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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Erleichterung.«
    »Wollen Sie damit sagen, Patrick hat in seiner Kindheit ein
Trauma erlebt?«
    »Es steht mir nicht zu, darüber zu sprechen«, erwiderte
Lacy schnippisch.
    »Wurde er auch von Gemal behandelt?«
    »Mit Sicherheit. Gemal war einer der leitenden Psychiater
im Bellevue und übernahm die schweren Fälle.« Lacy stand auf. »Wenn Sie
jetzt bitte gehen würden«, sagte sie in einem Ton, der keinen Zweifel daran ließ, dass sie mit ihrer Geduld am Ende war.
»Es wartet noch Arbeit auf mich.«
    Ich wusste fast nichts über Davids Bruder, wollte aber
unbedingt mehr über ihn erfahren. »Hatte Patrick einen Beruf erlernt?«
    Dr. Lacy schob die Kassette in die Hülle. »Sein Vater
bestand darauf, dass er Medizin studierte, doch schon während der Studienzeit
brachen seine Geistesstörungen immer häufiger aus, und er hat nie einen
Abschluss gemacht.«
    Ich hätte Lacy gerne noch weitere Fragen gestellt, doch sie
schaute erneut auf die Uhr und sagte kühl: »Wenn Sie jetzt bitte gehen
würden.«
    Als sie die Videokassette zurück in den Safe legte,
klingelte mein Handy. Ich meldete mich. Zuerst herrschte Stille, doch keine
Sekunde später meldete sich Frank. »Kate, du musst sofort kommen. Ich habe
etwas in den Akten gefunden.«
    »Was?«
    Wieder herrschte Schweigen, ehe Frank sagte: »Das musst du dir
selbst ansehen, Kate, hör zu …«
    Dann war die Leitung tot.
    Ich wusste nicht, ob die Verbindung unterbrochen worden war
oder ob Frank aufgelegt hatte, doch mir war sein drängender Tonfall nicht
entgangen. »Ich muss gehen«, sagte ich zu Lacy und nahm meine Tasche.
    »Sie schulden mir noch eine Erklärung, Miss Moran.«
    »Ich rufe Sie später an.« Schnellen Schrittes steuerte ich
auf die Tür zu.

153.
    Der Wachmann öffnete mir die Eingangstür. Ich
überquerte die Straße und ging zum Parkplatz. Es enttäuschte mich, dass ich auf
dem Videoband nichts entdeckt hatte. Zudem war ich verstimmt, weil David die
Wahrheit vor mir verborgen hatte. Das passte gar nicht zu ihm. War es ihm
vielleicht unangenehm gewesen, über die Geistesstörung seines Bruders zu
sprechen?
    Ich dachte an einen Anruf zurück, den ich sechs Monate nach
Davids und Megans Ermordung erhalten hatte: Einer der Ärzte aus dem Bellevue
hatte mir mitgeteilt, der Verlust seines Bruders habe Patrick dermaßen aus der
Bahn geworfen, dass er von der Klinik hinunter zum Potomac gelaufen sei und
sich ertränkt habe. Patricks Kleidung wurde am Headland Point gefunden. Er hatte
in seinem Zimmer einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er seinen Selbstmord
ankündigte und schrieb, er könne den Kummer nicht mehr ertragen. Sein Leichnam
wurde jedoch nie gefunden. Die Behörden nahmen an, dass die starke Strömung ihn
ins Meer gerissen hatte.
    Plötzlich schossen mir dermaßen wirre Gedanken durch den Kopf,
dass ich weiche Knie bekam. Ich erinnerte mich an einige Punkte des Profils,
das Frank über unseren unbekannten Täter erarbeitet hatte: männlich, zwischen
fünfundzwanzig und vierzig, körperlich gut in Form, eine diagnostizierte
paranoide Schizophrenie mit psychopathischen Tendenzen, überdurchschnittlich
intelligent. Dieser Teil des Profils traf genau auf Patrick zu, nur dass
Patrick tot war.
    Jetzt ging meine Fantasie mit mir durch. Patrick hatte
Medizin studiert und kannte sich daher mit Giften aus. Zudem war er Patient in
der psychiatrischen Klinik Bellevue gewesen und musste Gemal gekannt haben. Die
Polizei hatte erklärt, Patricks Leichnam sei von der starken Strömung ins Meer
geschwemmt worden, doch es gab keine Beweise.
    Könnte es sein, dass Patrick noch lebte und in den Fall
verstrickt war? Könnte er der Killer sein, der Gemals Morden nachgeeifert
hatte? Oder der Gemal geholfen hatte, die Giftspritze zu überleben und zu
entkommen?
    Falls Patrick noch lebte und in den Fall verstrickt war,
stellte sich allerdings die Frage, warum er Constantine Gemal hätte helfen
sollen, die Henker auszutricksen. Und warum sollte Patrick allen vorgemacht
haben, er wäre tot? Ich war so verwirrt, dass mir kein einziger Grund einfiel,
der einen Sinn ergeben hätte.
    Ich überquerte den Parkplatz und lief auf den Volvo zu. Würde
Frank mich für verrückt halten, wenn ich ihn in meine Gedanken einweihte? Als
ich mich dem Volvo näherte, sah ich, dass die Innenbeleuchtung noch brannte,
doch ich entdeckte niemanden im Wagen. Ich spähte hinein.
    Leer.
    Der Schlüssel hing im Zündschloss. Wo war Frank? Eine
Sekunde lang erstarrte ich vor Angst,

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