- Der Jünger des Teufels
Rucksacktourist.«
»Ich wollte dir noch etwas sagen. Es tut mir leid, dass Stone
und ich uns gestern in deinem Beisein gestritten haben. Das hätte nicht sein
dürfen.«
»Schon okay. Kein Problem«, erwiderte er.
»Es ist wohl kein Geheimnis, dass Stone und ich oft
Meinungsverschiedenheiten haben.«
Josh hob die Hand. »Du musst es mir nicht erklären. Nachdem
ich das gestern mitbekommen habe, werde ich mir mein eigenes Urteil darüber
bilden, was an den Gerüchten dran ist. Jeder im Büro scheint zu wissen, was er
für Probleme hat und warum er sich manchmal wie ein Verrückter aufführt. Er
soll sauer auf dich sein.«
»Ist das für dich nicht irgendwie blöd? Ich dachte, ihr
beide wäret Freunde?«
»Stone und ich? Nein, als Partner sind wir nie richtig
miteinander ausgekommen«, gab Josh zu und schaute aus dem Fenster. »Wenn jemand
mir vor zwölf Stunden gesagt hätte, dass diese Ermittlungen mich nach Paris
führen würden, hätte ich ihn für verrückt erklärt.«
»Dann sind wir schon zu zweit.«
»An Gemals Tod besteht kein Zweifel«, fügte er ernst hinzu.
»Aber mich quält die Frage, wer der Irre ist, der Gemals Mordmethode imitiert,
und warum jemand so etwas tut.«
Der Gong ertönte, und die Symbole zum Anschnallen
leuchteten auf. Die nahende Landung löste ein leichtes Kribbeln in meinem Magen
aus, während ich über Joshs Frage nachdachte. Wer hatte Interesse, Gemals
Mordmethode nachzuahmen? Als ich aus dem Fenster starrte, betete ich, dass
wir in der Seinemetropole den Grund erfahren würden.
Eine Viertelstunde später gingen wir von Bord. Nachdem wir
den Zoll passiert und unser Gepäck geholt hatten, betraten wir den Ankunftsbereich.
Ich erblickte zwei Männer mit einem Plakat, auf dem stand: Moran + Cooper. Einer
der Männer war groß und trug eine blaue, gefütterte Winterjacke, deren Kragen
hochgeklappt war. Sein Begleiter war kleiner und rauchte eine filterlose
Zigarette. Wir gingen auf die Männer zu. »Ich glaube, Sie erwarten uns.«
»Agent Moran? Agent Cooper?«, sagte der Mann in der blauen
Jacke. Es hörte sich allerdings eher wie More-Ann und Cooo-per an.
Ich hörte zum ersten Mal, dass jemand meinen Namen mit französischem Akzent
aussprach, und es klang sexy.
»Ich bin Agent Kate Moran. Und das ist mein Kollege, Agent Cooper.«
» Bonjour, Madame,
Monsieur « , sagte sein Begleiter
höflich. »Ich heiße Sie beide willkommen. Ich bin Inspektor Delon, und das ist
mein Kollege, Kommissar François
Laval. Unser Wagen steht draußen. Darf ich
Ihre Tasche nehmen, Madame?«
» Merci beaucoup. «
Der Inspektor hatte einen dicken Schnurrbart, und in seinem
rechten Ohrläppchen steckte ein silberner Ohrring. Als er uns nach draußen
führte, runzelte er die Stirn. »Sie sprechen Französisch, Madame?«
»Sie haben gerade die einzigen beiden Wörter gehört, die
ich kenne, Inspektor.«
Ein Lächeln huschte über Delons Gesicht, als Josh etwas heraussprudelte,
das wie fließendes Französisch klang.
Der Inspektor schien beeindruckt. » Très bien, Monsieur. «
Ich schaute Josh fragend an, als wir Delon zum Wagen folgten. »Du
hast mir gar nicht gesagt, dass du diese Sprache sprichst.«
»Na ja, ich kann mich halbwegs durchschlagen. Meine Mutter
war Frankokanadierin, und wir haben unsere Sommerferien als Kinder fast immer
in Quebec verbracht. Meine französische grand-mère bestand
darauf, dass wir Französisch sprechen.«
»Gibt es noch andere Geheimnisse, die du mir verschwiegen hast?«
Josh grinste. »Vielleicht. Aber die spare ich mir für später auf.«
Der Inspektor führte uns zu einem marineblauen Renault, der
am Bordstein parkte. Laval verstaute unser Gepäck im Kofferraum. Delon öffnete den hinteren
Wagenschlag für uns, setzte sich dann auf den Beifahrersitz und drehte sich zu
uns um. »Es hat in dem Fall eine neue Entwicklung gegeben. Wir fahren sofort
zur Zentrale.«
Mein Puls ging schneller, als Laval losfuhr. »Was für
eine Entwicklung?«
Delon machte ein
ernstes Gesicht. »Es ist sehr merkwürdig. Ich habe den Bericht der
Kriminaltechnik. Alles deutet darauf hin, dass dieselbe Methode vorliegt wie
bei den Morden, die Gemal vor fünf Jahren in Paris begangen hat, nur dass diese
Morde in der Kanalisation und nicht in den Katakomben verübt wurden. Sogar die
Details sind identisch. Nur die Polizei wusste, dass das Kreuz immer zwischen
den Opfern lag; das haben wir nie an die Presse weitergegeben. Abgesehen von
den Fundorten kann man sagen, dass wir es mit
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