- Der Jünger des Teufels
unbedingt mit ihr sprechen wollen.
Was für eine Absicht steckt dahinter?«
Stone setzte den Wagen rückwärts in eine Parklücke. »Vielleicht
kann Lacy uns die Frage beantworten, warum ihr Ex-Mann in seinem Testament Kate
Moran im Fall von Megans Tod als Alleinerbin eingesetzt hat.«
Lou rollte das Cellophanpapier zu einer Kugel zusammen, warf
sie in den Aschenbecher und seufzte laut. »Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie
sollen Kate in Ruhe lassen? Ich möchte wirklich nicht, dass dieser Streit
zwischen Ihnen sich zu einem regelrechten Kleinkrieg ausweitet. Ich glaube
nicht an Ihre Theorie, Vance. Ich kenne Kate. Sie ist keine Intrigantin und
schon gar keine Mörderin. Ich gehe jede Wette ein, dass Ihre Theorie Schwachsinn
ist.«
Stone unterdrückte seine Wut, als er die Tür öffnete. »Wir können
Gemals Behauptung nicht ignorieren, an den Bryce-Morden unschuldig zu sein. Und
auch nicht die Tatsache, dass ein Killer frei herumläuft, der Gemals
Mordmethode imitiert. Lassen Sie mich nur machen, Lou. Wer weiß, was wir
erfahren.«
»Ich wette hundert zu eins, dass es Zeitverschwendung ist«,
knurrte Lou, als sie die Straße überquerten und das gerichtsmedizinische
Institut betraten. Stone klopfte an die Tür.
»Herein«, rief eine Frau.
Brogan Lacy schaute von ihrem Laptop auf, als die beiden Männer
ihr Büro betraten. Zwischen Notizblöcken und Stiften auf dem Schreibtisch lag
ein unberührtes Sandwich, daneben stand eine Flasche Mineralwasser. Die
Gerichtsmedizinerin schien über den Besuch nicht erfreut zu sein. »Wir werden
Sie nicht lange belästigen«, sagte Stone.
Mit verärgerter Miene heftete Lacy ein paar Unterlagen in eine
Akte und nahm ihre Brille ab. »Ich sagte Ihnen schon am Telefon, Agent Stone, dass
ich um vierzehn Uhr eine Autopsie vornehmen muss.«
»Ja, Ma’am. Es wird nicht sehr lange dauern.« Stone stellte
Lou vor. »Ich glaube, Sie kennen meinen Vorgesetzten, Agent Raines.«
»Ja, wir haben uns während der Ermittlung und beim Prozess mehrmals
getroffen.« Brogan Lacy reichte Lou die Hand und zeigte auf zwei Stühle. »Nehmen
Sie bitte Platz, meine Herren.«
Stone setzte sich, doch Lou blieb stehen. »Es tut uns
wirklich leid, dass wir Sie belästigen müssen, Miss Lacy. Wie ist es Ihnen seit
unserer letzten Begegnung ergangen?«
Jetzt ließ Brogan Lacy die Maske der nüchternen
Gerichtsmedizinerin fallen, und ein gequälter Ausdruck huschte über ihr
Gesicht. »Ich schlage mich so durch, Mr Raines. Die meisten Menschen glauben
vielleicht, für Ärzte sei es einfacher, mit dem Tod fertig zu werden, weil sie
täglich damit zu tun haben. Das ist ein Irrtum. Nichts und niemand kann einen
darauf vorbereiten, sein einziges Kind zu verlieren.«
»Natürlich nicht. Es ist die Hölle, mit so einem Verlust
fertig werden zu müssen«, sagte Lou mit aufrichtigem Mitgefühl.
»Ich glaube, ich habe Davids Tod schneller verkraftet, weil
wir geschieden waren und unser eigenes Leben lebten, aber von einem Kind kann
man sich niemals trennen.«
»Natürlich nicht«, sagte Lou. »Verzeihen Sie bitte. Ich
hätte Sie nicht fragen sollen. Es ist sicher noch immer schmerzhaft für Sie.«
»Nun, vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, dem FBI dafür
zu danken, dass sie Davids und Megans Killer geschnappt haben.«
»Danke«, erwiderte Lou.
»Und was kann ich für Sie tun?«
»Es geht um das Testament Ihres Ex-Gatten. Am Telefon heute
Morgen sagten Sie mir, David habe das gesamte Anwesen Megan vererbt und Kate
Moran im Falle von Megans Tod als Alleinerbin eingesetzt.«
»Das ist richtig.«
»Doktor Lacy, kam es Ihnen nicht sonderbar vor, dass David Kate
Moran ein solches Erbe vermacht hat, obwohl die beiden sich erst seit relativ
kurzer Zeit kannten?«
»Was verstehen Sie unter sonderbar?«
»Ich meine, ob es Sie nicht misstrauisch gemacht hat«,
sagte Stone.
Brogan Lacys kritischer Blick wanderte von Lou zu Stone.
»Was bezwecken Sie mit diesen Fragen?«
»Das erklären wir Ihnen später, Doktor Lacy. Es wäre nett, wenn
Sie meine Frage beantworten würden«, sagte Stone.
Lacy zog die Stirn in Falten. »Wollen Sie andeuten, Kate Moran
habe etwas mit den Morden zu tun, weil sie vom Tod meines Ex-Gatten profitiert
hat? Verdächtigen Sie Kate etwa?«
»Das hat niemand behauptet«, widersprach Lou.
»Das müssen Sie auch nicht, aber ich bin nicht auf den Kopf
gefallen.« Lacys Blick wanderte wieder zwischen Lou und Stone hin und her,
während sie auf eine Antwort wartete.
Schließlich
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