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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Schauspieler, gewohnt, seinen Körper zu kontrollieren, stand jetzt unschön und unbeholfen. »Reden Sie doch, reden Sie doch«, drängte die Kaiserin auf Josef ein.
      »Gott ist jetzt in Italien«, sagte Josef. Der Schauspieler blickte hoch, man sah, wie ihn das vieldeutige Wort traf, wie es einen dicken Ballen Zweifel von ihm wegfegte. Auch die Kaiserin war angetan von diesem Satz. »Ein ausgezeichnetes Wort«, sagte sie und klatschte in die Hände. »Sie sind ein gescheiter Mann«, sagte sie, und sie notierte sich Josefs Namen.
      Josef war bedrängt und beglückt. Er wußte nicht, was da aus ihm herausgesprochen hatte. Hat er eigentlich selbst diesen Satz gefunden? Hat er ihn früher schon einmal gesagt? Jedenfalls war es der rechte Satz im rechten Augenblick. Und es ist ganz gleichgültig, ob er ihn gefunden hat oder ein anderer: es kommt darauf an, bei welcher Gelegenheit ein Satz gesagt wird. Der Satz: Gott ist in Italien, hat sein Leben jetzt erst gewonnen, in diesem Augenblick seiner großen Wirkung.
      Aber wirkte er denn überhaupt? Der Schauspieler stand immer noch unschlüssig oder spielte wenigstens den Unschlüssigen. »Sagen Sie schon ja, Demetrius«, sagte die Kaiserin. »Wenn Sie ihn dahin bringen, daß er ja sagt«, wandte sie sich an Josef, »dann sollen Sie Ihre drei Unschuldigen frei haben.«
      Ein großes Feuer glomm auf in den heftigen Augen Josefs. Er beugte sich tief nieder, löste mit Zartheit die weiße Hand der Kaiserin von der Stuhllehne, küßte sie lange.
      »Wann werden Sie mir den Juden spielen?« fragte währenddes die Kaiserin den Schauspieler. »Ich habe nichts versprochen«, wehrte schnell und ängstlich Demetrius ab.
      »Geben Sie ihm eine schriftliche Zusage für unsere Schützlinge«, bettelte Josef. Die Kaiserin lächelte anerkennend über dieses »ihm« und »unsere«. Sie ließ ihren Sekretär kommen. »Wenn der Schauspieler Demetrius Liban«, diktierte sie, »den Juden Apella spielt, dann werde ich erwirken, daß die drei jüdischen Zwangsarbeiter in der Ziegelei von Tibur freigelassen werden.« Sie ließ sich das Täfelchen geben. Setzte ihr P darunter. Überreichte es Josef. Schaute ihn an mit grünen, klaren, spöttischen Augen. Und er gab den Blick zurück, demütig, doch so dringlich und andauernd, daß langsam der Spott aus ihren Augen schwand und ihre Klarheit sich trübte.

    Josef, nach der Audienz, schwebte auf Wolken. Die andern verehrten die Büsten der Kaiserin, einer großen, göttlichen Frau, die lächelnd ihre gewaltige Gegnerin, die Kaiserin-Mutter, hatte töten lassen, die lächelnd Senat und Volk von Rom in die Knie gezwungen hatte. Er selber aber sprach zu dieser ersten Dame der Welt wie zu einem beliebigen Mädchen am gewöhnlichen Alltag. Jildi, Janiki. Er hatte ihr nur lange in die Augen schauen müssen, und schon hatte sie ihm die Freilassung jener drei Männer versprochen, die der Große Rat von Jerusalem mit all seiner Weisheit und Staatskunst nicht hatte erlangen können.
      Beschwingt ging er herum in den Vierteln des rechten Tiberufers, unter den Juden. Achtungsvoll starrte man ihm nach. Hinter ihm tuschelte es: das ist der Doktor Josef Ben Matthias aus Jerusalem, Priester der Ersten Reihe, Günstling der Kai serin. Das Mädchen Irene legte ihm ihre Verehrung wie einen Teppich unter die Füße. Die Zeit war vorbei, da Josef an den Vorabenden des Sabbats unter den Mindergeachteten sitzen mußte. Jetzt fühlte sich Cajus Barzaarone geehrt, wenn Josef den Ehrenplatz auf seinem Speisesofa einnahm. Mehr als das. Er lockerte, der alte schlaue Herr, seine vorsichtige Zurückhaltung, gab Josef Einblick in gewisse Schwierigkeiten, die er vor andern sorglich verbarg.
      Seine große Möbelfabrik ging nach wie vor ausgezeichnet. Aber immer bösartiger jetzt drohte eine Gefahr, die er schon seit Jahren spürte. Immer mehr wurde es unter den Römern Mode, am Hausrat Tierfiguren als Ornamente anzubringen, als Tischfüße, als Reliefs, in hundertfältiger Verwendung. Nun hieß es aber in der Schrift »Du sollst dir kein Bild machen«, und es war den Juden verboten, Figuren von Lebendigem herzustellen. Cajus Barzaarone hatte denn auch die Herstellung von Tierornamenten bis jetzt vermieden. Allein seine Konkurrenten nützten diesen Verzicht immer rücksichtsloser aus, sie erklärten seine Fabrikate für veraltet, es war schmerzlich, wie viele seiner Kunden abwanderten. Der Verzicht auf die Herstellung von Tierornamenten kostete jetzt nach dem

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