Der Judas-Schrein
stellte sie fest. Langsam glitt ihr das Badetuch über die Brüste und die Hüften. Ihre Haut schimmerte in einer goldenen Bräune, ihre Schultern waren von Sommersprossen übersät.
»Jana, ich …«
»Schscht!« Sie legte ihm den Finger über die Lippen. »Sag kein Wort.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, küsste ihn und presste ihren Körper an seine Brust. Ihre Haut fühlte sich kalt an und roch nach Duschgel, ihre Haare dufteten nach Shampoo. Sie knabberte an seinen Lippen und steckte anschließend ihre Zunge tief in seinen Mund. Mit einem Mal regte sich sein Glied.
Jana bemerkte es und löste rasch das Handtuch von seinen Hüften. Sie umfasste seine Pobacken und presste ihn gegen ihre Lenden.
»Ich bin verrückt nach dir«, hauchte sie.
Er schloss sie in die Arme und sie sanken aufs Bett.
Sabriski kuschelte sich nackt in seinen Arm. Er hatte sie mit einem Laken zugedeckt. Draußen heulte der Sturm um die Dorfschenke. Die Fensterläden klapperten und ab und zu schlugen die Türen im Stiegenhaus, Schritte verhallten auf dem Gang.
»Bergers Zimmer ist nebenan. Glaubst du, sie hat etwas gehört?«, fragte er.
»Mir doch egal.« Sabriski vergrub ihr Gesicht unter seinem Oberarm. »Sie wird früh genug merken, wie dünn die Wände sind, sobald du schnarchst.« Sie kicherte.
»Seit ich nicht mehr mit dir zusammen bin, schnarche ich nicht mehr. Es lag vermutlich an deinem Essen.«
»Du Schuft!« Sie boxte ihm in die Seite, sodass er sich unter dem Laken krümmte. Im nächsten Moment streichelte sie zärtiich über das Narbengewebe auf seinem Oberarm. »Was gefällt dir eigentlich an mir?«
Er starrte zur Decke. Hin und wieder fiel das Licht eines Autoschweinwerfers durch den Vorhang und geisterte über den Plafond. »Das liegt doch auf der Hand: Du bist Gerichtsmedizinerin. Mich fasziniert die Verbindung von Sex und Tod.«
»Du bist krank!«, stellte sie fest.
Er schmunzelte, dann wurde er ernst. »Jana, warum hat es mit uns nicht geklappt?« Sie schwieg.
»Eine alte Kripo-Weisheit sagt, dass sich Ermittler zu Krankenschwestern hingezogen fühlen, weil sie mit ihnen über ihren Job reden können«, sinnierte er. »Meine Ehe ist gescheitert, weil ich mit Maria nicht darüber reden konnte. Mit dir war es anders.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich dachte, du wärst meine große Liebe.«
Sie streichelte ihm über den Oberschenkel. »Vielleicht bin ich das ja.«
»Aber es ging schief.«
»Kein Wunder.« Sie wurde nachdenklich. »Ich war fünf Jahre mit dir zusammen, aber es waren keine schönen Jahre. Als ich mit dir Schluss machte, war ich ausgebrannt, ein Wrack. Du verschließt dich und lässt keinen Menschen an dich heran. Über deine Ex weiß ich nur, dass sie herzkrank ist und ständig ein Nitropflaster am Körper tragen muss. Deine Tochter habe ich nie gesehen, ich weiß nicht einmal, wie alt sie ist und wie sie heißt. Nennst du das eine Beziehung?«
Er sah die Dinge anders. Verständnis für andere zu haben, war noch nie Sabriskis Stärke gewesen. Sie hatte nicht akzeptieren können, dass sie ihn mit seiner Tochter teilen musste, und er nur in seiner spärlichen Freizeit bei ihr war. Doch anders ging es nicht. Seine Ex wollte nicht, dass Verena zu ihm nach Wien kam, nicht einmal für einen kurzen Besuch. Warum? Woher sollte er das wissen? Er konnte nicht in den Kopf dieser Frau schauen. Also fuhr er ständig nach Grein. Jedes Mal, wenn er zurückkehrte, war er schweißgebadet und weiß im Gesicht. Bis heute wusste er nicht, weshalb er sich in Grein und Heidenhof wie in einer Zwangsjacke fühlte. Jedenfalls hatte er nie mit Sabriski darüber gesprochen, und sein altes Problem blieb ungelöst: Er war zwischen einem Fulltimejob, einer Beziehung und einem Scheidungskind, für das er Verantwortung empfand, hin und her gerissen. Nur zu verständlich, dass dieser Zustand für Sabriski keine tragfähige Beziehung war.
Sie sah ihn fragend an. Bevor sie auf die Idee kam, darüber zu reden und seine alten Schuldgefühle aufzuwühlen, musste er schleunigst das Thema wechseln. »Wie geht es deiner Mutter? Ist sie noch immer so hitzig, wenn sie …?« Er verstummte, als er ihren ernsten Gesichtsausdruck sah.
»Sie hat dich immer geliebt und mir bis zuletzt nicht verziehen, dass ich mit dir Schluss gemacht habe.«
»Bis zuletzt?«
Sabriski starrte zur Decke. »Vergangenes Jahr ging sie wie üblich zur Krebsvorsorge. Diesmal war der Befund positiv. Schöne Scheiße, für eine Frau von
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