. »Es muss noch einen anderen Zugang zur Höhle geben.«
    »Aber was hat das Zeichen zu bedeuten?«, fragte Vigor.
    Gray schüttelte den Kopf, denn ihm war bewusst, dass die Zeit allmählich knapp wurde. Wenn es ihnen nicht gelang, den Zugang zu finden und Susan in Sicherheit zu bringen, war nicht nur ihr Leben in Gefahr. Lisa hatte gemeint, die Pandemie breite sich bereits aus.
    »Sprechen Sie Ihr letztes Gebet!«, rief Nasser von oben herunter.
    »Jesus Christus!«, platzte Kowalski heraus, doch besonders
fromm klang das nicht. Er schob Gray und Vigor beiseite, ging zur Wand und drückte fest auf die Mitte des Kreuzes.
    Die

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