- Der Jünger des Teufels
dumme Miststück versuchte zu
fliehen und rannte in blinder Panik davon. Sie sah ängstlich und verwirrt aus,
und dieser Anblick gefiel ihm sehr. Alles Teil des Spiels.
Moran stürmte Hals über Kopf die Treppe hinauf, doch er brauchte
ihr nicht zu folgen. Die Schlüssel der Wachmänner steckten in seiner Tasche. Er
hatte das Metallgitter verschlossen. Mal sehen, ob das Miststück einen Weg
hinaus fand. Er wollte sich mit ihr messen und die Freude an ihrer Angst so
lange wie möglich auskosten. Er grinste, als er hinter der Säule hervortrat und
ihr folgte.
81.
Ich rannte die Treppe hinauf und erreichte die
oberste Stufe. Die Flamme war erloschen, und ich warf das Feuerzeug zu Boden. Ich
war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, die Wachmänner zu suchen oder aus
dem Gebäude zu fliehen. Mein Instinkt riet mir, sofort auf den Ausgang
zuzuhalten, und genau das tat ich dann auch. Als ich versuchte, das
Metallgitter zu öffnen, stellte ich fest, dass es verschlossen war.
Ich warf einen gehetzten Blick zurück auf die Wachstube. Die
Tür war geöffnet, und der Fernseher lief. »Hallo!«, rief ich.
»Ist da jemand?«
Keine Antwort. Ich eilte zur Tür und sah die Leichen der Wachmänner
– die eine auf dem Boden, die andere zusammengesunken auf dem Stuhl. Neben
ihnen auf dem Kachelboden breiteten sich Blutlachen aus.
Ich starrte auf den Leichnam des älteren Wachmanns und sah,
dass der Schlüsselbund nicht mehr an seinem Gürtel hing. In diesem Augenblick
war ich sicher, dass ich sterben würde. Jemand hatte die Schlüssel an sich
genommen. Ich war eingeschlossen und konnte nicht fliehen, denn ich kannte
keinen anderen Ausgang als den durch die Eingangstür.
Dann fiel mein Blick auf die geöffnete Klappe des
Schaltkastens. Eine ganze Reihe Sicherungen war herausgesprungen. Jemand hatte
das Licht im Untergeschoss ausgeschaltet.
Und ich wusste, wer es gewesen war.
Eine Sekunde später glaubte ich, ferne Schritte zu hören.
War tatsächlich jemand auf der Treppe, oder spielte meine Fantasie mir einen
Streich?
Mein Verstand sagte mir, dass es irgendwo Zweitschlüssel
geben musste. Hektisch durchsuchte ich den Raum. Er war etwa zehn Quadratmeter
groß, mit einem Tisch, zwei Stühlen und einem alten Gasofen, den das
Wachpersonal vermutlich zum Kochen benutzte. Ich zwang mich, nicht auf den
Boden zu blicken, und trat zwangsläufig in das Blut der Wachmänner, als ich zum
Tisch lief und die Schubladen durchwühlte.
Ich fand keine Schlüssel. Auf der Suche nach einem Versteck
für die Ersatzschlüssel entdeckte ich in einer Ecke einen kleinen Holzschrank
und riss die Tür auf. Es handelte sich um einen Vorratsschrank der Wachleute:
In den Fächern standen Konserven und Gewürze, Tee und Kaffee, Töpfe und
Pfannen. Im untersten Fach entdeckte ich einen verbeulten Fünfliterkanister mit
Speiseöl. Ich tastete mit den Händen über die Bretter, ohne etwas zu finden,
bis ich in der linken Schrankhälfte etwas berührte. Es fühlte sich an wie ein
Ring mit verschiedenen Schlüsseln. Lieber Gott, lass es einen Zweitschlüssel
für das Gitter sein.
Ich riss den Metallring mit fünf Schlüsseln an mich. Und
wenn keiner der Schlüssel ins Schloss passte? Angestrengt überlegte ich,
wie ich Zeit schinden und den Killer abhängen könnte. Meine Möglichkeiten waren
begrenzt. Kurz entschlossen zog ich den Ölkanister aus dem Schrank. Er schien
ziemlich voll zu sein. Ich rannte mit dem Kanister auf den Gang. Die Schritte
auf der Treppe waren jetzt deutlich zu hören und wurden lauter. Ich schraubte
den Plastikverschluss ab, hielt den Kanister schräg über den Boden und goss das
Öl auf die Treppe.
Als der Kanister leer war, rannte ich auf das Gitter zu.
Mein Herz schlug so laut, dass meine Brust schmerzte. Ich steckte einen der
Schlüssel ins Schloss des Gitters, doch er passte nicht.
Ich fluchte.
Ich probierte den nächsten.
Er passte nicht.
Ich versuchte den nächsten. Der passte zwar ins Schloss,
ließ sich aber nicht drehen.
Mein Gott.
Die Schritte näherten sich. Kurz darauf hielt mein
Verfolger an. In der nachfolgenden Stille hörte ich ihn laut atmen. Jetzt rauschte
das Blut in meinen Ohren. Angestrengt lauschte ich etwaigen Geräuschen, hörte
im Augenblick aber nichts. Doch plötzlich vernahm ich wieder schleppende
Schritte auf der Treppe. Ein dumpfer Schlag folgte, dann Stille. Es hörte sich
an, als wäre der Killer in das Öl getreten und hätte Schwierigkeiten, die
Treppe hinaufzusteigen, oder als wäre er
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