Der Jünger
gekommen war, um handeln zu können, hatte sie bereits den Raum verlassen. In seinem Kopf hämmerte es, während er sich aufrappelte. Der Schmerz stachelte seine Wut noch weiter an, als er sie verfolgte.
Er erwischte sie im Laufen und beide fielen zu Boden. Innerhalb von Sekunden lag sie auf dem Rücken, und er hatte seine Finger um ihre Kehle geschlossen.
“Du hast es verdorben!”, kreischte er. “Es ist deine Schuld! Du hast alles kaputt gemacht!”
January bekam keine Luft mehr. Sie schlug auf seine Arme ein und zerkratzte ihm das Gesicht. Doch er drückte immer fester und fester zu, bis sie das Gefühl hatte, dass es vorbei war. Gerade als sie dachte, dies sei ihr Ende, bäumte er sich auf und erstarrte. Danach schien alles wie in Zeitlupe abzulaufen.
January schrie und weinte, als sie unter ihm hervorkroch. Mit erstauntem Blick und einem tonlosen Schrei presste Jay beide Hände auf die Brust. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor.
“Verdammt!”, schrie January, als sie an all die angeketteten und halb verhungerten Opfer dieses Mannes dachte. “Verdammt noch mal, fahr zur Hölle!”
“Nein”, flehte er und rappelte sich auf die Füße, dann drehte er sich zu dem Mann mit der Waffe um, der auf ihn zugerannt kam.
Es war Ben.
“Was habt ihr getan? Was habt ihr mir angetan?”, flüsterte er. Langsam sackte er in sich zusammen und begann zu weinen. “Gott, vergib mir”, flehte er und fiel mit dem Gesicht auf den Boden.
Januarys Kehle brannte und sie rang hektisch nach Atem. Noch nie war die Luft so köstlich gewesen. Ben hastete an dem auf der Erde liegenden Mann vorbei und zog January in seine Arme. Verzweifelt hielt er sie an sich gedrückt.
“Mir geht es gut. Mir geht es gut”, sagte sie, als er sich ihre Verletzungen ansehen wollte. “Ihr müsst den Notdienst rufen. Es sind so viele, und alle sind schwer krank. In furchtbarem Zustand.” Dann begann sie zu schluchzen.
“Wer ist verletzt?”
January zeigte zum anderen Ende des Gebäudes.
“Mutter Mary Theresa liegt in dem ersten Zimmer. Sie hat hohes Fieber. Ihr müsst sie ins Krankenhaus bringen.”
Ben schickte zwei Polizisten zu der kranken Nonne, während January ihn zum Hochofen führte.
“Die anderen sind hier drin. Ich weiß nicht, wie man sie losmachen kann.”
“Wie meinst du das?”
“Die vermissten Männer … sind alle hier drin. Einer ist tot, die anderen fast. Oh Ben, wie sie aussehen … Ihre ausgemergelten Gesichter …”
Er rannte durch die Tür hinein in den Raum. Es dauerte keine fünf Sekunden, bis er wieder herausgetaumelt kam.
“Rick! Ruf Krankenwagen! Mindestens ein Dutzend. Und die Feuerwehr. Wir brauchen Scheinwerfer und Schneidbrenner, so schnell es geht!”
Rick erkannte am Gesicht seines Kollegen, dass jetzt nicht der richtige Moment war, um Fragen zu stellen. Er gab die Notrufe weiter, während ein paar uniformierte Polizisten Ben in den Hochofen folgten.
Einer von ihnen taumelte heraus und übergab sich. Ein paar andere kamen zurück und wischten sich die Tränen aus den Augen, bevor sie mit Erste-Hilfe-Koffern und Decken aus ihren Dienstwagen wieder hineinrannten.
Während der Rettungsaktion bemerkte Ben die verbarrikadierte Tür gegenüber auf dem Flur.
“Warst du dort drin?”, fragte er.
January schüttelte den Kopf.
“Warte hier.”
“Nein”, widersprach January. “Ich stehe das bis zum Ende durch.”
Er hob den Riegel von der Tür und ging hinein. January folgte ihm.
“Gütiger Himmel”, murmelte Ben und rannte wieder hinaus, um Wasser und eine Decke zu holen.
January ging weiter.
Jude lag mit geschlossenen Augen dort, das Gesicht zur Tür gerichtet. Sie hatte den Tumult draußen mitbekommen. Sogar Schüsse gehört und angenommen, dass dies endlich das Ende war. Sie war bereit, dem Tod ins Auge zu sehen. Sie hatte gehört, wie jemand den Riegel zur Seite schob und den Raum betrat. Jude war auf das Schlimmste gefasst.
“Mach es schnell”, sagte sie und verwünschte den zittrigen Klang ihrer Stimme. Sie wollte keinen Tag länger leben, aber sie wäre gern bis zum Schluss stark geblieben.
Stattdessen fühlte sie eine sanfte Berührung an ihrem Gesicht, jemand strich ihr über den Arm.
“Sind Sie Judith?”
Judes Herz schlug ihr bis in den Hals hinauf. Es dauerte einen Augenblick, bis sie wagte, die Augen zu öffnen. Als sie es tat, erkannte sie eine Frau, die sich über sie beugte.
“Was haben Sie gesagt?”
January streichelte wieder ihre Wange, wischte das
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