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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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toll wie angeschossene Wildsäue. Sie riskierten ihr Leben um einen Sack mit Weizen. Ersannen immer neue, harte Tricks. Da hatten sie etwa das Dach der Verbindungshalle zwischen dem Fort Antonia und dem Tempelbezirk mit Erdharz, trockenem Holz und Pech gefüllt, die Römer daraufgelockt und sie gebraten wie Fische. Aber auch mit seinen Jungens war nicht zu spaßen. Der Prinz erzählte, als ob es nicht um Verlust oder Gewinn, sondern um guten Sport ginge. Er selber schont sich nicht, wenn es darauf ankommt, er springt mitten ins Getümmel, er ist zweimal verwundet worden, sein Pferd haben sie ihm unterm Leib erstochen, seine Offiziere reden immer auf ihn ein, er, der Feldherr, möge die gemeine Kampfarbeit dem gemeinen Mann überlassen.
      Titus erzählte, beflissen, gut gelaunt, kaum darauf achtend, ob sie zuhöre. Plötzlich gewahrte er, wie sie ihn anschaute. Das waren nicht die Augen des Bildes. Wie sie sich an ihn hängten, wie sie sich verschleierten, das war ihm an Frauen nicht fremd. Leise, während er sprach, mit einer Bewegung, die nahm und doch zart war, schloß er Berenike ein mit beiden Armen. Sie glitt ihm zu, er sprach den angefangenen Satz nicht zu Ende, mitten in seinen Erzählungen sanken sie hin und mischten sich.
      Still dann lag sie, mit geschlossenen Augen, lächelnd. Titus preßte den breiten Bauernkopf, der jetzt frisch und jungenhaft aussah, an ihre Brust, bohrte ihn in ihren Leib. »Ich weiß«, sagte er und machte seine harte Kommandostimme schmiegsam, »ich weiß, du bist nicht um meinetwillen gekommen. Aber laß mich glauben, du seist es. Süße, Herrliche, Königin, Geliebte. Es ist wahrscheinlich um deines Tempels willen, daß du gekommen bist. Gesegnet sei dein Tempel, weil du kamst. Es war fest in meinem Plan, daß er stehenbleiben soll. Süße, und wenn ich zehntausend Männer mehr daransetzen müßte, er wird stehenbleiben. Es ist dein Tempel. Er ist der Rahmen für dich, und zehntausend Mann ist kein Preis dafür. Auch das Haus deiner Mütter werde ich neu aufbauen. Du sollst die Stufen hinaufschreiten, Nikion, mit deinem Schritt, der mich selig macht, und hinter dir soll dein Tempel sein.«
      Berenike lag mit geschlossenen Augen, lächelnd. Sie trank seine Worte ein. Ganz leise sagte sie: »Mann, Kind, Janik, Janiki. Ich bin deinethalb gekommen, Janiki.«

    Am 21. August, dem 1. Ab jüdischer Rechnung, begann der »Harte Julius« gegen die äußere Umfassungsmauer des Tempelbezirks zu arbeiten. Er arbeitete sechs Tage ununterbrochen, andere Maschinen wurden angesetzt, am 27. August arbeiteten alle Maschinen gleichzeitig. Ohne Erfolg. Man versuchte es mit der direkten Attacke, legte Leitern an, ließ zwei Kohorten in Schildkrötenform an den Leitern antreten. Die Juden stürzten die mit Bewaffneten dichtbesetzten Leitern von oben her um. Einige Legionäre, der Träger eines Feldzeichens darunter, gelangten bis auf die Mauer, aber hier wurden sie niedergemacht, und die Juden bemächtigten sich des Feldzeichens.
      Titus ließ Feuer an die Tore legen. Die äußeren Kolonnaden, beruhigte er sich und Berenike, seien noch nicht der Tempel. Man legte also Feuer an die Tore, das überall schmelzende Silber öffnete den Flammen den Weg zu dem hölzernen Gebälk. Den ganzen Tag und die folgende Nacht hindurch wütete das Feuer. Dann waren die nördlichen und westlichen Säulenhallen des Tempelbezirks vernichtet, und nun stand man vor dem hohen Tempelhaus selbst.
      Am 28. August, dem 8. Ab jüdischer Rechnung, während die römischen Löschkommandos arbeiteten, um durch Schutt, Asche, Glut und Niederbruch einen Weg unmittelbar bis an das Tempelhaus zu führen, berief Titus einen Kriegsrat ein. Es sollte entschieden werden, wie gegen das Tempelhaus vorzugehen sei.
      An dem Kriegsrat nahmen teil der Marschall Tiber Alexander, dazu die kommandierenden Generäle der vier Legionen, Cerealis von der Fünften, Lepid von der Zehnten, Litern von der Zwölften, Phryg von der Fünfzehnten und Marcanton Julian, der Gouverneur von Judäa. Als Sekretär zog Titus den Josef bei.
      Titus ließ zunächst einen Brief des Kaisers verlesen. Berenike war recht berichtet, der Kaiser hatte eine Kabinettsitzung einberufen, um die Meinung seiner Herren über den Fortbestand des Tempels einzuholen. Einige der Minister waren der Meinung gewesen, man solle das Bollwerk der Meuterei, dieses Zentrum und Symbol aufsässigen jüdischen Nationalstolzes, dem Erdboden gleichmachen. Nur so könne man ein für

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