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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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gesenktem Kopf rannte er den Felssims entlang.
    Dreißig Meter.
    Mehr nicht.
    Hin und zurück.
    Nur wenige Schritte vom Wasserrand entfernt, drang er mit angehaltenem Atem in die aufsteigenden Giftdämpfe vor. Trotzdem hatte er das Gefühl, gegen eine Feuerwand zu laufen. Seine Augen fingen unverzüglich an zu brennen. Sein Sehfeld verengte sich auf die Fläche einer Nadelspitze. Die Tränen raubten ihm auch noch den letzten Rest Sicht. Da er kaum mehr etwas sah, kniff er die Augen zu, zog die Plane um den Kopf zusammen, rannte blindlings weiter und zählte die Schritte.
    Bei dreißig riskierte er einen Blick. Er befand sich mitten in einem Inferno.
    Durch den Schmerz hindurch aber erspähte er einen ausgestreckten Arm. Einen Schritt entfernt. Er beugte sich vor und ergriff den Arm. Zum Glück leuchtete und brannte Susan nicht mehr. Trotzdem konnte er sie nicht hochheben. Er ging rückwärts und schleifte sie hinter sich her. Dabei kam ihm die Plane in die Quere. Schließlich warf er sie ab und holte dabei Luft.

    Unwillkürlich ging er in die Knie.
    Die Brust zog sich ihm zusammen, der Hals schnürte sich zu.
    Er hatte das Gefühl, er habe Flammen geschluckt.
    Mühsam richtete er sich auf, zerrte blindlings an Susan und stolperte weiter.
    Seine Haut brannte, als wäre er mit einer Nagelpeitsche gegeißelt worden.
    Ich schaff’s nicht.
    Feuer.
    Flammen.
    Unerträgliches Brennen.
    Er stolperte, knickte mit einem Bein ein.
    Nein.
    Dann richtete er sich wieder auf - jedoch nicht aus eigener Kraft.
    »Ich halte Sie«, sagte eine Stimme an seinem Ohr.
    Seichan.
    Sie hatte ihm den Arm um die Schulter gelegt und zog ihn mit sich. Seine Stiefelkappen schleiften am Boden, während er sich bemühte, wieder Halt zu finden.
    Hustend krächzte er Seichan etwas zu.
    Sie hatte ihn verstanden.
    »Kowalski holt sie.«
    »Bin schon da, Boss«, sagte hinter ihm eine Stimme. »Das war vielleicht ein Lauf. Sie haben’s bis drei Schritte vor die Ziellinie geschafft. Zum Touchdown hat’s nicht gereicht, aber wozu haben Sie schließlich das Team?«
    Während sie auf der Flucht vor den giftigen Gasen am Seeufer entlangeilten, klärte sich allmählich Grays Sicht. Schließlich konnte er sich wieder aus eigener Kraft auf den Beinen halten.
    Seichan stützte ihn noch immer.
    »Danke«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    An der Wange hatte er Blasen, und ein Auge war zugeschwollen.
    »Lassen Sie uns einfach aus dieser Hölle verschwinden«, sagte Seichan, die eher gereizt als erleichtert klang.
    »Amen, Schwester«, meinte Kowalski.

    Gray blickte sich zum See um. In diesem Moment fiel ein Seil durch die Dachöffnung herab. Am Ende baumelte etwas wie ein Wurm am Haken. Es pendelte hin und her.
    Eine dicke, schwere Tasche.
    »Eine Bombe...«, flüsterte Gray.
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Kowalski ungläubig.
    »Eine Bombe«, wiederholte er mit lauterer Stimme.
    Nasser war noch nicht mit ihnen fertig.
    »Verfluchte Scheiße...« Kowalski, der sich Susan über die Schulter gelegt hatte, versuchte Gray und Seichan zu überholen. »Wieso will mich eigentlich ständig jemand in die Luft jagen?«
12:10
    Laute Rufe drangen von der Höhle hoch.
    Lisa wollte nachsehen. Sie wollte die anderen nicht im Stich lassen, doch auch Vigor brauchte ihre Hilfe.
    »Quirlen Sie weiter!«, sagte Vigor, dem der Schweiß übers Gesicht strömte. Er warf einen Blick zur Treppe. »Hört sich so an, als sollten wir uns besser sputen.«
    Sie waren damit beschäftigt, zwischen den zusammengelegten Handflächen eine große Bronzeschraube herauszudrehen. Auf dem tellergroßen Kopf war ein Kruzifix dargestellt, das sich drehte, während sie die Quirlbewegung ausführten. Der gefettete Bolzen ragte inzwischen fünf Zentimeter aus der Oberseite der Tür.
    Wie lange würde das noch dauern?
    Sie quirlten schneller.
    Vigor zitierte währenddessen die Türinschrift.
    »>Ein Engel des Herrn stieg vom Himmel herab, trat herzu und wälzte den Stein von der Tür hinweg.< Zunächst wollte ich die Tür aus eigener Kraft aufdrücken, aber das habe ich bald sein lassen. Dann kam mir die letzte Zeile in den Sinn. > Auf dass sie dereinst von einem Menschen geöffnet werde, der starken Glaubens ist. < Das ist ganz offensichtlich ein Hinweis auf das Kruzifix. Da hätte ich auch eher draufkommen können.«
    Stiefelgepolter näherte sich über die Treppe.
    »Eine Bombe... die Tür... Beeilung!«, rief Kowalski.

    »Ein Mann, der wenig Worte macht, unser Mr. Kowalski.«
    Nach einer letzten Drehung

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