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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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nicht. Die Stadt Alexandrien mußte einen großen Teil ihrer Garnison für den Feldzug abgeben. Die Juden ließen es sich nicht merken, aber sie waren voll Sorge vor einem Pogrom, ähnlich dem vier Jahre zuvor.
      Sie bestrebten sich um so mehr, dem Kaiser und seinem Sohn ihre Loyalität zu zeigen. Obwohl viele aus der Gemeinde finster schauten, gab der Großmeister Theodor Bar Daniel dem Prinzen Titus ein Bankett zum Abschied. Der Kaiser war da, Agrippa, Berenike, der Stabschef des Titus, Tiber Alexander. Auch Josef und Dorion waren eingeladen. Sie sahen ernst aus, von leuchtender Blässe, sehr gesammelt, und alle sahen auf sie.
      Da lagen also diese hundert Menschen, Juden und Römer, beim Mahl, und sie feierten, daß nun morgen die Armee aufbrechen würde, verstärkt, vier Legionen stark jetzt, die Fünfte, die Zehnte, die Zwölfte, die Fünfzehnte, von Syrien her, von Ägypten her, um die freche jüdische Hauptstadt einzuschließen und für immer zu demütigen. »Deine Bestimmung, Römer, ist es, die Welt zu regieren, Unterwürfige schonend und niederkämpfend die Frechen.« So hatte der Dichter gesungen, als der Begründer der Monarchie das Reich fügte, und sein Wort wahr zu machen, waren sie nun entschlossen, Römer und Juden, es wahr zu machen durch Schwert und Schrift.
      Das Festmahl dauerte nicht lange. Auf eine kurze Rede des Großmeisters erwiderte Titus. Er war in der Galauniform des Feldherrn, er sah gar nicht jungenhaft aus, seine Augen waren hart, kalt und klar, und alle sahen, wie ähnlich er seinem Vater war. Er sprach vom römischen Soldaten, von seiner Zucht, seiner Milde, seiner Härte, seiner Tradition. »Andere haben tiefer gedacht«, sagte er, »andere haben schöner gefühlt: uns haben die Götter gegeben, im rechten Augenblick das Rechte zu tun. Der Grieche hat seine Statue, der Jude hat sein Buch, wir haben unser Lager. Es ist fest und beweglich, es ersteht jeden Tag von neuem, eine kleine Stadt. Es ist der Schutz des Unterwürfigen, der dem Gesetz sich fügt, und der Schrekken des Frechen, der dem Gesetz trotzt. Ich verspreche Ihnen, mein Vater, ich verspreche Rom und der Welt, daß Rom in meinem Lager sein wird, das alte Rom, hart, wo es sein muß, und mild, wo es sein darf. Es wird kein leichter Krieg sein, aber es wird ein guter Krieg sein, geführt auf römische Art.« Es waren nicht nur Worte, die der junge General sprach, es war Sinn und Wesen seines Geschlechts, es war die Mannhaftigkeit selber, die da sprach, die Mannestugend, die die Bewohner jener kleinen Siedlung auf den Tiberhöhen zu den Herren Latiums, Italiens, des Erdkreises gemacht hatte.
      Der Kaiser hörte vergnügt und beipflichtend seinem Sohne zu; leise, mechanisch strich er sein gichtisches Bein. Nein, die Jüdin wird diesen seinen Jungen nicht herumkriegen. Und er sah mit einem kleinen, innern Schmunzeln auf Berenike. Sie hörte zu, das dunkle, kühne Gesicht in die Hand geschmiegt, reglos. Sie war voll Trauer. Dieser Mensch hat sie jetzt völlig vergessen, hat sie ausgetilgt aus der letzten Falte seines Herzens. Er ist nichts als Soldat, er hat gelernt zu stechen, zu schießen, zu töten, niederzutreten. Es wird schwer sein, seine Hand aufzuhalten, wenn er sie einmal gehoben hat.
      Es war sehr still in dem leuchtenden Saal, während der Prinz sprach. Der Maler Fabull war da. Das Gemälde der Prinzessin Berenike war fertig. Aber der Prinz wollte es nicht mitnehmen, und dies war eine große Bestätigung des Malers; denn das Bild, hatte der Prinz gesagt, ist so lebendig, daß es ihn immer beunruhigen wird, wenn es in seiner Nähe ist, und er hat jetzt einen Feldzug zu führen und kann solche Unruhe nicht brauchen. Der Maler Fabull war älter geworden, sein Kopf war noch strenger, aber sein Körper war weniger massig. Er starrte vor sich hin, blicklos, wie das seine Art war, aber diese Blicklosigkeit war Täuschung. Der Mann, der in diesen Wochen alt geworden war, sah sehr gut. Er sah die hundert Gesichter, die Römer, die Herren, die auszogen, um aufsässige Leibeigene zu züchtigen, und die Juden, die Gezüchtigten, die ihren Herren die Hand leckten. Der Maler Fabull war karg von Wort, ihm eignete nicht das Wort, aber er war ein Meister, er begriff ohne Wort, was hinter diesen Gesichtern vorging, mochten sie noch so zugesperrt sein. Er sah den Marschall Tiber Alexander, der kalt und elegant dasaß und der das in vollem Maß erreicht hatte, wonach er, Fabull, sein Leben lang vergeblich sich zerrieben

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