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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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häufig antrifft. Als ginge die Welt
gleich unter, und die Hälfte der Leute hätte es eilig, noch schnell irgendwohin
zu kommen, während die andere Hälfte sich mit dem drohenden Weltuntergang
abgefunden hatte. Menschen rannten an mir vorbei; andere schlenderten im
Zeitlupentempo durch die Halle. Vor dem öffentlichen Telefon musste ich ein
paar Minuten warten, bis eine ältere Frau in einem schwarzen Kleid ihren Anruf
beendet hatte. Sie sprach in einem hohen, kreischenden Ton, ehe sie den Hörer
auf die Gabel knallte, mich höflich anlächelte und unsicheren Schrittes
davonging. Als Erstes versuchte ich Frank zu erreichen, doch die Leitung war besetzt. Anschließend suchte ich in meinem
Filofax die Nummer von Ahmet Uzun, Inspektor bei der Mordkommission in
Istanbul, und tippte die Zahlen ein. Eine Sekunde später hörte ich ein Klicken,
und eine Stimme sagte: »Uzun.«
    »Inspektor, Kate Moran hier, vom FBI. Ich hoffe, Sie
erinnern sich an mich?«
    »Kate Moran«, stieß Uzun erstaunt hervor.
    Ich hatte ihn während einer Schulung in Quantico kennen gelernt.
Er gehörte zu den besten Ermittlern in der Türkei. »Natürlich erinnere ich
mich. Wie geht es Ihnen? Was verschafft mir die Ehre, Kate?«
    »Ich wollte Sie fragen, ob Sie heute Nachmittag ein
bisschen Zeit für mich hätten, Ahmet.«
    »Natürlich. Von wo rufen Sie an?«
    »Ich bin am Flughafen.«
    Es herrschte einen Moment Stille, und im Geiste sah ich Uzun
mit nachdenklich gerunzelter Stirn vor mir. »Machen Sie Urlaub in der Türkei?«
    »Das wäre schön. Nein, ich bin wegen des Doppelmordes hier,
der gestern im Versunkenen Palast verübt wurde, und ich brauche Ihre Hilfe,
Ahmet. Können wir uns treffen?«
    Uzun schwieg einen Moment und dachte offenbar kurz über das
nach, was ich ihm soeben mitgeteilt hatte. »Gern. Ich kenne ein hübsches Hotel,
ein historisches Gebäude. Es bietet sich für ein Gespräch bei einem kleinen
Imbiss geradezu an.«
    »Warum erklären Sie mir nicht einfach, wie ich zum
Präsidium komme, und wir treffen uns dort?«
    Uzun schien Bedenken zu haben. »Nein, es ist mir lieber,
wir treffen uns in dem Hotel. Es heißt Perla
Palace. Ich bin in einer Stunde da.« Nachdem
er mir den Weg erklärt hatte, fügte er noch eine Information hinzu, die mir
einen Schock versetzte.
    »Übrigens, Ihr Chef, Lou Raines, hat mich vor einer halben Stunde
angerufen.«

72.
Istanbul,
Türkei
    Das gelbe Taxi hielt vor dem Perla Palace Hotel
mit Blick auf den Bosporus. Ich betrat das reich verzierte Foyer mit seinen Marmorböden
und den hohen Säulen. Um mich schneller mit der Stadt vertraut zu machen, hatte
ich mir am Flughafen einen Führer gekauft und im Taxi darin geblättert. Auch
das Perla Palace wurde erwähnt. Es gehörte einst zu den Grandhotels
an der Strecke des legendären Orient Express und war unter anderem berühmt,
weil Agatha Christie während ihres Besuchs in Istanbul dort gewohnt hatte. Die
Hotelleitung hatte ihr Zimmer in ein kleines Museum verwandelt, in dem einige
ihrer Besitztümer ausgestellt waren. Im Stadtführer wurde erwähnt, dass das Perla Palace hundertfünfzig
Jahre alt war, und tatsächlich hatte ich das Gefühl, ins Viktorianische
Zeitalter zurückversetzt zu werden.
    Doch ich war nicht in Istanbul, um Museen zu besuchen. Nachdem
ich fünf Minuten im Foyer gewartet hatte, wollte ich gerade meinen Stadtführer
aufschlagen, als Ahmet Uzun eintraf. Er war ein großer, gut aussehender Mann,
dessen Haar allmählich ergraute. Mit einem freundlichen Lächeln drückte er mir
die Hand. »Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Kate. Wenn Sie mir gesagt hätten,
dass Sie nach Istanbul kommen, hätte ich Ihnen einen Fahrer zum Flughafen
geschickt.«
    »Ehrlich gesagt habe ich mich in letzter Minute zu dieser Reise
entschlossen. Und ich bin sozusagen inkognito hier.«
    »Inkognito?« Uzun zog die Stirn in Falten und wies mit dem
Kopf auf einen marmornen Bogengang. »Kommen Sie. Wir trinken im Salon einen
Kaffee, und Sie erzählen mir alles.«
    Der Inspektor hatte mir nicht gesagt, warum Lou Raines ihn angerufen
hatte, doch ich war sicher, dass ich es bald erfahren würde. »Es war nett von
Ihnen, dass Sie einem so kurzfristigen Treffen zugestimmt haben«, sagte ich
dankbar.
    Bei einem Kellner in einem weißen Anzug bestellte Uzun zwei
Tassen Kaffee und Sandwiches. Das Perla bot einen herrlichen Blick auf den Bosporus
und die berühmte Blaue Moschee in der Ferne. Es dauerte nicht lange, bis der
Kellner mit einem Silbertablett

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