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Der Judas-Schrein

Der Judas-Schrein

Titel: Der Judas-Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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breitete Pinzetten, Injektionsnadeln und Ampullen auf einer Folie aus.
    »Der Tatort war schon abgeriegelt, als sie kam«, erklärte Basedov, dem Jana Sabriskis frostiger Blick bestimmt nicht entgangen war.
    So klirrend kalt zu schauen - das brachte nur Sabriski zu Stande. Wer konnte sich diesem Blick schon entziehen, überlegte Körner. »Wie lange ist die Kleine tot?«, versuchte er erneut ein sachliches Gespräch mit ihr zu beginnen.
    Sabriski wandte sich abrupt um, strich sich das lange braune Haar hinters Ohr und warf Körner einen bösen Blick zu. Wenn sie wütend war, konnte sie ganz besonders hübsch sein.
    »Ausgerechnet dir haben sie den Fall angehängt. Toll, und ich dachte, ich hätte nichts mehr mit dir zu tun.«
    Das war es, was Körner unter einer perfekten Zusammenarbeit verstand. Er hätte vielleicht auf Jutta Korens Rat hören und Privates und Berufliches von Beginn an trennen sollen. Doch jetzt war es zu spät. Was von einer fünfjährigen Beziehung blieb, waren beißende Kommentare. Er versuchte, bei der Sache zu bleiben. »Kannst du schon sagen, ob die Kleine vergewaltigt wurde?«
    »Typisch, das ist alles woran du denkst.« Zornig ließ sie den Verschluss einer Box aufschnappen. »Oh, oh!« Philipp wandte sich ab.
    »Dicke Luft«, grummelte Basedov, hantierte geschäftig an der Kamera und tat, als habe er nichts gehört.
    Körner schüttelte den Kopf. »Die Detektivin mit dem Skalpell, scharfzüngig wie immer. Du hast dich nicht verändert, aber ich würde vorschlagen, wir lassen das. Was weißt du bisher über das Mädchen?«
    »Der Dorfarzt fungierte als Leichenbeschauer, er hat den Totenschein ausgestellt. Frag ihn, wenn du etwas wissen willst.«
    »Ich frage keinen zweitklassigen Dorfarzt, ich will es von dir wissen! Du bist die Beste, Jana. Sprich mit mir!«
    Philipp verschränkte die Arme vor der Brust. »Komm schon, sag es ihm«, murmelte er. »Je eher wir fertig sind, desto eher können wir von hier verschwinden.«
    »Ihr Männer haltet zusammen, das war klar«, beklagte sie sich. »Tatwaffe haben wir keine. Ich kann dir im Moment noch nicht sagen, womit sie so zugerichtet wurde.« Sie blickte kurz zu Körner auf. Ihre Stimmung schien sich zu beruhigen. Während sie die Handschuhe überstreifte und die Bluse des Mädchens vollends entfernte, sprach sie weiter. »Sieht so aus, als wären fremde Haare, Blutspuren, Horn- und Knochensplitter im Körper, die nicht zur Leiche gehören. Die Wundränder sind mit einem braunen Saft durchsetzt. Definitiv kein Maschinenöl! Eine DANN-Typisierung im Labor wird uns mehr sagen.«
    »Okay, was noch?«
    »Eine Punktion in der linken Armbeuge. Mit Sicherheit von einer Injektion, die noch keine zwei Stunden alt ist.« Sie schaute auf die Armbanduhr. »Gegen acht. Wahrscheinlich hat sie eine starke Dosis Valium bekommen.«
    »Bekommen?«, echote Körner. »Möglicherweise hat sie sich die Spritze selbst gesetzt.«
    Sabriski schüttelte entschieden den Kopf. Sie deutete auf die Leiche »Schau her: Der linke Oberarm ist kräftiger, sie ist Linkshänderin. Sie hätte sich unmöglich die Spritze in die linke Armbeuge gesetzt.«
    Sabriski packte ihre Instrumente in die Box. »In Ordnung. Ich bin so weit.«
    »Alles klar, ich hab alles im Kasten«, ergänzte Basedov.
    »Dann los!« Philipp beugte sich über die Leiche. »Vorsichtig!«
    Sie ergriffen das Mädchen an den Händen und Füßen und drehten es langsam auf den Rücken.
    »Oh, Scheiße!«, fluchte Sabriski. »Das war zu erwarten gewesen.«
    Körner blickte rasch zur Seite. Eine Sekunde reichte vollkommen aus, er hatte genug gesehen. Für ihn war das der schlimmste Moment an jedem Tatort. Die Augen des Opfers! Lidschatten und Wimperntusche waren zerronnen, das Rouge auf den Wangen verschmiert. Inmitten dieser Farben waren die Augen weit aufgerissen, genauso wie der Mund. Auf dem Bauch des Mädchens prangte ein ovaler, dunkelvioletter Fleck, mehr hatte er nicht gesehen.
    Sabriski schaltete das Aufnahmegerät ein. »Die Wunde ist tief«, diktierte sie, »an die zwanzig Zentimeter, reicht bis in die Bauchhöhle, schwere innere Blutungen, der gesamte Torso ist betroffen. In der Mundhöhle des Opfers steckt ein Knebel … ein Stofftuch, wie es scheint.«
    Körner schielte zur Leiche. Philipp zog dem Mädchen mit der Pinzette ein weißes Tuch aus dem Mund und ließ es in einer seiner Plastiktüten verschwinden.
    »Interessant.« Er warf Körner die Tüte zu.
    Der Knebel sah aus wie eine Platzdecke. Speichel

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