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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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meine Hilfe anbieten.«
    Ich runzelte ungläubig die Stirn. »Frank, sei mir bitte
nicht böse, aber ich glaube, zuerst solltest du dir selbst helfen.«
    Franks Hände zitterten. Vermutlich verspürte er das starke Bedürfnis
nach einem Drink und bemühte sich angestrengt, trocken zu bleiben. Als er sah,
dass ich das Zittern bemerkt hatte, faltete er die Hände auf den Oberschenkeln.
»Ich wollte dich nicht kränken«, sagte ich. »Das war keine Retourkutsche für deine
Bemerkung eben.«
    »Klar, weiß ich. Schon gut. Ich bekenne mich schuldig. Wir haben
doch früher auch zusammengearbeitet, Kate, und das hat gut geklappt.«
    Abgesehen von der Großfahndung nach Gemal hatte das FBI vor
acht Monaten in einem Mordfall in Baltimore ermittelt. Bei diesen Ermittlungen
hatte Frank mir inoffiziell mit seiner Fachkenntnis zur Seite gestanden, und
darüber war ich sehr froh gewesen. Als er noch beim FBI war, hatten wir
gelegentlich zusammengearbeitet, aber diesmal zögerte ich, weil er nicht mit dem
Trinken aufhörte.
    Er warf mir einen flehenden Blick zu. »Ich bin nicht aus
der Übung gekommen. Wir machen es so, wie wir es immer gehalten haben. Niemand
wird erfahren, dass ich dir helfe. Komm schon, den Versuch ist es wert.«
    Ein Mann wie Frank hätte mir mit neuen Ideen durchaus
helfen können. Trotz seiner Trunksucht war er einer der talentiertesten
Ermittler, den ich kannte. Es hieß, dass die Besten eine Lüge sofort
durchschauen konnten, und Frank konnte an guten Tagen, wenn er nüchtern war,
durch eine dicke Mauer hindurchschauen. »Die Frage ist warum, Frank. Was
hast du davon?«
    »Du bist meine Schwester, und ich stehe in deiner Schuld.«
    Frank beugte sich vor und strich mir über die Hand, was
eigentlich nicht seine Art war. Er war normalerweise eher der coole Typ, aber
vermutlich wollte er mir zeigen, dass er sich wirklich um mich sorgte. »Du
warst immer für mich da, in guten wie in schlechten Zeiten. Meistens war ich zu
betrunken oder hab mich viel zu sehr selbst bedauert, um dir zu danken. Ich
möchte mich wenigstens ein bisschen erkenntlich zeigen für alles, was du für mich
getan hast.«
    »Ist das der einzige Grund?«
    Frank lächelte. »Natürlich nicht. Ich muss irgendwas tun, sonst
werde ich verrückt. Wenn ich noch ein paar Tage untätig hier herumsitze, beiße
ich entweder in den Teppich oder ich fange wieder an zu saufen.«
    »Ich habe das Gefühl, es steckt noch mehr dahinter.«
    Frank atmete tief ein und schaute mich an. »Willst du die Wahrheit
hören?«
    »Klar.«
    »Du siehst erschöpft aus, Kate. Ausgebrannt. Du brauchst eine
Schulter zum Anlehnen. Jemanden, dem du dein Herz ausschütten kannst.«
    »Vielen Dank.«
    »Es ist die Wahrheit. Wenn du mich fragst, hat dieser Fall dich
fast umgebracht, aber du wolltest nie und nimmer aufgeben. Es war genauso wie
in unserer Kindheit, als wir das Puzzle zusammengesetzt hatten und das letzte
Teil suchen mussten.«
    Die Sache mit dem Puzzle gehörte zu meinen unvergesslichen Kindheitserinnerungen.
Wenn unsere Mutter ihre Schwestern am Sonntagabend besuchte, spielte Vater mit
seinen Freunden Poker im Wohnzimmer. Uns verbannte er an den alten Kieferntisch
in der Küche und gab uns ein großes Puzzlespiel mit tausend Teilen. Allerdings
hatte er ein Teil vorher weggenommen und es irgendwo im Haus versteckt. Wenn
wir das Puzzle fertig zusammengesetzt hatten, wobei dieses eine Teil natürlich
fehlte, mussten wir es suchen. Frank und ich gaben niemals auf, bis wir es
gefunden hatten, auch wenn wir das ganze Haus auf den Kopf stellen mussten. Ich
erinnere mich noch heute an die Aufregung der verrückten Jagd. Ich habe mich
oft gefragt, ob unser Vater vorgehabt hatte, zwei besessene Ermittler
heranzuzüchten. »Was versuchst du mir zu sagen?«, fragte ich Frank.
    »Du brauchst Ruhe, um zu regenerieren. Und was passiert? Lou
Raines bürdet dir sofort eine neue Ermittlung auf.«
    »Ich hatte ein paar Tage frei.«
    »Toll. Und zu allem Übel sehen diese Mordfälle auch noch so
aus, als würde der Killer Gemals Mordmethode kopieren. Jedenfalls, ich war in
letzter Zeit oft so blöd zu dir, dass ich es wieder gutmachen will, indem ich
mein brillantes analytisches Denken in deine Dienste stelle.« Frank lächelte
verhalten. »Ist das nicht Grund genug?«
    In einem Punkt hatte Frank Recht: Ich brauchte wirklich
jemanden, dem ich mein Herz ausschütten und all die sonderbaren Dinge erzählen
konnte, die in den letzten Tagen passiert waren. Sein Angebot war

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