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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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ausgesprochen hilfreich.«
    In der Tat.
    Vigor schaute zu dem Kruzifix hoch, das in das Bronzemedaillon über der Tür eingeprägt war. Er sandte ein Stoßgebet gen Himmel und bekreuzigte sich.
    Auf einmal erbebte unter seinen Knien der Boden. Hinter ihm krachte ein großes Felsstück herunter, was sich anhörte, als sei die ganze Höhle eingestürzt.
    Seichan wich zurück und schwenkte die Taschenlampe hin und her. »Warten Sie hier!«
    Es wurde dunkel um ihn. Er schauderte. Obwohl er die Schriftzeichen nicht mehr sah, standen sie ihm noch deutlich vor Augen.
    Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben...
11:52
    Als das Poltern einsetzte, beugte Gray sich schützend über Lisa. Kowalski sicherte nach der anderen Seite hin. Einer der Stalaktiten löste sich von der Höhlendecke und stürzte in den See. Tiefe Risse gingen von der Abbruchkante aus.
    Susan duckte sich, als die Felsspitze in den leuchtenden See stürzte. Um die Einschlagstelle herum kräuselte sich das Wasser
und schwappte hin und her. Dadurch wurden ätzende Dämpfe freigesetzt, die mit dem Judas-Stamm angereichert waren und das Atmen erschwerten.
    Von oben ertönten kleinere Detonationen, was sich anhörte, als schlügen Kanonenkugeln in die Höhlendecke ein.
    »Was ist da los?«, rief Lisa.
    »Nassers Sprengladungen«, antwortete Gray, dem die Ohren klingelten.
    Kurz zuvor hatte er das Fundament der Säulen des Bayon-Tempels untersucht. Dabei hatte er festgestellt, dass die Säulen von Rissen durchzogen waren, Folge des auf ihnen lastenden Gewichts, des hohen Alters und der periodischen Erdbewegungen. Gray vermutete, dass die Risse sich bei der Detonation der extra starken Bombe verbreitert hatten. Dann hatte die eingedrungene Säure den Kern der Pylone aufgelöst.
    »Offenbar ist eine der Stützsäulen und ein Teil des Tempels eingestürzt«, sagte er und blickte nach oben.
    Es fielen keine Steinblöcke mehr herab - aber wie lange würde die Ruhepause währen? Er wandte sich zu Susan um. Sie richtete sich gerade vorsichtig auf und sah zum Ufer, wollte offenbar wieder aufs Trockene. Dann aber ging sie doch weiter.
    Die beiden Sonnenstrahlen leuchteten inzwischen noch heller, denn die Mittagssonne brannte auf die Tempelruine nieder.
    »Wird das Dach lange genug standhalten?«, fragte Lisa mit Blick auf Susan.
    »Es muss.«
    Wenn noch eine weitere Stützsäule einstürzte, würde das Gewicht des Tempels diese Sandsteinblase plattdrücken wie einen Pfannkuchen. Er zog Lisa auf die Beine. Hier durften sie nicht bleiben. Selbst wenn die Säulen standhielten, stand der See kurz vor dem Ausbruch.
    Die Wasserfläche leuchtete jetzt von einem Ufer zum anderen. Dort, wo die beiden Sonnenstrahlen auftrafen, hatte das Wasser zu brodeln begonnen. Immer mehr Gift, immer mehr Viren wurden in die Luft entlassen.
    Sie mussten von hier verschwinden.
    Susan hatte das Ende der Landzunge erreicht. Sie setzte sich
nieder und schlang die Arme um die Knie. Sie wandte ihnen den Rücken zu, vielleicht weil sie fürchtete, die Nerven zu verlieren und in Panik zu ihnen zurückzurennen. Sie wirkte so allein, so verängstigt.
    Gray wurde von einem quälenden Hustenanfall geschüttelt. Seine Atemwege brannten. Er schmeckte das ätzende Gift auf der Zunge. Sie durften nicht länger warten.
    Lisa hatte das ebenfalls begriffen. Ihre Augen waren blutunterlaufen und tränten wegen der Toxine in der Luft. Außerdem hatte sie Angst um ihre Freundin.
    Susan hatte keine Wahl. Und sie ebenfalls nicht.
    Sie eilten zu dem fernen Torbogen. Der flackernde Schein einer Taschenlampe tanzte über die Wände; Seichan kam zu ihnen zurückgerannt. Allein. Wo steckte Vigor?
    In der Höhe bildete sich mit lautem Knacken ein weiterer Riss.
    Gray, der mit neuerlichem Steinschlag rechnete, zuckte innerlich zusammen.
    Es kam noch viel schlimmer.
    Der steinerne Pfropfen löste sich von der Decke. Gesteinsbrocken fielen herab. Sonnenlicht strömte in die Höhle. Eine große Felstafel mit einer Ecke des hochgewölbten Rands stürzte wie Blei ins Wasser. Susan wurde mit Wasser bespritzt. Weitere Gesteinsbrocken schlugen wie Granaten ein.
    Aus dem Schacht ertönte lautes Triumphgeschrei.
    Gray hörte Nasser rufen. »Sie müssen da unten sein!«
    Nasser aber war im Moment eher ihr kleinstes Problem.
    Das ungehindert einfallende Sonnenlicht versetzte den See, der sich dem kritischen Punkt näherte in Aufruhr. Das bereits brodelnde Wasser begann zu kochen. Es kam zu gewaltigen Eruptionen. Gas und Wasser schossen in

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