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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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der Handprothese eine der kleineren Krabben am Rückenpanzer hoch. Der muntere Bursche versuchte, ihn mit den Zangen zu zwicken.
    »He, Widerstand ist zwecklos, Kumpel. Neue Finger bezahlt mein Arbeitgeber.«
    Monk machte Anstalten, das Tier gegen einen Baum zu schmettern, doch Graff fiel ihm in den Arm. »Nicht! Wir brauchen sie lebend. Wie ich schon sagte, ihr Verhalten ist irgendwie seltsam. Das muss ebenfalls untersucht werden.«
    Monk verzog irritiert den Mund. »Meinetwegen, aber wenn dieses Sushi-Stück mir einen Fleischfetzen ausreißt, tragen Sie die Verantwortung.«
    Sie marschierten weiter durch den Plateauwald.
    Vierzig Minuten später lichtete sich der Dschungel, und auf einmal hatten sie von den Klippen aus freie Sicht auf die am Strand ausgebreitete Inselhauptstadt und den Hafen. Jenseits der Flying Fish Cove erblickten sie die weiße Burg der Mistress of the Seas, eine Wolke an einem mitternachtsblauen Himmel.
    Home, sweet home.
    Monk fiel eine Gruppe etwa eines Dutzends kleinerer Boote ins Auge, die gerade um den Rocky Point bogen und ein weißes Kielwasser hinter sich her zogen. Sie fuhren in V-Formation, wie Kampfjets beim Angriff.
    An der anderen Hafenseite tauchte eine zweite Gruppe Boote auf.
    Trotz der Entfernung erkannte Monk die Form und die Farbe wieder.
    Blaue, lang gestreckte Speedboote mit geringem Tiefgang.
    »Noch mehr Piraten...«, stöhnte Graff.
    Die beiden aufeinander zustrebenden Gruppen bildeten zwei Zangen, die tödlicher waren als die einer Roten Krabbe. Mit offenem Mund blickte Graff zu ihrem Ziel hinüber.
    Zur Mistress of the Seas.

13:05
    Lisa starrte entgeistert die Röntgenaufnahme an.
    Der tragbare Leuchtkasten stand auf dem Schreibtisch der Kabine. Der Patient auf dem Bett war mit einem Laken zugedeckt.
    Tot.
    »Das sieht aus wie Tuberkulose«, sagte sie. Auf der Röntgenaufnahme der Lunge waren weiße Wucherungen, sogenannte Tuberkel, zu erkennen. »Oder wie Lungenkrebs.«
    Neben ihr stand Dr. Henrick Barnhardt, der niederländische Toxikologe, und stützte sich mit der Faust auf den Tisch. Er hatte sie herbeigerufen.
    »Ja, aber die Frau des Patienten hat gemeint, er hätte bis vor achtzehn Stunden keine Atemprobleme gehabt. Kein Husten, kein Auswurf, und geraucht hat er auch nicht. Er war gerade mal vierundzwanzig.«
    Lisa richtete sich auf. Sie waren in der Kabine unter sich. »Und Sie haben vom Lungengewebe eine Bakterienkultur angelegt?«
    »Ich habe etwas Lungenflüssigkeit abgesaugt. Sie war eitrig. Voller Bakterien. Eindeutig ein Lungenabszess, kein Krebs.«
    Sie musterte Barnhardts bärtiges Gesicht. Er stand leicht gebeugt, als versetzte seine hünenhafte Gestalt ihn in Verlegenheit, was andererseits aber auch irgendwie verschwörerisch wirkte. Dr. Lindholm hatte er zu der Besprechung nicht hinzugezogen.
    »Dieser Befund spricht für Tuberkulose«, sagte sie.
    TB wurde vom Mycobacterium tuberculosis hervorgerufen, einem hoch ansteckenden Bakterium. Die Krankengeschichte aber war ungewöhnlich. TB ruhte bisweilen jahrelang und entwickelte sich nur langsam. Vielleicht hatte sich der Mann ja schon vor Jahren angesteckt, eine lebende Zeitbombe - und dann hatte die Wirkung des Giftgases seine Lunge geschwächt, und die Krankheit hatte sich ausgebreitet. Zuletzt war von dem Patienten sicherlich eine hohe Ansteckungsgefahr ausgegangen.
    Trotzdem trugen beide keine Schutzanzüge.
    Weshalb hatte er sie nicht vorgewarnt?
    »Es war keine Tuberkulose«, sagte er. »Dr. Miller, unsere Expertin
für ansteckende Krankheiten, hat den Organismus Serratia marcescens isoliert, einen Stamm nichtpathogener Bakterien.«
    Lisa dachte an die vorangegangenen Gespräche über den Patienten, der mit gewöhnlichen Hautbakterien infiziert war, die Gewebe zersetzende Gifte freisetzten.
    Der Toxikologe bestätigte ihre unausgesprochene Vermutung. »Auch in diesem Fall haben wir es mit einem harmlosen, nicht opportunistischen Bakterium zu tun, das virulent geworden ist.«
    »Aber, Dr. Barnhardt, was Sie da andeuten...«
    »Nennen Sie mich Henri. Und ich deute es nicht nur an. Ich habe in den vergangenen Stunden nach ähnlichen Fällen gesucht und bin gleich zweimal fündig geworden. Der erste Fall betrifft eine Frau mit heftigem Durchfall, die buchstäblich ihre Eingeweide ausgeschieden hat. Verursacht wurde die Diarrhö durch Lactobacillus acidophilus, ein Joghurt-Bakterium, das sich normalerweise günstig auf die Darmflora auswirkt. Der zweite Fall betrifft ein junges Mädchen mit starken

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