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Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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hat das getan?”, wollte er wissen.
    “Der wahnsinnige Taxifahrer”, erwiderte Tom.
    Thad stöhnte. Er hatte gewusst, dass mit diesem Mann irgendwas nicht stimmte. Hätte er doch bloß auf seinen Instinkt gehört.
    “Aber warum?”, fragte er.
    “Er sammelt Jünger”, erklärte Tom.
    “Jünger? Was für Jünger?”
    “So wie Jesus Christus.”
    “Jesus? Was hat der denn mit diesem Irrsinn zu tun?”
    Tom lachte erneut, doch sein Lachen klang auch ein bisschen verrückt. “Alles, mein Lieber. Unser ausgeflippter Taxifahrer erklärt, er würde bald sterben, und soweit wir das richtig verstanden haben, meint er, er wäre Jesus. Er sammelt seine Jünger und was weiß ich alles, um seinen armen Arsch in den Himmel zu bekommen.”
    Einen Augenblick lang war Thad sprachlos. Bevor er das richtig verdaut hatte, huschte ihm etwas Haariges über die Füße.
    Er schnappte nach Luft und unterdrückte einen Aufschrei.
    “Was ist los?”, fragte Tom.
    “Mir ist was über die Füße gelaufen. Ich glaube, eine Ratte.”
    “Ja, die sind hier überall”, erwiderte der andere Mann.
    “Oh Gott, oh Gott”, flüsterte Thad, “ich hasse Ratten.”
    “Du wirst dich dran gewöhnen”, meldete sich ein weiterer.
    “Wer bist du?”, fragte Thad.
    “John. John Marino, und Ratten sind gar nicht so schlecht … Nicht, wenn du wirklich hungrig bist. Ich hab sie schon mal gegessen.”
    Thad wurde übel, aber er unterdrückte den Drang, sich zu übergeben, weil er wusste, dass er auf unbestimmte Zeit darin sitzen müsste, wenn er sich jetzt erleichterte.
    January schlief bis sechs Uhr. Als sie aufwachte, hatte sie das Gefühl, dass ihr jemand auf die Schulter klopfte. Einen Moment blieb sie still liegen und fragte sich, ob sie diese Berührung geträumt oder ob ihr Unterbewusstsein sie geweckt hatte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihr der Anruf von Ben in der vergangenen Nacht wieder einfiel. Sofort sprang sie aus dem Bett. In Gedanken ging sie die Aufgaben dieses Tages durch und überlegte, womit sie am besten anfangen sollte. Ihre Gedanken rasten, als sie überlegte, was sie zuerst tun sollte.
    Sie wollte Mr. Lazarus' Witwe interviewen, doch man hatte ihr nahegelegt, sich zurückzuhalten, also war die Frau zunächst tabu. Sie musste auch mit Mutter Mary Theresa sprechen – sich erkundigen, ob sie von anderen Männern gehört hatte, die verschwunden waren. Um zwei Uhr nachmittags hatte January einen Termin beim Friseur, ebenso zur Maniküre und Pediküre, als Vorbereitung auf die Preisverleihung an diesem Abend.
    Bei dem Gedanken keuchte sie auf. Die Preisverleihung! Oh Gott! Sie musste noch eine Rede zur Danksagung vorbereiten.
    “Ich brauche einen Kaffee”, murmelte sie und ging schnurstracks in die Küche.
    Sie goss gerade Wasser in die Kanne, als das Telefon klingelte. Geistesabwesend nahm sie den Hörer ab, in Gedanken immer noch mit der Rede beschäftigt, die sie zu schreiben hatte.
    “Hallo.”
    “Hallo, Ms. DeLena.”
    January umklammerte den Hörer. “Mistkerl.”
    Es herrschte ein kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann war ein Seufzen zu hören. “Sie enttäuschen mich”, erwiderte Jay.
    “Ich wünschte, ich könnte das Gleiche von Ihnen sagen, aber Sie sind ziemlich berechenbar.”
    Jay runzelte die Stirn. “Jemanden zu verhöhnen ist eine böse Sache.”
    “Sie haben noch einen Mann gekidnappt und einen Toten ausgegraben. Stimmt es nicht, dass Sie sich einen Thaddäus geholt haben? War er der Letzte?”
    “Das sind gemeine Anschuldigungen!”, verteidigte er sich. “Nichts habe ich getan. Lazarus ist auferstanden. Das ist Gottes Wille.”
    “Was haben Sie mit den anderen Männern getan? Sind sie auch tot?”
    “Meine Schüler werden Gottes Wort verbreiten.”
    “Die Polizei wird Sie finden. Dann verbringen sie den Rest Ihres Lebens hinter Gittern.”
    Jay lachte.
    Sein Lachen machte January wütend.
    “Sie finden das wohl alles lustig?”, keifte sie aufgebracht.
    “Ich sterbe doch sowieso”, sagte Jay und lachte wieder. “Haben Sie denn schon alles vergessen, was ich Ihnen erzählt habe?”
    Zum ersten Mal, seit er sie angerufen hatte, wurde ihr klar, dass er es tatsächlich ernst meinte. Dass er “bald” meinte, nicht “irgendwann”. Auf diese Feinheiten seiner wirren Geschichte hatte sie vorher kaum geachtet. Ihr war klar, dass er fast gestorben wäre. Bisher hatte sie allerdings angenommen, dass er geheilt worden war. Doch das war ganz offensichtlich nicht der Fall. Wie auch

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