- Der Jünger des Teufels
keine
Sorge, der kommt bald wieder zu sich.«
»Was ist mit Gemal? Ist er tot oder lebt er?«
Patrick genoss meine Neugier. »Ah, die Frage aller Fragen? Okay,
ich verrate dir, dass dein alter Freund Constantine auf dich wartet.«
Wahnsinnige Angst wühlte in meinem Innern. »Wo ist er? Hast
du ihm ein Gegenmittel gegeben, damit er die Todesspritze überlebt?«
Patrick schwang die Pistole. »Das wirst du erfahren, sobald
du ihn triffst. Und falls du dich fragst, was wir geplant haben – auch das
wirst du bald wissen. Fahr jetzt weiter und halt den Mund.«
Mir drehte sich der Magen um. Gemal lebte. Für mich
und Frank bedeutete das den sicheren Tod, und wenn Gemal seine Finger dabei im
Spiel haben würde, konnten wir uns auf ein grausames Ende gefasst machen. Mein
Herz klopfte zum Zerspringen, als ein Wagen an uns vorbeirauschte, dessen rote
Rücklichter sich auf der regennassen Straße spiegelten. »Was habe ich dir
getan, Patrick? Ich kann ja verstehen, dass Gemal mich hasst, aber warum
solltest du mich umbringen wollen?«
In Patricks Miene spiegelte sich blanker Hass, der ihn zu überwältigen
drohte. »Begreifst du denn gar nichts, du dämliches Miststück? Bist du wirklich
so blöd?«
»Wovon sprichst du?«
Patricks Mund verzerrte sich vor Bosheit. »Spiel nicht die Unschuldige.
Meine Eltern haben mir keinen Cent hinterlassen. Sie haben alles meinem
jüngeren Bruder vermacht. Alles Geld, das ich hätte erben sollen, hat David
bekommen. Aber was tut dieser Blödmann? Er hinterlässt alles dir! «
»Es geht dir nur ums Geld?«, fragte ich fassungslos.
Patricks Boshaftigkeit verwandelte sich in Wut. »Du hast
mir alles genommen, was mir hätte gehören müssen. Und dann wunderst du dich,
warum ich dich hasse?«
Mit einem Mal fügte sich alles zu einem Bild, und trotz
meiner Furcht stieg Zorn in mir auf. »Wie konntest du deinen eigenen Bruder und
deine Nichte kaltblütig ermorden? Wie konntest du das tun?«
Patrick funkelte mich hasserfüllt an. »David und sein
Miststück von Tochter hatten es verdient zu sterben. Immer hieß es nur David
hier, David da. David, der hübsche Junge mit den blauen Augen. David, der
überall der Beste war, im Sport, im Job, bei den Frauen. Er bekam alles, und
ich musste ein Schattendasein fristen. Und was habe ich von meiner Familie
geerbt? Ein krankes Hirn, sodass ich in einer beschissenen psychiatrischen
Klinik weggesperrt werden musste.« Patrick grinste übers ganze Gesicht. »Aber
keine Sorge, David hat gebüßt für das, was er mir angetan hat. Und Megan auch.
Ich glaube, jetzt bin ich fast quitt mit ihm. Ich dachte, das würde dich
interessieren.«
Als ich Patricks brutalen Worten lauschte, wurde mein Hass auf
ihn schier übermächtig. Am liebsten hätte ich ihn auf der Stelle getötet. Bei
dem Gedanken an das unvorstellbare Leid, das er David und Megan zugefügt hatte,
verspürte ich heftige Schmerzen in der Brust.
Wie konnte ein Mensch nur so brutal sein? Nur eine perverse
Bestie konnte sich daran erfreuen, wie ein vierzehnjähriges Mädchen qualvoll
starb.
»David hat immer nur versucht, dir zu helfen, und du hast
ihn getötet!«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
»Was soll das heißen?«
»Du wirst es bald erfahren. Außerdem war David mir
scheißegal. Was hat er schon getan, um mir zu helfen? Ein paar
Wochenendbesuche! Ein paar klägliche Versuche, seine brüderliche Liebe zu beweisen!
Darauf hätte ich gut verzichten können. Aber Gemal – das ist ein Mann, der mir
gezeigt hat, was ein boshafter und gefährlicher Geist vollbringen kann.«
»Was meinst du damit?«
Patrick feixte. »Finde es selbst heraus. Am Schlagbaum
biegst du links ab.«
Wir hatten das ländliche Virginia erreicht, und inzwischen wusste
ich, dass ich es nicht schaffen würde, Patrick zur Vernunft zu bringen. Er
hatte zwanzig Jahre größtenteils in einer psychiatrischen Klinik verbracht,
ohne dass ihm jemand hatte helfen können, und daher hatte ich keine Hoffnung
mehr. »Gemal wartet auf uns, nicht wahr?«, fragte ich.
Patrick warf mir einen hasserfüllten Blick zu. »Du hast
verdammt Recht. Ich freue mich wahnsinnig auf euer Wiedersehen. Das wird ein
Spaß! Und jetzt sieh auf die Straße, verdammt.«
157.
Washington,
D. C.
Josh Cooper hörte das Rasseln eines Schlüssels
in der Tür des Büros, in das man ihn gesperrt hatte. Die Tür wurde geöffnet, und
Agent Walsh stand Kaugummi kauend im Türrahmen. »Ist es gemütlich hier, mein
Schatz?«
Cooper zuckte mit den
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