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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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verlassen hatte. Verblasste Tattoos zierten
seine Arme. Als wir eintraten, wandte Billy uns seine feuchten Augen zu. Die
Krankenschwester schüttelte Billys Kissen auf und nickte uns zu, ehe sie das
Zimmer verließ. »Rufen Sie mich, Sheriff, wenn Sie mich brauchen. Und sagen Sie
mir Bescheid, wenn Sie fertig sind.«
    »Mach ich, Thelma.« Der Sheriff trat ans Fußende des
Bettes. Billy Adams nickte uns schweigend zu. Ich hatte den Eindruck, dass er
mit Beruhigungsmitteln voll gepumpt war.
    Der Sheriff nahm den Hut ab. »Ich muss mit dir sprechen, Billy.
Und die Kollegen vom FBI auch. Wir versuchen, es kurz zu machen.«
    In Billys müden Augen war die Botschaft zu lesen: Könnt ihr
mich nicht in Ruhe lassen? »Ich fühl mich wie erschlagen, Sheriff. Mir ist
nicht nach reden«, sagte er.
    Billy hörte sich nicht so an, als könnte er einer Befragung
standhalten. Seine Stimme klang schläfrig, doch er war die einzige Spur, die
wir hatten, und daher begann ich entschlossen:
    »Mr Adams, wir würden Sie nicht belästigen, wenn es nicht wichtig
wäre. Sie müssen uns unbedingt helfen, denjenigen zu schnappen, der die Opfer
in der Mine ermordet hat. Jede Minute zählt.«
    Adams’ Augen füllten sich mit Tränen. Er wandte den Blick ab.
»Ich würde lieber später darüber sprechen.«
    »Ich kann verstehen, dass Sie sich zuerst von dem Schock
erholen müssen, Billy«, sagte ich. »Doch jetzt sind die Erinnerungen noch
frisch, und darum ist es besser, wenn wir sofort darüber reden. Je länger der
Killer auf freiem Fuß ist, desto größer ist die Möglichkeit, dass er noch
einmal zuschlägt. Sie können uns helfen, das zu verhindern, Billy. Helfen Sie
uns, Leben zu retten. Ihre Aussage ist von größter Wichtigkeit.«
    Ich wusste nicht, ob meine Worte bis zu Billy vorgedrungen waren,
denn er reagierte nicht. In der Regel ist es besser, Zeugen, die einen Schock
erlitten haben, nicht unter Druck zu setzen, sondern zu warten, bis sie von
allein darüber sprechen, auch wenn das Zeit kostet. Ich aber wartete ungeduldig
auf Antworten und suchte nach einer anderen Möglichkeit, Billy irgendwie zum
Sprechen zu bringen, als Cooper, ohne Blickkontakt mit mir herzustellen, um
mein Einverständnis einzuholen, auf ein verblasstes Tattoo der Redsocks auf
Billys linkem Arm zeigte.
    »Sind Sie ein Fan, Billy?«
    »Früher hab ich mir die Spiele der Redsocks angesehen.«
    Immerhin hatte Billy seine Sprache wieder gefunden, und es sah
aus, als würde Cooper jetzt nicht mehr locker lassen. »Heute nicht mehr?«,
fragte er.
    »Nee, irgendwann hatte ich keine Lust mehr.«
    »Und wie vertreiben Sie sich heute die Zeit?«, fuhr Cooper fort.
    »Wenn ich Geld hab, trinke ich, und wenn ich keins habe, bleib
ich trocken.«
    »Wie war es letzte Nacht? Haben Sie letzte Nacht getrunken?«
    Billy zuckte mit den Schultern. »Ja, ein paar Bier.«
    »Was heißt ein paar?«, fragte Cooper.
    »Eins oder zwei.«
    »Gläser?«
    »Krüge. Und vielleicht ein paar Schnäpse.«
    »Wo waren Sie?«
    Billy starrte uns an. »In der Silver Lagoon Bar. Sie können
den Barkeeper fragen. Ich war bis Mitternacht da«, sagte er in einem Tonfall,
als wollte er sich verteidigen und hätte Angst, verdächtigt zu werden.
    »Was haben Sie danach gemacht?« Jetzt mischte ich mich in die
Befragung ein.
    »Ich bin auf meiner Harley zurück zur Mine gefahren und hab
die Maschine wie immer vor dem alten Büro abgestellt.«
    Billy verstummte wieder. »Was geschah dann?«, fragte ich.
    »Ich hab versucht zu schlafen. Aber wenn ich getrunken
habe, macht sich meine Prostata immer bemerkbar, und ich schlaf dann nur ein
paar Stunden, weil ich immer aufs Klo muss. Ich hab mir einen alten Eimer vor
die Tür gestellt und bin in der Nacht drei oder vier Mal raus, um zu pinkeln.
Zum letzten Mal gegen halb sechs. Und da hab ich es bemerkt.«
    »Was bemerkt?«
    »Den Benzingeruch. Mich hat das gewundert, weil’s in der Mine
noch nie so gerochen hat. Darum hab ich meine Taschenlampe genommen und bin
reingegangen.«
    »Erzählen Sie weiter«, drängte ich.
    »Und da habe ich die Leichen entdeckt. Sie schwelten noch, und
Rauch stieg von ihnen auf.«
    Billy bekam wieder feuchte Augen. Die Befragung schien ihn furchtbar
anzustrengen. Ich legte ihm eine Hand auf die knöcherne Schulter. »Schon gut,
Billy. Sie machen das großartig.«
    Ich schaute in Billys feuchte Augen und erkannte, dass er kurz
vor einem Zusammenbruch stand. Fest entschlossen, den günstigen Augenblick zu
nutzen, stellte ich ihm

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