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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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eingelaufen. Ich zog mich aus, gab ein
bisschen Orangenblütenbad und Jojobacreme in die Wanne und stieg in das heiße,
schaumige Wasser.
    Ich fühlte mich sofort besser. Eine Viertelstunde genoss
ich das Bad und wäre in dem duftenden Wasser beinahe eingeschlafen. Inzwischen war
ich überzeugt, dass der Ford Van, den ich auf der Brücke zu sehen geglaubt
hatte, ein Produkt meiner Fantasie war.
    Als ich schließlich aus der Wanne stieg, zog ich meinen Bademantel
an und trank am Kamin ein zweites Glas Merlot. Es dauerte nicht lange, bis ich
die nötige Bettschwere hatte. Ich stellte den Wecker auf halb sieben, öffnete
das Schlafzimmerfenster und legte mich ins Bett. Eine kalte Brise drang ins
Zimmer und wehte die Gardine in die Höhe. Ich schloss die Augen, tauchte in die
Dunkelheit ein und lauschte dem Rauschen des kalten Windes, der übers Ufer
wehte, und den fernen Schreien der Wildgänse in der Bucht.
    Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, ehe ich
einschlummerte, doch plötzlich weckte mich ein lautes Geräusch, das sich im
ersten Augenblick wie Feueralarm anhörte. Mit klopfendem Herzen schrak ich aus
dem Schlaf und tastete in der Dunkelheit nach der Uhr auf dem Nachttisch. Die
grünen Ziffern zeigten 4.01 Uhr an. Ich hatte vier Stunden geschlafen. Und das
Geräusch war noch nicht verstummt. Dann begriff ich, dass der schrille Lärm,
der mich geweckt hatte, das Klingeln des Telefons war. Ich war wie benommen. Mühsam
kroch ich unter den Decken hervor und hob den Hörer ab.
    Im ersten Moment dachte ich, es könnten Frank oder das Büro
sein. Doch dann überkam mich eine vage Ahnung, und ich versuchte, die Nummer
des Anrufers auf dem beleuchteten Display zu erkennen.
    Es wurde keine Nummer angezeigt.
    Ich hob ab, drückte mir den Hörer ans Ohr und hörte
deutlich die Musik von Slipknot. Eiskalt lief es mir über den Rücken, als ich
den Text eines Stückes erkannte, das Megan oft gespielt hatte: Ich war sicher,
dass es Killer sind leise hieß, denn Megan und ihre Freunde hatten diese
Zeile oft gesungen, wenn sie sich in Megans Zimmer aufhielten.
    Ich erinnerte mich an den Song. Wie die meisten
Jugendlichen, die auf der Suche nach ihrer Identität sind, zeigte Megan großes
Interesse an Liedertexten und Poesie. Als ich versucht hatte, sie besser kennen
zu lernen, hatten wir über ihre Lieblingssongs diskutiert. Mir war gar nicht in
den Sinn gekommen, dass der Anrufer von gestern Nacht seine Vorstellung
wiederholen wollte, und der Schock traf mich wie ein Hammerschlag. Ich richtete
mich auf. »Wer ist da? Wer ist da? Antworten Sie!«, rief ich.
    Sekunden später verklang die Musik, und ich hörte eine Stimme,
die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. » Hörst du mich, Liebling? «
    Die Stimme klang wie aus einer anderen Welt. Dann waren wieder
ein paar Takte der Slipknot-Musik im Hintergrund zu hören, ehe die Stimme
wiederholte: » Hörst du mich, Liebling? «
    Mein Gott! Das war Davids Stimme! Panik erfasste mich. Ich knallte
das Telefon auf den Nachttisch, schob eine Hand unters Bett und ergriff meine
Ersatz-Glock. Ich stieg aus dem Bett und zog meinen Bademantel an.
Schweißperlen rannen über mein Gesicht.
    Auf dem Display war keine Telefonnummer angezeigt worden.
Konnte es sein, dass ich von einem der Nebenanschlüsse angerufen worden war?
Die Glock im Anschlag, ging ich ins Wohnzimmer. Der Hörer lag auf der Gabel.
Ich lief in die Diele und überprüfte die Alarmanlage. Sie war eingeschaltet. Da
ich den Nebenanschluss im Atelier überprüfen wollte, schaltete ich die
Alarmanlage aus, nahm die Schlüssel, lief zur Rückseite des Hauses und schloss
die Hintertür auf.
    Es war kalt draußen, und vom Wasser wehte eine eisige Brise
herüber. Der Wind fegte unter meinen Bademantel und peitschte gegen meine nackten
Beine. Ich begann zu frösteln. Plötzlich hörte ich ein Geräusch, als wäre ein
Ast abgebrochen. War das der Wind, oder war da draußen jemand? Die Glock auf
Armlänge von mir gestreckt, lief ich über den Kiesweg und drückte die Türklinke
des Ateliers herunter. Die Tür war verschlossen, das Licht ausgeschaltet. Ich
schloss das Atelier auf, öffnete die Tür leise und drückte auf den Schalter.
Das Licht im Atelier flammte auf. Es sah hier genauso aus wie immer: kalt und
leer, der Boden von Farbklecksen übersät. Ich starrte auf das Telefon. Der
Hörer lag auf der Gabel. Allmählich beschlich mich das Gefühl, vielleicht doch
verrückt zu werden. Hatte ich mir das alles nur

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