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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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die Aufforderung wiederholt?«
    Jessie musterte ihn verständnislos und schüttelte den Kopf.
    Dann war Lisa der Aufforderung also nachgekommen...
    Jetzt hatte Monk ein Ziel.
    Er trat zur Verbindungstür der beiden Kabinen. Sie war angelehnt. Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, dass die andere Kabine sich in keinem besseren Zustand befand. Jemand hatte seine persönlichen Habseligkeiten mitgenommen, darunter auch das Satellitentelefon. Eine Weile suchte er danach, dann gab er es auf.
    Als er den Toten untersuchte, erlebte er eine Überraschung. Der Pirat hatte sich Gesicht und Hände dunkel gefärbt. Die übrige Haut war schneeweiß und sommersprossig. Das war kein Einheimischer, sondern ein verkleideter Söldner.
    Was ging hier vor?

    Monk ging in seine Kabine hinüber und hob ein Paar Basketballschuhe vom Boden hoch.
    Als er die Handschuhe anzog, sagte er zu Jessie: »Hier können wir nicht bleiben. Irgendwann wird jemand nach dieser schlafenden Schönheit sehen. Wir müssen ein besseres Versteck für Sie finden.«
    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich suche Lisa.«
    »Dann komme ich mit.« Jessie richtete sich schwankend auf und streifte sich das Hemd über den Kopf; offenbar wollte er sich ebenfalls als Pirat tarnen. Er war so mager, dass sich seine Rippen deutlich abzeichneten, doch Monk vermutete, dass er auch über drahtige Muskeln verfügte. Schließlich hatte Jessie einen Mann getötet, der doppelt so schwer war wie er selbst.
    Aber dennoch...
    »Ich mach’s besser alleine«, sagte Monk entschlossen.
    Jessie hatte sich das Hemd endlich über den Kopf gezogen und murmelte etwas Unverständliches.
    »Was haben Sie gesagt?«
    Der Krankenpfleger wirkte verärgert. »Ich habe den Schwarzen Gürtel fünften Grades in Jiu-Jitsu und Karate.«
    »Und wenn Sie der indische Jackie Chan wären, Sie kommen trotzdem nicht mit.«
    Als an der Tür geklopft wurde, schreckten beide zusammen. Jemand rief etwas auf Malaiisch, offenbar eine Frage. Monk verstand kein Wort. Er hob das Gewehr. Das war in der Situation sein einziges Kommunikationsmittel.
    Jessie schob den Gewehrlauf beiseite. Auf Malaiisch rief er in gereiztem Ton etwas durch die Tür. Ein kurzer Wortwechsel folgte, dann entfernte sich der Unbekannte über den Gang.
    Jessie drehte sich zu Monk um und hob fragend eine Braue.
    »Okay, ich habe meine Meinung geändert«, sagte Monk.
16:20
    Lisa stand bei den anderen Wissenschaftlern und Ryder Blunt. Man hatte die Gefangenen mit vorgehaltenem Gewehr aufs Vordeck
geführt. Der große Helikopter war inzwischen mit Halteseilen gesichert. Die Luken waren offen, und es herrschte hektische Betriebsamkeit. Schwere Kisten wurden ausgeladen.
    Einige der Beschriftungen und Firmenlogos kannte Lisa: SYN-BIOTIC, WELCH SCIENTIFIC, GENECORP. Auf einer Kiste waren die amerikanische Flagge und die Aufschrift USAMRIID zu erkennen. Das Forschungsinstitut für ansteckende Krankheiten der U. S. Army.
    Es handelte sich ausnahmslos um medizinische Ausrüstung.
    Die Kisten verschwanden im Decksaufzug.
    Lisa fing Henri Barnhardts Blick auf. Der Toxikologe hatte die Kistenbeschriftungen ebenfalls bemerkt. Er kratzte sich zerstreut das bärtige Kinn. Tiefe Denkfalten hatten sich in seine Stirn eingegraben. Miller und Lindholm, die sich am Rand der Gruppe hielten, starrten mit leerem Blick vor sich hin, während Ryder Blunt sich bemühte, trotz des kräftigen Winds eine neue Zigarre anzuzünden.
    Dr. Devesh Patanjali stand unter dem Rotor und beaufsichtigte das Entladen. Zu seiner kryptischen Bemerkung, sie müssten die Welt retten, hatte er sich nicht weiter ausgelassen. Stattdessen hatte er ihnen befohlen, sich aufs Oberdeck zu begeben.
    Der Maori-Anführer der Bewaffneten stand an der Seite, die Rechte auf die schwere Sattelpistole in seinem Gürtelhalfter gelegt. Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete er das Getriebe auf dem Vordeck wie ein Scharfschütze das Schlachtfeld. Seiner Aufmerksamkeit entging nichts, auch nicht die junge Frau, die Dr. Devesh Patanjali begleitete.
    Sie war immer noch ein unbeschriebenes Blatt. Bislang hatte sie noch kein Wort gesagt, und ihre Miene war undurchdringlich. Sie trug glänzende schwarze Stiefel, hatte die Füße zusammengestellt und die Hände vor der Hüfte verschränkt, eine Haltung, die geduldiges Warten und Ergebenheit ausdrückte. Trotz ihrer abweisenden Miene vermochte der Maori die Augen nicht von ihren Rundungen loszureißen.
    Als Dr. Patanjali aus der Präsidentensuite auf den Gang

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