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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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gehorchte und legte die beiden Bruchstücke ab.
    »Die Lampe...«, sagte Seichan.
    Als die Raumbeleuchtung gelöscht war, beugte Gray sich vor und betrachtete die Schriftzeichen, die auf allen vier Seiten des schwarzen Obelisken aufleuchteten.

    Die Zeichen waren für ihn ebenso unverständlich wie Hieroglyphen oder Runen. Er blickte Seichan an. Ihre Augen leuchteten im reflektierten UV-Licht.
    »Was Sie da sehen, ist Engelschrift«, sagte sie. »Die Sprache der Erzengel.«
    Gray legte verdutzt die Stirn in Falten.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Das klingt verrückt. Die Schrift geht auf das Frühchristentum und die hebräische Mystik zurück. Wenn Sie mehr wissen wollen...«
    »Fassen Sie sich kurz. Mich interessiert vor allem, was Sie damit gemeint haben, als Sie sagten, der Obelisk könne die Welt retten.«
    Seichan lehnte sich zurück und wandte den Blick ab - dann ruckte sie mit dem Kopf und sah ihm in die Augen. »Gray, Sie müssen mir helfen. Ich muss sie aufhalten, aber allein schaffe ich das nicht.«
    »Was schaffen Sie nicht allein?«
    »Gegen die Gilde vorzugehen. Sie beabsichtigt...« Ihre Angst war beinahe körperlich greifbar.
    Gray runzelte die Stirn. Bei ihrer ersten Begegnung hatte Seichan versucht, in Fort Detrick eine Anthrax-Explosion auszulösen.
Was war nötig, um eine dermaßen skrupellose Frau in Angst und Schrecken zu versetzen?
    »Ich habe Ihnen auch schon geholfen«, appellierte sie an sein schlechtes Gewissen.
    »Um einen gemeinsamen Gegner zu bekämpfen«, entgegnete er. »Und um Ihre Haut zu retten.«
    »Genau darum geht’s auch diesmal wieder. Wir sollten zusammenarbeiten, um einen gemeinsamen Gegner zu besiegen. Diesmal aber geht es nicht nur um mein Leben. Hunderte Millionen Menschen sind bedroht. Und es hat bereits angefangen. Die Saat ist ausgebracht.«
    Sie deutete auf die leuchtenden Schriftzeichen. »Alles, was wir brauchen, um den Plan der Gilde zu vereiteln, ist in diesem Rätsel verborgen. Wenn es uns gelingt, es zu lösen, besteht Hoffnung. Aber alleine komme ich nicht mehr weiter. Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    »Sie glauben also, wir beide könnten ein Rätsel lösen, das zu entschlüsseln der Gilde, die auf gewaltige Ressourcen zurückgreifen kann, bislang nicht gelungen ist. Wenn wir ganz Sigma darauf ansetzen...«
    »Würden wir der Gilde freie Bahn lassen. Bei Sigma gibt es einen Maulwurf. Was Sigma weiß, erfährt auch die Gilde.«
    Sie hatte recht. Das war, zurückhaltend formuliert, besorgniserregend.
    »Dann schlagen Sie also vor, dass wir es allein versuchen. Nur wir beide.«
    »Und noch eine dritte Person... falls sie mitmacht.«
    »Wer?«
    »Wenn es um Engel und Archäologie geht, kommt nur einer in Frage.«
    Gray wusste sofort, wen sie meinte. »Vigor.«
    Seichan nickte. »Ich habe Monsignor Verona eine Grußbotschaft hinterlassen, ein kleines Rätsel für den Anfang. Wenn Sie mitmachen, verfolgen wir die Sache weiter.« Sie berührte die eine Hälfte des Obelisken. »Dann tun wir den nächsten Schritt auf dem Weg der Engel.«
    »Und worin besteht der?«

    Ein weiteres Kopfschütteln. So leicht wollte sie es ihm nicht machen. »Das sage ich Ihnen, wenn wir hier weg sind. Wir müssen in Bewegung bleiben. Je länger wir uns an einem Ort aufhalten, desto größer das Risiko, aufgespürt zu werden.«
    Sie wollte den Obelisken an sich nehmen.
    Gray kam ihr zuvor. Er nahm das größere Bruchstück und reckte es über den Kopf. Allmählich reichte es ihm.
    »Zerstören Sie ihn meinetwegen«, sagte Seichan. »Ich werde Ihnen trotzdem nicht mehr verraten. Erst wenn wir in Sicherheit sind und Sie versprochen haben, mir zu helfen.«
    Ohne darauf einzugehen sagte Gray: »Ich nehme an, Sie haben Kopien der Schriftzeichen angefertigt und Fotos von dem Obelisken gemacht.«
    »Mehrere«, sagte sie.
    »Gut.«
    Er senkte den Arm und schmetterte den Obelisken auf den Boden. Er zerbarst in mehrere Stücke, die über den Linoleumboden schlitterten. Seichan sog scharf die Luft ein; offenbar hatte sie keine Ahnung gehabt, dass etwas in dem Obelisken versteckt war.
    »Warum haben Sie das getan?«
    Gray bückte sich und hob das funkelnde Silber auf. Er betrachtete den Gegenstand, der in dem Obelisken verborgen gewesen war. Vorübergehend hatte es ihm die Sprache verschlagen.
    Er zeigte Seichan das große silberne Kruzifix.
    Seichans Augen weiteten sich. Sie kam näher, ohne auf die Schmerzen zu achten, welche die Bewegung zur Folge hatte. »Unglaublich. Sie haben es

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