- Der Jünger des Teufels
richtig ein.«
Diesmal sah ich eine Reihe blasser, kaum lesbarer Ziffern.
Sie standen auf den Überresten eines Scheins. Der Fetzen war völlig verbrannt
und die Originalfarbe nicht mehr zu erkennen, doch unter dem Elektronenmikroskop
wurde eine Ziffernfolge sichtbar.
»Siehst du die Zahlen jetzt?«, fragte Diaz.
»Ja.«
»Der größte Teil des Scheins ist verbrannt und unleserlich.
Wir sind froh, dass wir diese Zahlen mit Hilfe einer Chemikalie sichtbar machen
konnten.«
Ich konnte die Zahlen und Buchstaben erkennen: M442379.
»Was ist das für ein Schein?«
»Ich nehme an, von einer Reinigung. Er hing im Rock des Mädchens.
Du weißt ja, wie diese Scheine an die Kleidung geheftet werden, und manchmal
vergisst man sie zu entfernen. Es müsste uns gelingen, die Reinigung anhand der
Ziffern zu finden.«
Ich trat einen Schritt zur Seite, damit auch Cooper einen Blick
durch das Elektronenmikroskop werfen konnte, und schaute Diaz skeptisch an. Er
sah nicht nur gut aus, er kleidete sich auch gerne schick, wenn er nicht gerade
in seinem hautengen Speedoanzug zur Arbeit kam. Heute trug er zur Abwechslung
eine frisch gebügelte khakifarbene Cargohose, ein weißes Hemd und eine
goldfarbene Seidenkrawatte. »Wie oft bringst du deine Sachen in die Reinigung, Armando?«
Er grinste. »Nicht sehr oft. Ist mir zu teuer. Meine Frau
kümmert sich größtenteils um meine Kleidung.«
»Du bist verheiratet? Das wusste ich ja gar nicht.«
Diaz grinste. »War ein Scherz. Bist du eifersüchtig, Baby?
Ich nenne sie bloß meine Frau. Wir wohnen im Augenblick zusammen. Aber wenn ich
ehrlich bin, klappt es nicht besonders gut. Ich glaube, ich sollte neue
Bewerbungsgespräche für den Posten führen.«
»Hast du eine Ahnung, wie viele Reinigungen es in
Washington gibt?«
»Ein paar Hundert, schätze ich.«
»Ja, schätze ich auch. Wahrscheinlich sogar Tausende, wenn man
die Reinigungen in Maryland und Virginia hinzurechnet. Wir sprechen über ein
Gebiet, in dem Millionen Soldaten, Regierungsangestellte in Uniform,
FBI-Mitarbeiter, auf gute Kleidung bedachte Politiker, Lobbyisten und Anwälte
wohnen, ganz zu schweigen von den Millionen Büroangestellten. Wenn Washington
nicht die amerikanische Hochburg der Reinigungen ist, steht die Stadt neben New
York und Los Angeles zumindest an der Spitze.«
Diaz zuckte mit den Schultern. »Okay, aber zumindest haben wir etwas, Kate. Wenn wir herausfinden, welche Reinigung den Abholschein mit
dieser Nummer herausgegeben hat, könnten wir den Namen des Kunden ermitteln.«
»Ehrlich gesagt hatte ich auf mehr gehofft«, gab ich zu. »Es
kann eine Ewigkeit dauern, bis wir die Reinigung finden.«
Diaz zog die Schultern hoch. »Dann habe ich mich wohl zu früh
gefreut. Immerhin hatte ich in den letzten drei Jahren zwei Fälle, bei denen
die Kontrollabschnitte einer Reinigung uns geholfen haben, Mordopfer zu
identifizieren. Die Abschnitte waren zwar nicht so verbrannt wie der hier, aber
immerhin haben wir eine Spur, Kate, und das ist doch wenigstens etwas. Außerdem
habe ich noch eine Liste meiner Kontaktpersonen aus der Reinigungsbranche von
den letzten Fällen, die ich anrufen und fragen kann. Ich habe dich enttäuscht.«
Diaz zwinkerte mir lächelnd zu. »Für dich werde ich die ganze Nacht arbeiten,
wenn es sein muss. Hast du Lust, mir zu helfen?«
Stirnrunzelnd nahm Cooper den Blick vom Elektronenmikroskop.
Als er hörte, dass Diaz mir eine Zusammenarbeit vorschlug, lächelte er.
»Ich habe zu viel zu tun, Armando, sonst gerne«, erwiderte
ich. Der Typ war ein echter Herzensbrecher. Ich musste lachen. Vielleicht hing
der Kontrollabschnitt schon seit Jahren an dem Kleidungsstück des Opfers. In
diesem Fall war die Chance gering, den Besitzer jemals zu finden. Außerdem
benutzten viele Reinigungen dieselben Quittungsblocks. Und wir gingen davon
aus, dass die Reinigung im Bereich von Washington und den angrenzenden Staaten
Maryland und Virginia lag, wobei sie überall im Land sein konnte. Es brauchte
mehr als die Überbleibsel des Kontrollabschnitts einer Reinigung, um mich in
Aufregung zu versetzen.
Ich sprach mit Diaz über meine Bedenken. »Hast du noch
etwas gefunden, das uns weiterhelfen könnte?«
»Keine Fingerabdrücke auf dem Kreuz, aber dunkle Fasern unter
den Fingernägeln des Mädchens. Sie könnten uns weiterbringen. Aber wir haben
mit den Untersuchungen eben erst begonnen. Mehr haben wir bisher nicht.«
»Was ist mit Fingerabdrücken der Leichen?«, fragte Cooper.
»Wir
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