Der Jünger
soweit ich erkennen kann, hat er sich die kleineren Wunden selbst zugefügt.”
“Sie scherzen.”
“Keineswegs.”
“Sind Sie sicher?”
“Nein, das bin ich nicht, bevor ich nicht die Tests durchgeführt habe. Bis dahin ist das alles, was ich sagen kann.”
“Was fangen wir damit an?”, fragte Rick.
“Das ist Ihr Problem, nicht meins”, entgegnete Fran, dann winkte sie den anderen Untersuchungsbeamten und rief: “Sind Sie fertig?”
Sie nickten.
Sie blickte die Detectives an. “Noch irgendwas?”, fragte sie.
“Denken Sie an uns, wenn Sie Ihren Bericht fertig haben”, sagte Rick.
Sie nickte. “Dann sind wir jetzt weg.”
Als die Beamten abfuhren, kamen die uniformierten Polizisten mit dem Möchtegern-Paparazzo und seiner Kamera gerade zurück.
“Hallo, North, wir haben ihn. “
Ein Officer reichte Ben die Kamera.
“Was wollen Sie mit ihm machen?”, fragte ein anderer.
“Ich bin mir nicht sicher. Bleiben Sie einen Moment hier, ja? Er braucht vielleicht eine Mitfahrgelegenheit zum Revier.”
Der Mann war klein und untersetzt. Er trug eine Hose, die ihm zwei Nummern zu klein war, und ein T-Shirt, das kaum über seinen behaarten Bauch reichte. Sein rechter Tennisschuh passte nicht zum linken und über den fast kahlen Kopf hatte er sich eine Sportlerkappe mit dem Emblem der New York Yankees gezogen.
Ben musterte den Mann mit einem einschüchternden Blick, dann sah er auf die Kamera. “Wo haben Sie die gestohlen?”, wollte er wissen.
“Gar nichts hab ich gestohlen, und Sie haben kein Recht, mir …”
Ben zeigte auf seine Dienstmarke, die er am Gürtel trug. “Das hier gibt mir das Recht, eine Menge Dinge zu tun. Ich kann sogar Ihre Kamera konfiszieren. Das hier ist ein Tatort, Mister. Sie dürfen sich hier nicht unbefugt aufhalten. Punkt aus.”
Der Mann ließ die Schultern hängen.
“Wie heißen Sie?”
“Morey Arnold.”
“Also, Morey Arnold. Was zum Teufel wollten Sie damit machen?”
Er zuckte mit den Schultern. “Hab nur versucht, ein paar Kröten zu verdienen, das ist alles.”
“Sagen Sie mal, Morey. Wohnen Sie da oben?” Er zeigte zum zweiten Stock.
“Ja. Warum?”
“Waren Sie gestern Nacht zu Hause?”
“Teilweise”, erwiderte Morey.
Ben wurde hellhörig. “Von welchem Teil sprechen Sie?”
“Ich glaube, ich bin so um zwölf gekommen.”
Ben blickte auf seine Uhr und schätzte die Zeit zwischen dem von Fran vermuteten Eintritt des Todes und dem Augenblick seiner Entsorgung. Es war kurz nach acht Uhr morgens. Der Mann war nicht länger als fünf oder sechs Stunden tot, was bedeutete, dass er nach Mitternacht gestorben war, und zwar woanders. Deshalb musste es also etwas gedauert haben, die Leiche vom Tatort, wo immer der sich befand, hierher zu verfrachten. Es bestand die Möglichkeit, dass dieser kleine Scheißkerl der einzige Zeuge war.
“Sind Sie gleich schlafen gegangen?”
Morey runzelte die Stirn, dann grinste er höhnisch. “Nein, ich hatte eine Frau dabei. Haben eine Nummer geschoben. Sie war irgendwann weg. Ich hab 'ne Pizza bestellt. Ist noch was übrig. Wollen Sie ein Stück?”
“Ich will wissen, ob Sie irgendwas gesehen oder gehört haben, das eventuell mit diesem Verbrechen zu tun haben könnte.”
“Kann ich meine Kamera zurückhaben?”
“Ist die heiß?”
Morey fluchte, dann spuckte er aus.
“Haben Sie heute am frühen Morgen in der Gasse irgendetwas Außergewöhnliches gehört oder gesehen?”, wiederholte Ben.
“Um welche Zeit?”
“Gegen eins oder zwei. Vielleicht auch erst um fünf.”
Morey runzelte angestrengt die Stirn, dann deutete er auf seine Umgebung. “Das hier ist nicht gerade das Hilton. Da gibt es ständig irgendwelchen Lärm. Man gewöhnt sich auf die Dauer an, nicht mehr drauf zu achten, sonst kommt man nie zur Ruhe. Aber trotzdem, nach eins, sagen Sie?”
Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann redete Morey weiter. “Ich habe gegen vier einen Wagen in der Gasse gehört. Das weiß ich, weil ich da im Badezimmer war. Ich musste mal pinkeln nach dem ganzen Bier, das ich zu meiner Pizza getrunken hatte.”
“Haben Sie aus dem Fenster gesehen?”
“Ja, nachdem ich gehört hatte, dass der Deckel auf den Müllcontainer fiel.”
“Das haben Sie gehört?”, hakte Rick nach.
“Ja, aber das ist nichts Ungewöhnliches. Irgendeiner schmeißt immer irgendwelchen Mist weg.”
“Und was konnten Sie erkennen, als Sie dann rausgesehen haben?”
“Nur ein Taxi.”
Ben wusste, dass man von Scofield
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