- Der Jünger des Teufels
Affäre dauerte nur ein paar Monate, aber sie rettete mich davor,
verrückt zu werden. Die Beziehung zwischen Carla und mir war eine Qual.«
»Warum?«
Josh zuckte mit den Schultern. »Carla ließ niemals richtige
Nähe zu. Es war nicht ihre Art. Sogar Neal gegenüber nicht. Es machte mich
wahnsinnig, dass sie überhaupt keine mütterlichen Gefühle zeigte. Ich glaube,
Carla hatte mich nur geheiratet, um sich über einen anderen hinwegzutrösten.
Sie hat mich nie richtig geliebt. Mit der Ehe und der Mutterrolle kam sie nicht
zurecht. Dass sie nicht einmal das Sorgerecht für Neal übernehmen wollte,
beweist es.«
»Aber du hattest die Affäre.«
Josh hob die Hand. »In diesem Punkt bekenne ich mich schuldig.
Trotzdem glaube ich, dass es damals richtig war, um nicht den Verstand zu
verlieren. Als ich Carla meine Affäre gestand, nutzte sie die Gelegenheit und
reichte die Scheidung ein.«
In diesem Augenblick meldete sich mein Handy. Ich zog es aus
der Tasche und blickte aufs Display. Jemand hatte eine Nachricht hinterlassen.
Sie stammte von Lou. Ich habe Ihren Anruf bekommen, Kate. Jetzt warten
mehrere Besprechungen auf mich, aber ich ruf später noch mal an. Es gibt ein
paar Dinge, über die wir sprechen müssen.
»Möchtest du ihn jetzt anrufen?«, fragte Josh, nachdem ich ihm
gesagt hatte, von wem die Nachricht stammte.
»Ich warte, bis wir wieder im Hotel sind.« Lous Tonfall
hatte mir verraten, dass er allein mit mir sprechen wollte. Ich fragte mich,
warum.
Ich drehte mich zu Josh um. »Ich schlage vor, wir nehmen
uns ein Taxi.«
68.
Zwanzig Minuten später hielt das Taxi vor dem
Normandy Hotel. Als wir in den Aufzug stiegen, fürchtete ich mich plötzlich
davor, allein zu sein. Ich hatte Joshs Gesellschaft genossen und wollte unseren
gemeinsamen Abend noch nicht beenden. Als wir vor meiner Tür standen, drehte Josh
sich zu mir um und sagte: »Es ist besser, wenn ich dir jetzt gute Nacht sage, Kate.«
Ich machte keine Anstalten, mein Zimmer zu betreten, und natürlich
entging Josh meine Unschlüssigkeit nicht. Plötzlich beugte er sich vor und
küsste mich zärtlich auf die Wange. Ich errötete. Es war ein unglaublich
schönes Gefühl, seine Lippen auf der Wange zu spüren und sein frisches, nach
Vanille und Zitronen duftendes Aftershave zu riechen. Dann drückte er die
Lippen auf meinen Mund, und wir küssten uns lange und leidenschaftlich.
Schließlich löste ich mich von ihm, und wir schauten uns in
die Augen. Unsere Blicke, die nichts verbargen und alles sagten, verschmolzen
ineinander. Josh schien meine Gedanken zu erraten. Er hob die Hand und
zeichnete die Umrisse meiner Wangen nach. »Darf ich dir ein Geständnis machen?
Irgendwie hab ich gar keine Lust, in mein Zimmer zu gehen.«
»Ich auch nicht«, gab ich zu. »Andererseits habe ich auch
ein schlechtes Gewissen.«
»Warum?«
»Wahrscheinlich, weil ich eine gewisse Anziehung zwischen uns
spürte. So, jetzt hab ich es gesagt, ohne dass ich es wollte.«
»Es scheint dich zu belasten, hm?«
»Vielleicht.«
»Möchtest du, dass ich mitkomme und dich festhalte? Einfach
nur festhalte?«
Ich musste lächeln. »Wo habe ich diesen Satz schon mal
gehört?«
Josh errötete, und das verstärkte meinen Wunsch, in seinen Armen
zu liegen. »Es ist lange her, dass jemand mich in den Armen gehalten hat. Nur …«
»Nur was? Die Vorschriften?« Josh lächelte. »Ich erinnere mich
nicht, jemals Vorschriften gelesen zu haben, die verbieten, einer Kollegin
Trost zu spenden.« Er schaute mich ernst an. »Es würde dir gut tun, wenn ich
dich festhalte, und mir auch, wenn ich ehrlich bin.«
Ich erwiderte nichts. Stattdessen ließ ich mich von Josh in
sein Zimmer führen. Er schloss die Tür. Neben dem Bett brannte ein sanftes
Licht. Er ließ meine Hand nicht los, als wir uns nebeneinander aufs Bett
setzten. Und dann nahm er mich in die Arme. Seine Umarmung spendete mir
ungeheueren Trost. Josh, die Wahrheit ist, dass ich nicht nur festgehalten
werden will …
Ich schaute ihm ins Gesicht und versuchte ihm diese
Botschaft zu übermitteln. Dennoch hatte ich Schuldgefühle. David war erst ein
Jahr tot, und schon fühlte ich mich zu einem anderen Mann hingezogen. Josh sagte
nichts, kein Wort, doch ich spürte seine Wärme, als er näher an mich
heranrückte, und es fühlte sich gut an. Dann küsste er mich auf die Stirn, die
Augenlider, die Wangen, bis sein Mund tiefer wanderte. Erregung stieg in mir
auf. Josh küsste mich auf die Lippen, und ich spürte, dass
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