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Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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hilf”, flüsterte January.
    Jay lächelte.
    “Siehst du, nun setzt du dich schon für mich ein.”
    January hätte am liebsten laut geschrien, doch sie konnte kaum atmen, ohne zu würgen.
    “Ich bin gleich wieder zurück”, sagte er. “Da sind ein paar Leute, die ich dir vorstellen möchte. Inzwischen trink das hier. Es hilft dir, klar zu werden.”
    Sekunden später war er gegangen.
    Januarys Hoffnung erwachte. Leute, die er ihr vorstellen wollte? Vielleicht waren das Mutter Mary und die vermissten Männer. Sollte es möglich sein, dass sie immer noch lebten?
    Bitte, Gott … Bitte mach, dass es Mutter Mary gut geht!
    January betastete ihren BH und schöpfte Trost aus der Anwesenheit des Überwachungssenders, der sich noch immer an seinem Platz befand. Sicher war die Polizei bereits auf dem Weg zu ihr. Aber für alle Fälle musste sie in der Lage sein, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Misstrauisch Jay Carpenters Absichten gegenüber, schnüffelte sie an der Tasse, die er auf den Boden neben sie gestellt hatte. Es roch nach Kaffee, und das Gefäß schien sauber zu sein. Wenn sie hier lebend wieder herauskommen wollte, musste sie bei klarem Verstand bleiben. Also nahm sie den Deckel ab und kostete: Es war lauwarmer Kaffee – stark und schwarz. Als die Tasse leer war, konnte sie bereits wieder auf ihren eigenen Füßen stehen.
    Sie stolperte zur Tür und drückte die Klinke hinunter. Wie erwartet war die Tür abgeschlossen, doch sie hatte es versuchen müssen. Sie lief in dem Raum herum, hämmerte gegen die Wand und rief, ob irgendjemand dort sei.
    In der Ecke stand eine Kühlbox, daneben eine leere Einkaufstüte mit ebenso leeren Thunfischbüchsen und Würstchendosen, dazu Crackerpackungen. Drei Flaschen Wasser von einem Sechserpack standen auf dem Boden neben der Tüte. Sie öffnete eine und bespritzte sich erst das Gesicht, bevor sie einen kleinen Schluck nahm.
    Sie dachte an Hank, der am Unfallort auf sie wartete, und wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Polizei sie finden würde.
    Frustriert schlug sie noch einmal gegen die Tür und schrie, dass sie freigelassen werden wollte.
    Jay hörte sie und runzelte die Stirn. Er wollte, dass die Männer sie trafen, doch nicht so. Dann fiel ihm ein, wie er ihre Wut bezähmen könnte. Mutter Mary würde helfen.
    Er lief schnell zu Mutter Marys Zimmer und erwartete, dass sie auf der Bettkante säße oder zumindest beim Beten sei. Allerdings hatte er nicht erwartet, sie noch immer in der gleichen Lage vorzufinden, in der er sie am Morgen zuletzt gesehen hatte.
    “Mutter? Mutter Mary?”
    Sie antwortete nicht. Ihre Haut fühlte sich heiß an. Er strich ihr über die Stirn, wischte die kurzen Haarsträhnen weg, die an ihrer Haut klebten, und zum ersten Mal sah er eine alte Frau aus Fleisch und Blut, nicht mehr die Respekt einflößende heilige Nonne in ihrem Gewand.
    Sie wirkte dünn und zerbrechlich, mit zarten Knochen. Und ihre Haut war so durchsichtig, dass er die bläulichen Linien der Venen direkt unter der Oberfläche erkennen konnte. Ihre Fingernägel waren kurz und sauber. Als er eine Hand auf ihren Rücken legte, spürte er jeden einzelnen Knochen.
    Nervös tastete er nach ihrem Puls. Er schlug unregelmäßig und schwach, aber er war noch vorhanden.
    Ein scharfer Schmerz schoss ihm direkt hinter dem rechten Auge durch den Kopf.
    “Nein”, murmelte er. “Nicht jetzt.”
    Er rannte zum Tisch, goss etwas Wasser auf eine Handvoll Papiertücher, ging damit zur Matratze und legte sie auf Mutter Marys Stirn.
    “Mutter Mary, kannst du mich hören?”, fragte er.
    Sie seufzte, dann stöhnte sie.
    Eine zweite Schmerzwelle jagte von seinem Nacken hoch bis zum rechten Ohr.
    “Nein, verdammt! Nicht jetzt, habe ich gesagt.”
    “Hilfe”, murmelte sie.
    “Ja. Ja, ich hole Hilfe”, hauchte er panisch und rannte hinaus, ohne die Tür abzuschließen.
    Als Jay in sein Zimmer gestürzt kam, zuckte January zurück. Er war schweißgebadet und atmete heftig. Ohne weitere Erklärung griff er nach ihrem Arm und zog sie mit sich. “Komm mit”, sagte er. “Du musst für Mutter Mary beten.”
    January reagierte wie benommen. Sie verbot sich, in Panik auszubrechen, bis sie sich selbst ein Bild von der Situation machen konnte.
    Als January die winzige Frau auf der Matratze unter einem Baumwollbezug liegen sah, erkannte sie die drahtige, kleine Nonne zuerst gar nicht. Dann entdeckte sie das schwarz-weiße Gewand zusammengelegt auf einem Stuhl in der Nähe, und sie

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