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Der Judas-Schrein

Der Judas-Schrein

Titel: Der Judas-Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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stellte dem Ermittlerteam den Gemeindesaal zur Verfügung, der erst wieder nächsten Samstag für die Gemeindesitzung benötigt wurde. Die Wirtin führte sie durch die Schänk, über einen Korridor zu einem Raum mit großer Doppelglastür. Der Saal war groß genug, um eine dreißigköpfige Hochzeitsgesellschaft mitsamt Buffet, Band und Tanzfläche zu beherbergen. Die Luft war zwar abgestanden und der Parkettboden roch nach altem speckigen Holz, doch es war besser, als Körner befürchtet hatte. Durch die drei Kronleuchter an der Decke gewann der Raum an wohnlicher Atmosphäre. Die Fenster gaben den Blick auf den Hauptplatz frei. Wegen des Dachvorsprungs prasselte der Regen nicht direkt an die Glasfront.
    Sie richteten sich im Gemeindesaal ein Ermittlungsbüro ein. Schon bald knackten die Heizkörper und frische Luft wehte durch die gekippten Fenster. Während Basedov ein zweites Telefon an die Buchse montierte, schleppten Körner und Philipp ihre Utensilien vom Kastenwagen in den Saal. Sie stapelten Mappen, Protokolle, Basedovs Kameras, die Koffer des Spurensicherers und Martin Goissers beschlagnahmten PC auf den Tischen. Berger besorgte Kugelschreiber, Filzstifte, Schreibblöcke, Getränke und Gläser. Sabriski telefonierte mit dem Greiner Gemeindeamt und organisierte einen Computermonitor, den ihnen die Bank im Lauf des Tages zur Verfügung stellen würde. Berger bestellte telefonisch Pizzen, über die sie wie die Geier herfielen.
     
    Körner schob die leeren Kartons zur Seite. »Fangen wir an.«
    »Nicht so hastig.« Philipp rollte sein Pfeifenetui auf. »Muss das sein?«, jammerte Sabriski. »Das regt die grauen Zellen an.«
    »Sofern man welche hat.«
    Körner zuckte zusammen, als Philipps Streichholz aufflammte.
    Philipp hockte sich neben ihn. »Du siehst blass aus, Junge! Noch immer Panik vor dem Feuer? Du solltest endlich einen Psychiater aufsuchen.« Er lachte, als habe er einen Witz gemacht, doch Körner wusste, er meinte es ernst. Zu oft hatte Philipp ihn in dieser Situation gesehen, mit fahlem Gesichtsausdruck und schweißnassen Händen.
    »War das dein Ernst, als du sagtest, du seist hier aufgewachsen?«
    Körner fächerte den Rauch beiseite. »Das bin ich. Vierzehn Jahre lang.«
    Plötzlich starrten ihn Basedov und Sabriski an. »Du bist hier großgeworden?« Sabriski nickte zum Fenster Richtung Hauptplatz. »Das hast du mir nie erzählt.«
    »Wow!« Philipps Mund klappte auf. »Ein irrer Ort für eine Kindheit. Kein Wunder, dass du im Morddezernat gelandet bist.«
    »Das heißt, die Leute im Ort kennen dich!«, stellte Basedov fest.
    Da schossen Philipps Augenbrauen in die Höhe. »Erinnere dich an Janas und meine Drei-Täter-Theorie. Vielleicht waren sogar mehr als drei an dem Mord beteiligt. Möglicherweise kennst du sie!«
    Körner hob abwehrend die Hände.
    »Lass mich den Gedanken zu Ende bringen.« Philipp stand auf und klopfte sich nachdenklich mit dem Pfeifenstiel gegen die Schneidezähne. »Angenommen, es war kein Zufall, dass sie uns nicht mehr über die Brücke fahren ließen und uns ausgerechnet in diesem Raum einquartierten.« Er stieg auf den Stuhl und kletterte auf den Tisch.
    »Was machst du da?«, rief Basedov. »Und wovon zum Teufel sprichst du?«
    Philipp klemmte sich die Pfeife in den Mundwinkel und tastete die Umrandung des Kronleuchters ab.
    »Du suchst doch nicht etwa nach Wanzen?«, fragte Körner amüsiert.
    »Und ob ich das tue«, knurrte Philipp mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Und du schickst mich zum Psychiater!«
    Philipp schritt über den Tisch zum nächsten Kronleuchter. »Eine gesunde Portion Paranoia hat noch niemandem geschadet.«
    Da flog die Tür auf und ein Junge mit roten Haaren marschierte keuchend in den Saal. Er schleppte einen Monitor. Der Bildschirm war in eine Folie verpackt und das Wasser lief an den Seiten herab. Aus dem Rucksack des Jungen lugten Kabel und eine Tastatur hervor. »Herr Körner?« Er sah sich im Raum um.
    »Das stellt Ihnen die Bankfiliale zur Verfügung. Ich soll Ihnen ausdrücklich sagen, dass es die Raiffeisen Bank ist«, murmelte er.
    »Ha, ha, der Bub ist gut!« Philipp blinzelte von oben auf den Jungen herab. »Sag bloß, wir sollen dort ein Konto eröffnen und du hast die Formulare schon dabei?« Der Junge errötete. »Wohin damit?«
    Körner nahm ihm den Monitor ab und wuchtete ihn vor Basedov auf den Tisch. Der Junge fischte eine Tastatur, eine Maus und ein Mousepad aus dem Rucksack und verschwand wieder.
    »Die Bank, dein

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