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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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Susan«, bemerkte Gray.
    Der Vergleich störte Lisa. Sie vergegenwärtigte sich den Lebenszyklus,
den sie soeben umrissen hatte. Das Schema war dreieckig, nicht linear: Cyanobakterien, Fledermäuse und Gliederfüßer. Sie alle waren durch den Judas-Stamm miteinander verknüpft.

    »Bei Susan liegt der Fall anders«, sagte Lisa. »Der Mensch sollte eigentlich gar nicht an diesem Lebenszyklus teilhaben. Da er jedoch wie die Fledermaus zu den Säugetieren gehört, war er ebenfalls für die Toxine und das Virus empfänglich. Als die Khmer die Höhle entdeckten, wurden wir versehentlich Teil dieses Lebenszyklus und nahmen die Stelle der Fledermäuse ein. Mit dem Unterschied, dass wir das Virus nicht im Flug, sondern auf zwei Beinen verbreiten, uns alle drei Jahre gegenseitig anstecken und Epidemien unterschiedlichen Ausmaßes auslösen.«
    Gray blickte zu Susan hinüber. »Aber was ist mit ihr? Weshalb hat sie überlebt?«
    »Wie ich schon sagte, ich weiß auch nicht alles.« Sie dachte an ihre früheren Unterhaltungen, die sich um die Überlebenden der Pest und den Virencode in der menschlichen DNA gedreht hatten. »Unser neurologisches System ist tausendfach komplexer als das einer Fledermaus oder einer Krabbe. Außerdem sind die Menschen genau wie die Cyanobakterien ausgesprochen anpassungsfähig. Wer kann schon sagen, welche Wunder diese Toxine in unserem hoch entwickelten neurologischen System vollbringen?«
    Lisa seufzte. Sie hatten die Landzunge erreicht.
    Als sie sich umdrehte, fiel ihr in der Höhe etwas auf. Aus den Augenöffnungen des Götterbilds quollen Rauchwölkchen, die im Sonnenschein aufleuchteten.
    »Der Neutralisierungspuder«, meinte Gray, ohne stehen zu bleiben. »Nasser schließt die Dekontaminierung des oberen Gewölbes ab. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.«

11:39
    Am Ende der Treppe kniete sich Vigor neben die niedrige Steintür. Seichan leuchtete ihm mit der Taschenlampe. Ein natürlicher Torbogen rahmte eine behauene Sandsteinplatte ein; Natur und Baukunst ergänzten sich.
    Über der Tür war in den Türsturz ein Bronzemedaillon mit einem eingeprägten Kreuz eingelassen. Vigor hatte es bereits untersucht und Pater Agreers Wirken zu spüren gemeint.
    Jetzt fand er in Bodennähe die Bestätigung.
    Vigor tastete die Steintür ab. In die massive Platte waren Schriftzeichen eingeritzt. Keine Engelzeichen. Italienisch. Dies war das Testament Pater Agreers.
     
    Im Jahre 1296 des Gottessohns habe ich dieses letzte Gebet dem Stein anvertraut. Der Fluch befiel mich, als ich hierherkam, und verursachte mir schweres Leiden, doch wie Lazarus erwachte ich aus totenähnlichem Schlaf. Ich begreife nicht, welche Plage mich befallen hat, doch ich wurde gerettet und auf seltsame Weise gezeichnet, denn von meiner Haut ging ein fiebriges Leuchten aus. Daraufhin leistete ich den wenigen Überlebenden der großen Pest geistlichen Beistand. Nun aber steht mir neue Qual bevor. In des Wassers Tiefe lodert bereits das Höllenfeuer. Ich weiß, dass ich dem Tod nicht entrinnen kann. Mit großer Mühe habe ich die Eingeborenen zum Bau dieser Versiegelung bewegt und deren Fertigstellung beaufsichtigt. Nun verlasse ich diese Welt mit einem einzigen Gebet auf den Lippen. Mehr als für mein eigenes Seelenheil bete ich dafür, dass diese Tür für immer und ewig mit dem Kreuz des Herrn versiegelt sein möge. Auf dass sie dereinst von einem Menschen geöffnet werde, der starken Glaubens ist.
     
     
    Vigor berührte das unter dem Text eingeritzte Namenszeichen.
    Bruder Antonio Agreer.
    Hinter ihm sagte Seichan: »Also hat er sich angesteckt, nachdem Marco fortgegangen war, doch er ist nicht gestorben, sondern hat überlebt. Wie die Frau dort unten.«

    »Vielleicht haben die leuchtenden Eingeborenen, die Marco das Heilmittel anboten, erkannt, dass Pater Agreer überleben würde. Deshalb haben sie ihn ausgewählt. Aber beachten Sie die Datierung, 1296. Er hat drei Jahre hier gelebt. Das ist Susan zufolge die Zeitspanne zwischen zwei Ausbrüchen.« Vigor blickte sich über die Schulter um. »Sie hat recht.«
    Seichan zeigte auf die Tür. »Unter dem Namen steht noch etwas.«
    Vigor nickte. »Ein Bibelzitat, Matthäus, Kapitel achtundzwanzig. Es bezieht sich auf Jesu Auferstehung aus dem Grab.« Vigor las die Bibelstelle vor. »›Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben, denn ein Engel des Herrn stieg vom Himmel herab, trat herzu und wälzte den Stein von der Tür hinweg und setzte sich darauf.«‹
    »Das ist

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