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Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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Hörer.
    “Hallo?”
    “Ms. DeLena … January … Sie haben nicht auf mich gehört, oder? Obwohl ich mir das ja hätte denken müssen. Die Neugier gehört zu einer guten Reporterin.”
    January unterdrückte ein Aufkeuchen. Es war derselbe Mann, der sie schon vorher angerufen hatte. Nur würde sie diesmal das Reden übernehmen.
    “Wir haben uns schon einmal gesehen, oder? Im Park, denke ich. Lauern Sie mir auf?”
    “Nein.”
    “Dann lassen Sie mich in Ruhe”, forderte January.
    “Jetzt verstehen Sie endlich”, erwiderte er. “Es ist nicht sehr angenehm, wenn sich jemand in das Privatleben anderer mischt.”
    January verzog das Gesicht. Da hatte er sie. Aber deshalb war sie noch lange nicht fertig.
    “Privatangelegenheiten sind nicht mehr privat, wenn sie kriminell werden”, sagte sie. “Sie töten Menschen, oder nicht? Was für Probleme haben Sie, Mister? Versuchen Sie Ihrem Namen, den Sie sich gegeben haben, alle Ehre zu machen? Der Sünder. Nicht sehr originell.”
    Jay runzelte die Stirn. Sie verhöhnte ihn. Er musste es ignorieren. Geduld war eine Tugend.
    “Ich möchte Ihnen begreiflich machen, dass ich immer noch auf seinen Pfaden wandle”, sagte er. “Jeden Schritt tue, den er getan hat, jeden Weg einschlage, den er ging, alles lerne, was er uns gelehrt hat. Die Antworten sind dort draußen. Suchen Sie danach, und Sie werden verstehen.”
    “Sie sprechen in Rätseln, Sünder. Wenn Sie die Unwissenden etwas lehren wollen, sollten Sie sich verständlich ausdrücken.”
    Jay dachte darüber nach und fand, dass sie recht haben könnte. Wenn dieser permanente Schmerz in seinem rechten Auge nur etwas nachlassen würde, könnte er auch besser nachdenken.
    “Ja, ich denke, ich weiß, was Sie meinen”, sagte er.
    January war mehr als ein bisschen überrascht, dass er ihr so schnell zustimmte.
    “Wie heißen Sie, Sünder? Ich meine Ihren richtigen Namen. Und was für ein Spiel treiben Sie?”
    “Mein Name ist nicht von Bedeutung, und ich treibe keine Spielchen. Ich folge seinen Pfaden.”
    January schlug mit der flachen Hand gegen ihren Schrank. Jay konnte das Geräusch durchs Telefon hören und spürte ihren Groll. “Sie wiederholen lediglich immer wieder die gleiche Geschichte, mein Lieber. Ich sage Ihnen eins. Wenn Sie mir keine Beweise dafür liefern, dass es Sie tatsächlich gibt, dann hören Sie gefälligst auf, mich anzurufen.”
    Eigentlich wollte Jay sie ja loswerden, doch jetzt, wo sie ihm die freie Wahl ließ, überfiel ihn Panik bei dem Gedanken, die Verbindung zu ihr zu verlieren.
    “Sie brauchen mir nicht zu glauben. Sehen Sie nur die Wahrheit. Lazarus ist auferstanden.”
    Die Leitung wurde unterbrochen. January warf frustriert den Hörer auf die Gabel und dachte über das Gespräch nach, das eben stattgefunden hatte. Und diese letzte Bemerkung – Lazarus ist auferstanden. Was zum Teufel sollte das bedeuten?
    Lazarus war gestorben. Jesus hatte ihn von den Toten auferweckt. January dachte an Jean Baptiste und die vermissten Männer. Den Tod Bart Scofields. Was könnte er mit “Lazarus ist auferstanden” gemeint haben?
    Dann verstand sie plötzlich. Sie griff nach dem Telefon und wählte die Nummer einer Freundin, die für eine Lokalzeitung arbeitete.
    “Washington Post, Emily am Apparat.”
    “Emily, hier ist January. Wie geht es dir?”
    “Sehr gut, liebste Freundin, aber niemals so gut wie dir. Was gibt es?”
    “Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.”
    “Hast du nichts Neues?”
    “Es ist nichts Großartiges. Aber ich wollte dich bitten, die Todesanzeigen der vergangenen Woche durchzugehen und mir zu sagen, ob in letzter Zeit ein Mann namens Lazarus beerdigt wurde.”
    Emily lachte. “Was soll das denn, January DeLena? Suchst du nach einem Wunder?”
    “Nein, aber jemand anders schon”, entgegnete January.
    “Mein Computer ist aus der Steinzeit. Das wird ein paar Minuten dauern, um die Information runterzuladen.”
    “Wenn es dir nichts ausmacht, warte ich.”
    “Ja, okay. Ich lege den Hörer mal zur Seite. Tu so, als würdest du Elvis 'Are You Lonesome Tonight?' singen hören. Das würde ich jedenfalls spielen, wenn ich wichtig genug wäre, um Musik zu haben, während ich die Leute in die Warteschleife lege.”
    January lachte. Sie hörte, wie Emily an ihrem Schreibtisch hantierte und vor sich hin schimpfte, als das Programm abstürzte. Dann hörte sie, wie Papier zerrissen wurde. Es war offensichtlich, dass ihre Freundin sich über etwas ärgerte. Immer,

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