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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Mordopfer.
Doch die Türkei gehörte zu den aufgeklärteren Ländern, und Uzun beteuerte, dass
die Polizei sich an der internationalen Praxis orientiere. Am Ende des Ganges
blieben wir vor einer grauen Tür mit einem Schild in türkischer Sprache stehen.
    »Der Pathologe heißt Hakan Sayin. Machen Sie sich auf einiges
gefasst, Kate. Was Sie gleich sehen werden, ist nicht angenehm«, sagte Uzun,
ehe er die Tür öffnete und wir beide eintraten.
     
    Auf einer Seite der Leichenhalle standen
Kühlschränke aus Stahl. Neben den Spülbecken stand ein kleiner Metalltisch mit den
grässlichen Instrumenten, die der Rechtsmediziner für seine Arbeit brauchte:
Skalpell, Messer, kleine Stahlwannen und verschiedene elektrische Sägen. In der
Mitte des Raumes standen zwei Metalltische mit Abflusslöchern für das Blut. Auf
den Tischen lagen zwei Leichen, die mit weißen Plastiktüchern bedeckt waren.
Ein kahlköpfiger Mann mit Brille und einer vernarbten rechten Wange schrubbte
seine Hände in einem Waschbecken. Als er sie sich abgetrocknet hatte, drehte er
sich zu uns um. »Kate, das ist Professor Hakan Sayin. Er hat die Leichen
obduziert.«
    Sayin reichte mir die Hand und begrüßte mich in perfektem Englisch.
»Willkommen in Istanbul. Ahmet sagte mir, dass Sie Amerikanerin sind und beim
FBI arbeiten.«
    »Ja.«
    »Folgen Sie mir bitte.« Der Professor ging uns voraus zu
den Metalltischen, nahm die Ecke eines weißen Tuches in die Hand und sagte zu
mir: »Ich fürchte, diese beiden Leichen sind besonders übel zugerichtet. Sind
Sie bereit?«
    »Ja.«
    Der Professor zog das Tuch weg, und ich sah den auf dem Tisch
liegenden Leichnam eines Mannes. Wie die Leichen in Virginia war auch diese
hier angezündet worden und die Haut größtenteils verkohlt. In der Mitte der
Brust, wo das Herz und die inneren Organe entfernt worden waren, befand sich
ein Hohlraum. »Möchten Sie das andere Opfer auch sehen?«, fragte der Professor.
    Ich nickte, worauf er das zweite Tuch zurückzog. Tränen
stiegen mir in die Augen, als Uzun erklärte: »Die Nichte des Mannes. Sie war
ungefähr fünfzehn und erlitt dasselbe Schicksal wie ihr Onkel.«
    Als ich das klaffende Loch in der verkohlten Brust des
Opfers sah, stieg mir Galle in die Kehle. Ich würde mich niemals an den grauenhaften
Anblick der Opfer gewöhnen, vor allem, wenn es sich um junge Menschen handelte.
»Haben Sie genug gesehen?«, fragte Uzun.
    »Ich glaube ja.«
    Wir verabschiedeten uns von dem Professor. Uzun führte mich
hinaus und steckte sich eine Zigarette an. »Wollen Sie sich den Versunkenen
Palast auch noch anschauen?«
    Ich fröstelte. Nein, das wollte ich nicht. Ich hasste den
Gedanken, diese unterirdische Totenkammer zu betreten. Dennoch musste ich
dorthin. Ich schaute auf die Uhr: Mir blieben noch knapp drei Stunden, ehe ich
zum Flughafen fahren musste. Die Zeit rannte mir davon. »Ja, ich möchte mir den
Tatort ansehen.«

75.
    Als Uzun mich durch die Stadt fuhr, klingelte
sein Handy. Er hielt am Bordstein, um das Gespräch entgegenzunehmen. Da ich des
Türkischen nicht mächtig war, verstand ich kein einziges Wort. Als Uzun die
Stirn runzelte und mir ab und zu Seitenblicke zuwarf, stieg Besorgnis in mir
auf. Mit wem sprach Uzun?
    Nach ein paar Minuten klappte er das Handy zu und schaute mich
an. »Ich habe gerade ein eigenartiges Gespräch geführt.«
    Unruhe erfasste mich. »Wie meinen Sie das?«
    Uzun sah verwirrt aus, als er das Handy einsteckte und sich
wieder in den Verkehr einfädelte. »Das war Gemals Schwester. Sie scheinen Glück
zu haben. Sie ist mit einem Treffen einverstanden. Es war seltsam, aber ich
hatte das Gefühl, als wollte sie unbedingt mit Ihnen reden. Wir haben uns in
zehn Minuten vor dem Versunkenen Palast verabredet. Sie wohnt nicht weit von
hier.«
    Ein paar Minuten später hielt Uzun vor einem einstöckigen Gebäude
mit einer stabilen Eichentür. »Das ist der öffentliche Eingang«, sagte er. »Normalerweise
stehen die Touristen um diese Uhrzeit hier Schlange, aber seit den Morden ist
der Palast für Besucher gesperrt, und daran wird sich in den nächsten Tagen
nichts ändern.«
    Als wir ausstiegen, klingelte Uzuns Handy erneut. »Bitte
entschuldigen Sie mich«, sagte er und überprüfte die angegebene Nummer.
    »Natürlich.«
    Er trat zur Seite, um ungestört zu telefonieren. Ich ging
auf den Palast zu und betrachtete den Eingang. Als ich näher kam, sah ich, dass
es sich nicht um eine, sondern um zwei Türen handelte, und dass eine

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