- Der Jünger des Teufels
Wänden. Größtenteils stellten sie
mexikanische Bauern bei der Arbeit auf Maisfeldern oder amerikanische Indianer
da. »Sind Sie Malerin, Ma’am?«
»Ist nur ein Hobby. Am liebsten mache ich Fälschungen. Zwanzigdollarscheine
kann ich sehr gut. Mit den Fünfzigern hab ich Schwierigkeiten.«
Stone starrte sie offenen Mundes an. »Ma’am?«
»Versteht Ihr Agenten keinen Spaß? Setzen Sie sich.«
Norton schaute sich ein Bild indianischer Kinder in einem Reservat
an und sagte anerkennend: »Das ist wirklich gut. Sie haben wahnsinniges Talent.«
»Danke sehr. Die meisten meiner Bilder sind verkäuflich«, sagte
die Frau erwartungsvoll.
»Äh … tatsächlich?«, stammelte Norton. »Hm, ja, wer weiß? Vielleicht,
wenn ich noch mal hier vorbeikomme.«
Stone wandte sich der alten Dame zu. »Am besten, Sie
erklären uns, warum genau Sie uns angerufen haben, Miss Jenks, okay?«
»Nun, vor vier Tagen habe ich gesehen, dass jemand abends aus
Mr Fleists Wohnwagen kam. Ich habe mich erst gestern daran erinnert, lange
nachdem Sie wieder weg waren.«
» Wer hat den Wohnwagen verlassen?«
»Eine Besucherin. Ich erinnere mich,
dass ich meinen Fernseher gerade ausgeschaltet hatte und ins Bett gehen wollte,
als ich Stimmen hörte und ans Fenster ging. Da sah ich eine Besucherin, die vor
Mr Fleists Wohnmobil stand und sich laut ereiferte.«
Stone schlug seinen Notizblock auf. »Und dann?«
»Zwischen den beiden schien Uneinigkeit zu bestehen.«
»Uneinigkeit worüber, Miss Jenks?«
»Das habe ich nicht genau gehört. Ich habe nur ein paar Wörter
aufgeschnappt. Aber ich bin ziemlich sicher, dass sie sich gestritten haben.«
»Und was haben Sie gesehen?«, drängte Stone.
»Nun, es war zu dunkel, um irgendetwas deutlich erkennen zu
können. Der Platz wurde nur vom Mondlicht erhellt, aber ich konnte sehen, dass
es eine Frau war.«
»Woran haben Sie es erkannt?«, fragte Stone.
»Ich hab die Kleidung flüchtig gesehen, als die Frau in den
Wagen stieg und die Innenbeleuchtung ansprang. Sie trug einen marineblauen
Hosenanzug. Auf den Ärmeln war eine silberne Stickerei … eine Weinranke, die
sich über beide Unterarme der Jacke erstreckte. Die Kleidung ist mir deshalb
ins Auge gesprungen, weil meine Tochter einen ähnlichen Hosenanzug trägt, den
sie in der Jasmine’s Boutique drüben in Bethesda gekauft hat.«
»An welcher Straße ist die Boutique?«
»Ich glaube, an der Main Street.«
»Sie haben gesagt, Sie hätten ein paar Wörter verstanden. Was
genau haben Sie gehört?«, drängte Stone.
»Als die Frau ging, hat sie gesagt: ›Wenn du was sagst,
kannst du was erleben.‹« Emily Jenks lächelte. »Es könnte aber auch ein derbes
Wort gefallen sein. Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Sie hat gesagt: ›Dann
kannst du was erleben, du Arsch. ‹«
Norton lächelte. »So genau hätten Sie es uns nicht zu sagen
brauchen, wenn es Ihnen unangenehm ist, Miss Jenks.«
»Oh, das ist mir überhaupt nicht unangenehm«, meinte Miss Jenks.
»Mein verstorbener Gatte Newt hatte eine ziemlich derbe Ausdrucksweise, vor
allem im Schlafzimmer. Da nahm er wirklich kein Blatt vor den Mund.«
Norton hustete und fragte: »Können Sie sich vorstellen, was
die Frau gemeint haben könnte?«
»Nein, das weiß ich nicht. Ich kenne Mr Fleist und seine Tochter
kaum. Sie leben sehr zurückgezogen.«
Norton warf Stone einen Blick zu, worauf dieser sich wieder
Emily Jenks zuwandte. »Und Sie wissen genau, was Sie gehört haben?«
»Ja, ganz genau. Ich werde zwar im nächsten Jahr
zweiundsiebzig, aber mein Arzt hat gesagt, dass ich noch verdammt gut höre und
sehe.«
»Hat Fleist etwas erwidert?«
»Nein, ich habe nicht gehört, was er gesagt hat, oder ob er
überhaupt was sagte. Ich hab ihn eigentlich gar nicht gesehen, weil er in der
Tür stehen blieb.«
»Haben Sie sonst noch etwas gehört,
das wichtig sein könnte?«
Emily Jenks überlegte, ehe sie antwortete. »Nun ja, als die
Frau wegfuhr, konnte ich sehen, was für einen Wagen sie fuhr.«
»Und was für ein Wagen war es?«
»Ein dunkelblauer Bronco mit einem Kennzeichen aus
Virginia, aber die Nummer habe ich mir nicht gemerkt.«
Stone runzelte die Stirn und schaute Norton an, der
ebenfalls verblüfft war. Stone wandte sich wieder Miss Jenks zu. »Sind Sie ganz
sicher? Der Wagen war dunkelblau mit einem Kennzeichen aus Virginia?«
»Ja, hundertprozentig. Und es war ein Bronco.«
Als sie zehn Minuten später in den Taurus stiegen,
warf Stone einen Blick zurück auf
Weitere Kostenlose Bücher