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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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an den vor Schock halb gelähmten Kindern vorbei, die man jetzt hoffentlich zur Kinderbetreuung zurückbringen würde.
    Surina, die hinter Lisa und Devesh herging, blieb bei dem Geschwisterpaar stehen. Sie beugte sich auf das Mädchen hinunter, das noch immer in der Umarmung ihres Bruders kauerte. Sie streckte ihm die leere Hand hin; dann schnippte sie mit den Fingern, und auf einmal lag ein in Papier eingewickeltes Bonbon auf ihrer Hand. Das bot sie dem verängstigten Mädchen an, doch das Kind schmiegte sich nur enger an ihren Bruder. Der war eher praktisch veranlagt und schnappte sich die Süßigkeit, als raubte er den Köder einer Mausefalle.
    Surina streichelte dem Mädchen über die Wange und richtete sich, umflossen von stickereiverzierter Seide, geschmeidig auf. Ihre Fingerspitzen waren feucht von den Tränen des Mädchens. Lisa fragte sich, ob dies die Hand war, mit der sie Lindholm die Kehle durchgeschnitten hatte. Ihre Miene war undurchdringlich.
    Lisa wandte sich ab und folgte Devesh.
    Er führte sie zur letzten Großkabine in der Reihe und öffnete die Tür mit der Schlüsselkarte. Wieder eine Suite. Im Vorraum waren zahlreiche technische Geräte gestapelt. Ohne sie zu beachten trat Devesh ins angrenzende Schlafzimmer.
    Lisa folgte ihm auf den Fersen.
    Auf dem Bett lag unter einem Isolierzelt eine bekannte Person:
eine von Überwachungsmonitoren umstellte Frau mit kurz geschorenem blonden Haar. Lisa hatte bereits die fahrbare Trage im Wohnzimmer bemerkt. Das war die Frau, die man aus dem Helikopter ausgeladen hatte. Ihr ganzes Gesicht war hinter einer Sauerstoffmaske versteckt.
    Die beiden Krankenpfleger, welche die Patientin hierhergebracht hatten, waren damit beschäftigt, sie mit den Überwachungsgeräten zu verkabeln. Lisa erfasste alles auf den ersten Blick: Elektronenenzephalograf, EKG-Gerät, ein Doppler-Blutdruckmonitor. Ein dicker Schlauch führte von der Brust der Patientin zu einem Infusionsbeutel. Einer der Männer fixierte gerade einen Urinkatheter.
    Devesh deutete auf die Frau auf dem Bett. »Ich möchte Ihnen Dr. Susan Tunis vorstellen, Meeresbiologin aus Queensland. Eine der ersten Personen, die mit den toxischen Cyanobakterien in Berührung kamen. Ich glaube, ein anderes Mitglied der Gruppe haben Sie bereits kennengelernt. Ich spreche von John Doe, der unten auf der Isolierstation liegt.«
    Lisa verharrte bei der Tür, denn sie war nach Dr. Lindholms kaltblütiger Ermordung noch immer ganz benommen und hatte keine Ahnung, weshalb man sie hierhergebracht hatte. Selbst wenn dies eines der ersten Opfer war, was ging sie das an? Schließlich war sie weder Virologin noch Bakteriologin.
    »Ich verstehe nicht«, tat sie ihre Verwirrung kund. »Es gibt an Bord qualifiziertere Ärzte als mich.«
    Devesh winkte ab. »Um die medizinischen Bedürfnisse der Patientin kümmern sich die Techniker.«
    Lisa runzelte die Stirn. »Aber warum...?«
    »Dr. Cummings, Sie sind eine hervorragende Physiologin mit beträchtlicher praktischer Erfahrung. Vor allem aber haben Sie sich in der Vergangenheit bei Sigma ausgesprochen erfinderisch gezeigt. Ihr Innovationsgeist und Ihre Erfahrung werden hier gebraucht. Sie werden mir persönlich zuarbeiten. Und zwar bei diesem Fall.«
    »Warum sie? Warum gerade dieser Fall?«
    »Weil diese Patientin der Schlüssel zu allem ist.« Devesh sah auf die Frau. Zum ersten Mal verengten sich vor Sorge seine Augen.
»Sie birgt ein Rätsel, das weit in die Vergangenheit zurückreicht, bis zu Marco Polo und seiner Reise, die ihn auch durch diese Gewässer geführt hat... und zu einem noch größeren Geheimnis.«
    »Marco Polo? Der Forscher?«
    Devesh schwenkte die Hand. »Wie ich bereits sagte, die Verfolgung dieser Spur sollten wir einer anderen Abteilung der Gilde überlassen.« Er nickte zu der Kranken hin. »Im Mittelpunkt unserer Anstrengungen, aller Forschungsarbeit, die hier an Bord geleistet wird, und aller zukünftigen Opfer steht diese Frau.«
    »Ich verstehe noch immer nicht. Warum ist sie so wichtig?«
    Devesh senkte die Stimme. »Diese Frau... verwandelt sich. Genau wie die Bakterien. Das Judas-Virus wächst in ihr heran.«
    »Aber ich dachte, das Virus infiziert keine menschlichen Zellen.«
    »Das tut es auch nicht. In ihr wächst etwas anderes heran.«
    »Wie bitte?«
    Devesh sah Lisa direkt in die Augen. »Es brütet etwas aus.«

Inkubation

7
    Von einer unerzählten Reise

6. Juli, 06:41
Istanbul
    In weniger als einem Tag war Gray um die halbe Erdkugel gereist - und

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