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Der Judas-Schrein

Der Judas-Schrein

Titel: Der Judas-Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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und wartete auf die Verbindung.
    Eine weibliche Stimme meldete sich. »Redaktion Neunkirchener Rundschau. Was kann ich für Sie tun?«
    Körner wurde blass im Gesicht. Ihm drehte sich alles. Die Erkenntnis war wie ein Schlag in die Magengrube und schleuderte ihm die bisherigen Ermittlungsergebnisse um die Ohren.
    »Hallo? Wer spricht?«, fragte die Dame.
    Körner brach die Verbindung ab. So führte eines zum anderen! Der historisch interessierte Hauptschüler Martin Goisser hatte der Presse den Tipp gegeben, dass in den Morgenstunden etwas Schreckliches in der Greiner Disco passieren würde. Woher konnte der Knabe das verdammt noch mal gewusst haben? Woher stammten seine Informationen? Gewiss nicht aus dem Kirchenarchiv oder diesen Chronikbänden! Der Junge hatte mehr draufgehabt als sie ahnten. Blieb nur noch die Frage offen, in welchem Zusammenhang die beiden Morde mit Martins Recherchen über die Kirchengeschichte, die Ermordung von Pater Dorn und das Grubenunglück im Steinkohlenbergwerk standen. Es musste eine Verbindung geben, denn grundlos hatte niemand die Unterlagen aus Martins Zimmer hinter dem Poster gestohlen.
    Wie hing das alles zusammen und wie passte Sabriskis und Philipps Drei-Täter-Theorie in das Puzzle?
     
    13. Kapitel
     
    Die Kirchenglocken läuteten zur 18.00 Uhr Messe, als Körner in den zum Ermittlerbüro umfunktionierten Gemeindesaal stürzte. Es roch noch immer nach Philipps Pfeifentabak und den Pizzakartons, die sich unter dem Tisch stapelten. Philipp, Sabriski, Basedov und Berger blickten ihn stumm an. Sein Team sah nicht so aus, als würde es in Arbeit ersticken, dachte Körner.
    Er wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und warf den nassen Regenmantel über eine Stuhllehne. »In Ordnung Leute, ich habe …«
    Philipp schnitt ihm das Wort mit einer knappen Geste ab. Er stand neben dem Kofferradio und lauschte.
    »Der Wetterbericht«, flüsterte Berger. Auch die anderen hörten angestrengt zu.
    Körner schnappte nur noch den letzten Satz des Berichts auf, dann ertönte die Kennmelodie der Verkehrsmeldung.
    »So ein Mist!« Philipp warf die Arme in die Luft. Basedov stöhnte unglücklich auf.
    Körner setzte sich zu ihnen an den Tisch. »Keine Besserung?«
    »Der Regen hält bis Donnerstag an, wir saufen hier noch ab.«
    Körner blickte in eine Reihe langer Gesichter. Sogar Sabriski, welche die Lage bisher von allen am leichtesten genommen hatte, machte einen unglücklichen Eindruck.
    »Haben sie in den Nachrichten etwas über unseren Fall gebracht?«, fragte er.
    Berger schüttelte den Kopf. »Nur Hochwasserberichte.«
    Körner dachte nach. Zwar wusste er nicht, was die Zeitungen morgen schreiben würden, doch wenigstens standen er und sein Team im Moment nicht unter Zugzwang. Auch wenn es verrückt klang, das Hochwasser arbeitete für sie. In der so genannten Saure-Gurken-Zeit hätte die Presse den Mord an Sabine Krajnik zu einem fetten Schlagzeilendauerbrenner aufgeblasen, doch jetzt waren sie mit ihren Ermittlungen gewiss in das Blattinnere gerutscht.
    »Krisensitzung! Was habt ihr herausgefunden?« Körner blickte Berger als Erste an.
    »Ich habe Sabines Tagebuch noch einmal ausführlich gelesen, das ergab allerdings keine weiteren Spuren. Anschließend war ich draußen.« Sie nickte zum Fenster. »Ich habe mich im Ort umgehört, mit den Nachbarn, der Wirtin und einigen Feuerwehrleuten über Martin geplaudert. Mittlerweile hat sich sein Selbstmord herumgesprochen, doch habe ich nichts gefunden, was wir nicht ohnehin schon wussten. Der Junge war ein introvertierter Einzelgänger, der sich in seinen Büchern verkroch.«
    Körner blickte Basedov an. »Was ergaben Martins Dateien?«
    Das Gesicht des Kripofotografen verschwand hinter dem Bildschirm, und schon klimperte er auf der Tastatur. »Alle sind mit Passwörtern versehen, was grundsätzlich kein Problem darstellt, da sie im Hundertachtundzwanzig-Bit-Schlüssel des Computers gespeichert sind … normalerweise! Doch der Junge hat seinen eigenen Schlüssel entwickelt und mir fehlt der Algorithmus um die Codes zu knacken.«
    »Was bedeutet das im Klartext?«
    »Ich brauchte ein raffiniertes Entkryptungsprogramm, das ich aber nicht habe.« Hilflos zog er die Schultern hoch.
    »Hast du es mit den naheliegendsten Begriffen probiert?«
    »Wofür hältst du mich? Hawking, Einstein, Bohr … seit einer halben Stunde versuche ich nichts anderes.«
    »Und mehr wissen wir nicht?«
    »Naja«, seufzte Basedov. »An Hand der Zeiten, zu denen die

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