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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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beschäftigt noch irgendwas anderes?
Du scheinst in Gedanken weit weg zu sein.«
    Ich wollte nicht über das Leid in meiner Vergangenheit
sprechen; dennoch begann ich zu erzählen. Ich hatte ein bisschen zu viel Wein
getrunken und schüttete Josh mein Herz aus. Ich sprach über David und unsere
geplante Hochzeitsreise und fühlte mich ein wenig besser, als ich geendet
hatte.
    »Es ist schwer, den Tod eines geliebten Menschen zu
überwinden«, sagte Josh. »Es dauert seine Zeit und kann nicht erzwungen werden.
Aber man überwindet einen schmerzlichen Verlust am besten, wenn man blind sein
Leben lebt und das Leid ignoriert. Mehr kann man nicht tun.«
    Ich schaute auf den Fluss. »Manchmal habe ich das Gefühl, es
niemals zu überwinden. Dann wieder gibt es Tage, da gelingt es mir, meinen
Kummer in einen Winkel meines Verstandes zu verbannen. Ich versuche, nicht
daran zu rühren, und es gelingt mir sogar, mich selbst zu täuschen und zu
glauben, der Schmerz sei verklungen. Doch ab und zu kriecht er aus dem Versteck
und greift mir an die Kehle. Du weißt bestimmt, wie es ist, wenn man sich in
einen Menschen verliebt und ihn verliert.«
    »Ja, es ist furchtbar.«
    »Manchmal kann ein solcher Verlust deine Seele
zerschmettern, und für den Rest deines Lebens versuchst du, die Scherben aufzusammeln.
So ein Gefühl hatte ich, als David starb.«
    »Mir ist es einst ähnlich ergangen«, sagte Josh mitfühlend.
    »Ich kann verstehen, wie du dich manchmal fühlst. Es gibt
Wunden, die niemals heilen. Ich hatte eine kleine Schwester, die starb, als ich
zwölf Jahre alt war. Sie war ein großartiges Mädchen, und ich habe sie sehr
geliebt. Es ist zwanzig Jahre her, aber ich denke fast jeden Tag an sie, und es
versetzt mir noch immer einen Stich.« Plötzlich blieb Josh stehen und legte
zärtlich eine Hand auf meinen Arm. »Ich glaube, tief in unserem Innern sind wir
alle verletzte Wesen mit gequälten Seelen, und meistens versuchen wir, unseren
Kummer zu verbergen. Wenn man das Gefühl hat, mit einem Menschen sprechen zu
müssen, sollte man es tun. Das Reden hilft. Man hat das Gefühl, die Last mit
jemandem zu teilen.«
    Vielleicht lag es an Joshs einfühlsamer Art, doch aus
irgendeinem Grunde fühlte ich mich nun enger mit ihm verbunden, und dieses
Gefühl jagte mir einen Schauer über den Rücken. Schon die Episode in den
Katakomben hatte uns einander näher gebracht, doch diese Vertrautheit weckte
Schuldgefühle in mir.
    »Das ist nett von dir, Josh.«
    Er strich mir über den Arm, als wollte er dem noch etwas
hinzufügen, doch dann änderte er seine Meinung und ließ die Hand sinken. Ich
hatte das Gefühl, dass er sich um mich sorgte, und das rührte mich. Eine Weile
setzten wir unseren Weg schweigend fort, bis ich sagte: »Erzähl mir etwas von
dir.«
    Josh zuckte mit den Schultern. »Da gibt es nicht viel zu
erzählen. Mein Leben war ziemlich langweilig.«
    »Dann hast du die Erlaubnis, mich mit deinen Geschichten zu
langweilen.«
    »Okay, du hast es nicht anders gewollt«, sagte Josh lächelnd.
In den nächsten fünf Minuten sprach er über sein Leben. Er war gebürtiger New
Yorker, und seine Eltern waren nach fast vierzigjähriger Ehe noch immer
glücklich miteinander. Sein Vater arbeitete als Drehbuchautor fürs Fernsehen,
und seine Mutter war früher Sekretärin gewesen. Er hatte zwei Brüder, die
ebenfalls beim Fernsehen arbeiteten, und seine jüngste Schwester, Marcie, war
Produktionsassistentin. Über seine Ehe erzählte er zuerst nicht viel. Ich
erfuhr lediglich, dass sie nur zwei Jahre gehalten hatte. »Warum habt ihr euch
scheiden lassen?«, fragte ich.
    »Dafür gab es viele Gründe. Größtenteils Carla, aber ich hatte
auch eine Affäre.«
    Ich blieb stehen. Sein Geständnis gefiel mir ganz und gar nicht,
aber wenigstens war er ehrlich.
    »Du siehst geschockt aus. Es war nicht so, wie du
vielleicht glaubst«, sagte Josh.
    »Du brauchst es mir nicht zu erklären.«
    »Kate, es gibt tausend Gründe, warum jemand eine Affäre anfängt.
Manchmal ist es Egoismus, und manchmal gibt es stichhaltige Gründe dafür. Es
hört sich vielleicht so an, als wollte ich mich rechtfertigen, aber so ist es
nicht. Ich weiß, es war nicht richtig. Damals hatte ich einfach das Bedürfnis,
eine emotionale Bindung einzugehen. Carla hatte sich schon lange innerlich von unserer
Ehe verabschiedet, aber auf dem Papier bestand sie noch. Die Frau, die ich
kennen gelernt hatte, war sehr nett. Sie war geschieden und hatte zwei Kinder.
Unsere

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