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Der Judas-Schrein

Der Judas-Schrein

Titel: Der Judas-Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Kretschmers Team, aber so etwas habe ich noch nicht gesehen …«
    »Ich habe noch nichts von Ihnen gelesen. Sie müssen mir mal ein paar Ihrer Artikel zukommen lassen.« Basedov lächelte sie scheu an. Körner ahnte, dass auch der Fotograf versuchte, sie auf andere Gedanken zu bringen.
    »Gern.« Geistesabwesend wandte sie den Blick weg und betrachtete das Eisengestell.
    Basedov trat einen Schritt zur Seite und deutete auf die Sitzbank. »Meiner Meinung nach hat das Gerät nur einen Sinn: Jemand setzt sich drauf und wird mit den Lederfesseln über diese Stange nach vorne bebeugt, sodass sein Rücken nach oben durchgebogen wird.«
    »Und wozu?«
    »Können wir gleich an Basedov ausprobieren«, rief Philipp hinter dem Paravent.
    Körner deutet auf das zerfetzte Rückgrat des Mädchens. »Und dann passiert so etwas …«
    »Eine schöne Sauerei.« Philipp raschelte mit den Plastiktüten. »In Krems ’96 hatte ich einen ähnlichen Fall. Der Mörder hatte einem jungen Burschen die Wirbelsäule freigelegt.«
    Berger presste ihre Lippen zu einem weißen Strich aufeinander.
    »Aber es kommt noch schlimmer«, sprach Philipp weiter. »Zwei Jahre darauf hat Basedov in Gmunden annähernd gleiche Fotos von einer jungen Frau geschossen. Das war ein Schlamassel! Erzähl es ihnen!«
    »Ich erinnere mich«, muckste Basedov. »Aber ich will nicht darüber…«
    »Es reicht!« Körner wandte sich an seine Kollegin. »Lassen Sie sich von dem Burschen nicht aufziehen. Atmen Sie tief durch.«
    Da flog die Hintertür der Diskothek auf. Der Wind pfiff durch das Lokal, Regen klatschte auf die Pflastersteine, und ein kühler Luftzug strömte ins Innere. Jana Sabriski stand im Türrahmen, voll gepackt mit Boxen und Tragetaschen.
    »Oh nein, der Hund!«, rief sie.
    Ein verfilzter Setter mit triefend nassem Fell schlüpfte zwischen ihren Beinen hindurch und jagte den Gang entlang, an den Toiletten vorbei auf die Tanzfläche. Körner wollte das Tier am Halsband packen, doch es stürzte an ihm vorbei, setzte über die Bodenmarkierung hinweg und schlitterte mit den Krallen über den Parkettboden. Dann warf es beinahe das Kamerastativ mitsamt dem Paravent um und sprang neben dem Eisengestell an der Wand hoch. Es winselte und jaulte und schabte mit den Krallen über die Holzverkleidung. War das etwa der Hund, den sie am Hauptplatz gesehen hatten?
    »Da ist der verfluchte Köter wieder! Schafft das Mistvieh weg, sonst erschieße ich es.« Philipp raste hinter dem Paravent hervor. Er war rot im Gesicht und fuchtelte mit den Armen herum. »Der Drecksköter verliert überall Haare und sabbert alles voll!« Er warf Sabriski einen bissigen Blick zu.
    Die Gerichtsmedizinerin stand neben Körner und stellte ihre Taschen zu Boden. »Tut mir Leid, aber ich habe den Hund nicht gesehen. Was jetzt?«
    Basedov zog die Schultern hoch und machte einen Schritt zurück, als wolle er dem Tier nicht zu nahe kommen. »Der Hund schleicht ständig vor der Wand herum und beschnuppert alles. Er ist mir schon zweimal ins Bild gelaufen«, erklärte er. »Wir haben ihn vor einer Stunde mit Mühe und Not aus der Bar gelockt.«
    Sonja Berger stieg kurzerhand über die Absperrung und näherte sich dem Tier von hinten. »Braver Hund«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Du bist ein süßer Hund.«
    »Ja, süß!«, brauste Philipp auf.
    »Seien Sie still!« Berger ging unmittelbar hinter dem Tier in die Hocke. Es jaulte und kratzte mit der Pfote über die Sesselleiste an der Wand. Scheinbar interessierte sich der Hund weder für die Leiche noch für das Eisengestell. Berger streichelte ihm übers Fell. »Bist ein netter Kerl. Braver Hund. Komm her! Komm zu mir.« Sie strich ihm über den Kopf, dann packte sie ihn am Halsband. Sachte zog sie ihn von der Wand weg. Er ließ sich von ihr führen. »Komm mit mir, kleiner Kerl. Ich bring dich raus. Vielleicht finden wir was zum Fressen für dich.«
    Philipp kramte in der Jackentasche und streckte ihr einen verpackten Müsliriegel entgegen.
    »Danke.« Sie wehrte ab und führte den Hund durch die Bar zum Hauptausgang.
    »Begabt, die Kleine.« Philipp sah ihr nach, wie sie aus der Diskothek verschwand. »Sollte zum Drogendezernat und die Schnüffelhunde leiten.«
    »Puuuh!« Sabriski ließ die Schultern sinken. Mit dem Fuß schob sie die Tasche zur Leiche. »Noch ein paar Proben, dann bin ich fertig.«
    »Parkst du den Wagen hinten?« Körner deutete zur rückwärtigen Tür.
    Sabriski ignorierte ihn. Sie zog den Zipp der Tasche auf und

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