Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
Plastik von der verletzten Schulter löste. Zumindest war er mit Shorts und Hawaiihemd vollständiger bekleidet als Monk.
    Monk rümpfte die Nase. Unter dem dichten Laubdach kochte die Luft, und der Gestank der Kadaver am Strand hatte etwa die gleiche Wirkung, als hätte einem jemand mit einem halb verwesten Lachs einen Schlag ins Gesicht versetzt.
    »Wir müssen allmählich weiter«, sagte Monk mit finsterem Blick.
    Aus dem Felsentunnel, der zum vergifteten Strand hinunterführte, kam ein lauter Ruf. Die Piraten gingen jetzt vorsichtiger, umsichtiger vor. Graff hatte Kalksteinbrocken in die Gangmündung geworfen. Außerdem wussten die Verfolger nicht, dass Monk nur noch eine Patrone im Magazin hatte. Die Angst vor herabstürzenden Felsbrocken würde die Piraten aber nicht lange aufhalten.
    Nicht zum ersten Mal wunderte Monk sich über die Hartnäckigkeit ihrer Verfolger. Hunger und Verzweiflung brachten die Menschen dazu, Dummheiten zu begehen. Aber wenn die Piraten es auf das Schlauchboot abgesehen hatten und ihre Ausrüstung auf
dem indonesischen Schwarzmarkt verkaufen wollten, dann hinderte sie niemand daran. Die meisten Piraten dieser Gegend waren trotz ihrer brutalen Vorgehensweise nur auf schnelle Erfolge aus.
    Weshalb dann diese Hartnäckigkeit? Um Augenzeugen zum Schweigen zu bringen und Spuren zu verwischen? Oder ging es um ganz etwas anderes? Monk dachte an den Maskierten, den er zufällig getroffen hatte und der ins Wasser gestürzt war. Ging es vielleicht um Rache?
    Was immer der Grund war, die Angreifer gaben sich nicht mit der Beute zufrieden - sie wollten Blut sehen.
    Als Graff sich aufrichtete, bekam er in der Gluthitze kaum mehr Luft. »Wohin gehen wir?«
    »Zurück zu unseren Freunden.«
    Monk führte Graff in den Dschungel hinein. Nur wenige Schritte entfernt klapperten die Krabben mit ihren Zangen. Das Geräusch ihrer Stimmen und Graffs blutende Schulterverletzung hatten sie in Scharen angelockt.
    Am Rand der Lichtung zögerte der Meeresforscher. »Durch die Krabben kommen wir nicht durch. Die Zangen durchschneiden sogar Leder. Ich habe schon mit eigenen Augen gesehen, wie sie Finger abgeschnitten haben.«
    Außerdem waren die Krabben schnell.
    Monk tänzelte zurück, als zwei ineinander verbissene Krabben mit nur schemenhaft erkennbaren Beinen an ihnen vorbeihuschten.
    »Ich schätze, wir haben keine andere Wahl«, sagte er.
    »Außerdem stimmt etwas nicht mit ihnen«, fuhr der Forscher fort. »Eine solche Aggressivität habe ich bei ihren Wanderungen noch nie beobachtet.«
    »Über ihre psychische Verfassung können Sie sich später Gedanken machen.« Monk deutete auf einen großen Baum, eine Tahitikastanie. Das immergrüne Gewächs hatte zahlreiche tief hängende Äste. »Kommen Sie da rauf?«
    Graff drückte den verletzten Arm an seinen Bauch, denn jede Bewegung tat ihm weh. »Sie müssen mir helfen. Aber warum sollen wir da hochklettern? Vor den Piraten können wir uns so
nicht verstecken. Im Baum wären wir wie auf dem Präsentierteller.«
    »Klettern Sie einfach.« Monk geleitete ihn zum Stamm und half ihm auf den ersten paar Metern. Die dicken Äste boten guten Halt. Graff schaffte es aus eigener Kraft, weiter in die Höhe zu klettern.
    Monk ließ sich wieder auf den Boden herabfallen und landete neben einer Krabbe. Die Party ist noch nicht vorbei, Kumpel. Er beförderte das Tier mit einem Fußtritt in die Horde zurück, dann rief er zu Graff hoch: »Sehen Sie die Tunnelmündung?«
    »Ich glaube... ja, ich seh sie.« Graff brachte sich besser in Position. »Sie wollen mich doch nicht etwa hier zurücklassen?«
    »Pfeifen Sie, sobald Sie die Piraten sehen.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Verdammt noch mal, tun Sie’s einfach!« Sogleich bedauerte Monk seinen scharfen Ton. Er durfte nicht vergessen, dass der Mann nicht beim Militär war. Aber Monk hatte genug eigene Sorgen. Er dachte an seine Frau und seine kleine Tochter. Er durfte nicht zulassen, dass er in einem Wald voll wandelnder Vorspeisen oder von einer Bande Halsabschneider getötet wurde.
    Monk ging zur Lichtung zurück und blieb am Rande der wimmelnden, klappernden Horde stehen. Er hob die Pistole und stützte den Arm mit der Prothese. Er legte den Kopf schief und atmete durch die Nase.
    Kommt schon und zeigt, was ihr zu bieten habt...
    Von der Kastanie kam ein Geräusch, das sich anhörte wie das Zischen eines halb vollen Luftballons.
    »Sie kommen!«, flüsterte Graff, dem die Angst offenbar den Atem nahm.
    Monk zielte auf die

Weitere Kostenlose Bücher