- Der Jünger des Teufels
sagte Stone: »Sagen wir mal so, wir versuchen,
ein paar offene Fragen zu klären, Doktor Lacy.«
Lacy verzog den Mund. »Was für offene Fragen? Ich dachte, die
Ermittlungen seien abgeschlossen und der Mann, der meinen Ex-Gatten und meine
Tochter ermordet hat, wäre hingerichtet.«
»Das stimmt, Miss Lacy, aber wenn Sie bitte meine Frage
beantworten würden«, beharrte Stone.
»Ich weiß zwar nicht, was das alles soll«, sagte Lacy, »aber
lassen Sie mich eines klarstellen. David hat Kate geliebt, und ich war
glücklich, dass er einen Menschen gefunden hatte, der ihn lieben konnte.
Ich habe ihn in unserer Ehe als äußerst schwierigen Mann erlebt. Er war sehr
eigenwillig, besonders, seit er mit seinen Bildern Erfolg hatte. Aber ich bin
überzeugt davon, dass Kate meinen Ex-Mann nicht des Geldes wegen heiraten
wollte. Beantwortet das Ihre Frage?«
»Sie sind sich ziemlich sicher, nicht wahr?«
»Agent Stone, ich würde erkennen, wenn eine Frau es nur auf
Geld abgesehen hätte, und so eine ist Kate Moran gewiss nicht.«
Stone legte die Hände auf den Schreibtisch, beugte sich vor
und setzte seine Befragung fort. »Hat es Sie niemals gewurmt, dass David eine Beziehung
zu Moran einging?«
Brogan Lacy warf Stone einen finsteren Blick zu. »Was soll die
Frage?«
Ein Lächeln huschte über Stones Gesicht. »Reine Neugier.«
»David und ich hatten in unseren besten Zeiten eine sehr
stürmische Beziehung. Zum Glück stellten wir nach unserer Scheidung fest, dass
es besser für uns war, Freunde statt Ehepartner zu sein. Natürlich hatten wir
Megan. Dafür waren wir beide immer sehr dankbar. Sie war ein wundervolles Kind
und schien die besten Eigenschaften von uns beiden geerbt zu haben. Und ich
habe sie wahnsinnig geliebt.«
»Natürlich«, sagte Lou leise.
Brogan Lacy dachte kurz nach. »Wissen Sie, was seltsam ist?
In meinem Autopsieraum habe ich täglich mit Tod und Morden zu tun. Im Laufe der
Jahre habe ich jeden vorstellbaren Tod gesehen, aber ich brachte es nicht übers
Herz, mir die Leichen von David und Megan anzuschauen, als sie hierher gebracht
wurden. Es hätte mir das Herz gebrochen. Es ist seltsam, dass es für alle, die
geliebte Menschen verlieren, Begriffe gibt. Wenn ein Kind seine Eltern verliert,
sprechen wir von einem Waisenkind. Wenn eine Frau ihren Ehemann verliert, ist
sie eine Witwe. Aber ich kenne keinen Ausdruck für ein Elternteil, das ein Kind
verliert. Sie?«
Lou schüttelte den Kopf. Ihm entging die heftige
Gefühlsregung in Lacys Stimme nicht. Er schaute auf das Bücherregal hinter ihr,
ging dorthin und nahm ein Buch mit dem Titel Gifte und ihre Behandlungen herunter.
»Haben Sie oft mit Vergiftungen zu tun, Doktor Lacy?«
»Wie bitte?«
Lou zeigte ihr das Buch. »Vergiftungen. Haben Sie oft damit
zu tun?«
Lacy war nicht auf den Themenwechsel vorbereitet und wischte
sich mit einem Taschentuch über die Augen. »Ja, und gar nicht so selten. Kinder
schlucken gefährliche Haushaltsreiniger oder versehentlich Medikamente.
Unglücklicherweise sind einige Fälle tödlich.«
»Sind Sie Giftexpertin?«
»Nein, ich bin keine Toxikologin, aber ich hatte es schon
mit genügend Fällen bei meinen Autopsien zu tun. Warum fragen Sie?«
»Nur so.« Lou stellte das Buch zurück ins Regal.
»Ich finde, Sie stellen mir völlig unsinnige Fragen. Sind
wir jetzt fertig?«, sagte Lacy ungeduldig.
»Fast«, erwiderte Stone. »Ich würde gerne noch einmal auf meine
erste Frage zurückkommen. Sie fanden es also keineswegs seltsam, dass Ihr
Ex-Mann Kate Moran im Falle von Megans Tod als Alleinerbin eingesetzt hat,
obwohl er sie erst relativ kurz kannte?«
Brogan Lacy schüttelte verärgert den Kopf. »Nein, überhaupt
nicht. Es hätte mich überrascht, wenn er es nicht getan hätte. David war
ein liebenswürdiger Mann, einer der nettesten Männer, den ich jemals kennen
gelernt habe, und außerdem sehr großzügig. Ich persönlich brauche sein Geld
nicht. Jetzt frage ich mich allerdings, warum ich das Gefühl habe, Sie könnten
glauben, Kate könnte etwas mit Davids und Megans Tod zu tun haben?«
»Das haben wir nicht gesagt«, widersprach Lou. »Das haben wir
mit keinem Wort angedeutet.«
Lacy schaute Stone an, als würde sie auf seine Bestätigung dieser
Antwort warten, doch Stone schwieg. »Sie scheinen dem nicht zuzustimmen, Agent Stone?«
Stone kniff die Lippen zusammen und warf Lou einen starren Blick
zu. »Ich glaube, mein Chef hat Ihre Frage beantwortet, Miss Lacy.«
»Ich habe das Gefühl,
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