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- Der Jünger des Teufels

- Der Jünger des Teufels

Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Gefühl, dass die
Atmosphäre gesättigt war von all dem angestauten Leid, und verließ eilig den
Raum.
    Ich hätte Brogan Lacy gerne noch einmal gesehen, um ihr zu danken,
dass sie meine Wunde versorgt hatte, und um in diesem schweren Augenblick
einfach für sie da zu sein, doch als ich mich umsah, konnte ich sie nirgendwo
entdecken. Ob sie schon gegangen war?
    Als ich das Gefängnis verließ, wich ich den wartenden
Reportern aus. Ich wollte nicht mit ihnen reden, denn es war sinnlos, über
Gemals Tod zu diskutieren. Winzige Schneeflocken, die wie gespenstische
Fingerspitzen über mein Gesicht strichen, trübten den Nachthimmel über
Virginia. Flüsternd und mit angespannten Mienen verließen ein paar Zeugen nach
mir das Gefängnis. Das allgemeine Unbehagen war deutlich zu spüren. Die
Erschütterung über das soeben Erlebte saß uns allen in den Knochen.
    Gefängnisdirektor Clay hatte Recht: Es war eine
schockierende Erfahrung, einen anderen Menschen sterben zu sehen, auch wenn das
Opfer eine so gottlose Bestie war wie Gemal. Mir fiel ein Satz ein, den ich
irgendwo gelesen hatte. Wenn du das Böse lange genug anschaust, schaut es
zurück.
    Ich war heilfroh, dass alles vorbei war.

11.
Angel
Bay, Virginia
    Ohne mit den Reportern vor dem Gefängnis auch
nur ein Wort gewechselt zu haben, stieg ich in meinen Bronco. Ich fuhr auf der I-95
Richtung Norden, an Richmond und Fredericksburg vorbei, und bog in der Nähe von Quantico Richtung Osten nach Widewater Beach ab. Es war eine
frostige Nacht, doch je weiter ich nach Norden fuhr, desto weniger Schnee lag
auf den Straßen.
    Im Sommer ist Widewater mit seinem schönen Sandstrand und
dem Blick auf den Potomac River, der sich hinunter nach Chesapeake Bay schlängelt,
ein malerischer Ort. Versteckt in den hübschen kleinen Buchten liegen
Jachthäfen und prunkvolle Villen. Doch als ich in dieser kalten Winternacht
über die Uferstraße fuhr und ein starker Wind über das Land fegte, war mir beinahe
unheimlich zumute. Kurz vor Mitternacht hielt ich vor dem Tor eines aus grauen
Ziegelsteinen errichteten Landhauses mit Blick auf einen kleinen Hafen mit
Holzdamm. Dies war seit zweieinhalb Jahren mein Zuhause, seitdem ich mit David
und Megan hierher gezogen war.
    Ich erinnerte mich an den Tag, als ich zum ersten Mal mit David
von Washington hergefahren war. Wir kannten uns erst knapp vier Monate und
hatten uns meistens in Georgetown getroffen, wo er eine Galerie besaß. Damals
wollte er mir zeigen, wo er aufgewachsen war: hundert Meter von Manor Brook entfernt,
einer beeindruckenden viktorianischen Villa auf einem riesigen Grundstück.
Davids Urgroßvater, ein Arzt aus dem Ort, hatte die Villa Ende des 18.
Jahrhunderts erbauen lassen, mit dicken Granitmauern, steinernen Wasserspeiern,
einem Wachturm und einer massiven Kirchentür.
    Doch die Villa war seit langer Zeit verfallen. David wohnte
mit seiner Tochter Megan in einem bescheidenen Cottage mit zwei Zimmern und
herrlichem Blick auf den Hafen. An jenem Tag bewunderte ich mit David die
Aussicht. Zwei Jungen aus dem Dorf saßen auf der Promenade und angelten.
    Ich erinnerte mich, dass David aus dem Bronco stieg und das
Haar ihm in die Stirn fiel, als er aufs Meer schaute. Schon bei unserer ersten
Begegnung war mir aufgefallen, dass er umwerfend gut aussah. Er war Künstler,
und dank seiner Galerie und einiger großer Aufträge ging es ihm recht gut. Ich
liebte an David besonders seine Freundlichkeit, seine Ruhe und sein
bescheidenes Selbstvertrauen – und dass er stets zu einem Lächeln aufgelegt
war. Außerdem war der Sex mit ihm das Beste, was ich jemals erlebt hatte.
    »Ist es nicht schön hier, Kate?«, hatte er damals gefragt.
    Ein Schwarm Gänse flog über uns hinweg, und ihre schrillen Rufe
hallten wie ein einziger Schrei über die Salzmarschen hinweg, die sich an der
Bucht entlangzogen.
    »Wunderschön. Wo sind wir hier genau?«
    David beschirmte die Augen mit der Hand, als er einen Stein
übers Wasser im Hafen hüpfen ließ. »Der Ort heißt Angel Bay. Hier habe ich als
Kind das Malen gelernt. Ich habe mit Hafenskizzen und Kohlezeichnungen
angefangen. Als meine Eltern noch lebten, wohnten wir im Herrenhaus. Nach ihrem
Tod zog ich ins Cottage. Im Gartenhaus ist mein Atelier, das ich nutze, wenn
ich hier bin. Ich hatte Pläne zur Restaurierung der Villa, aber nach der
Scheidung von Brogan war das Cottage groß genug für mich und Megan. Komm, ich zeig dir alles.«
    Wir spazierten über das Grundstück, durch die

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