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Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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herauszubringen.
    “Reden … Sie mit mir?”
    “Ja. Diese Jungen haben Sie schikaniert. Geht es Ihnen gut?”
    “Ja … Weiß nicht, warum die …”
    Sie rümpfte die Nase, als sie ihn unterbrach. “Nun, ich weiß es aber. Wann haben Sie sich eigentlich das letzte Mal angesehen? Sie scheinen ein intelligenter Mensch zu sein, warum müssen Sie dermaßen verwahrlost aussehen? Ihre Kleidung ist vollkommen verdreckt. Das ist nicht in Ordnung. Und um Himmels willen, junger Mann, Sie sollten sich wenigstens waschen, rasieren und die Haare schneiden. Niemand wird Sie jemals ernst nehmen, wenn man in Ihrer Gegenwart keine Luft mehr bekommt.”
    Jay war so bestürzt, dass ihm darauf keine Antwort einfiel. Er glotzte der Frau immer noch hinterher, als sie bereits kopfschüttelnd zu ihrem Wagen gelaufen und losgefahren war.
    Erst als irgendwo jemand hupte, kam er wieder zu sich. Er hatte keine Ahnung, wie spät es war oder wie lange er schon dort gestanden hatte. Jetzt aber hielt er sich bereits viel zu lange an diesem Ort auf, und das machte ihn nervös.
    Er blickte sich um, versuchte, seine Orientierung wiederzufinden. Dann lief er eilig zu seinem Taxi. Nachdem er eingestiegen und im Verkehr untergetaucht war, fühlte er sich wieder etwas sicherer. Obwohl er nicht glaubte, dass die Polizei ihm auf der Spur war, bog er instinktiv in eine Seitengasse ein.
    Als ein Laster ihm den Weg versperrte, verließ er die Gasse gezwungenermaßen, um wieder auf die normalen Straßen zurückzukehren und in Richtung Süden zu fahren. Kaum war er aus der Gasse heraus, da winkte ihm ein Mann an der Ecke. Er fuhr an den Straßenrand. Das war genau das, was er brauchte – einen neuen Fahrgast.
    “Wohin?”, fragte er, als der Mann einstieg.
    “Gibt es hier in der Gegend ein indisches Restaurant?”, erkundigte sich der Fremde.
    “Indisch?”
    “Ja, Mann … Sie wissen schon, Curry und all diese Sachen.”
    “Es gibt was ungefähr acht Häuserblocks weiter geradeaus und vielleicht fünf oder sechs Richtung Osten. Ist das zu weit?”
    “Nein, das ist mein Ziel.”
    “Alles klar.” Jay reihte sich wieder in den Verkehr ein.
    Nach sechs Häuserblocks überholten ihn zwei Streifenwagen. Jay schöpfte noch nicht einmal Verdacht. Nie hätte er sich träumen lassen, dass die Polizei ihm so dicht auf den Fersen war. Er hatte längst vergessen, dass er January DeLena angerufen hatte, ohne den Hörer aufzulegen.
    Jay kassierte das Geld von seinem Fahrgast, legte es zu dem übrigen ins Handschuhfach und fuhr zu einem Secondhandshop. Den Zusammenstoß mit den beiden Jungen und der alten Frau deutete Jay als ein Zeichen Gottes. Er sollte sein äußeres Erscheinungsbild verändern! January DeLena hatte ihm gesagt, die Polizei würde ihn suchen. Kannte die Polizei sein Gesicht? Zumindest bestand diese Möglichkeit. Wenn er seine Mission erfüllen wollte, dann musste er verhindern, dass man ihn entdeckte.
    Es dauerte nicht lange, bis er sich saubere Kleidung ausgesucht hatte. Er wollte seinen Look verändern, diesmal mit Jeans, T-Shirt und Turnschuhen. Dann fuhr er zu einem billigen Motel, mietete ein Zimmer und stieg unter die Dusche. Es war drei Uhr nachmittags, als er den Friseurladen betrat.
    Ein schlanker Mann mittleren Alters stand hinter dem Tresen. “Guten Abend, Sir, was kann ich für Sie tun?”
    “Ich möchte eine Rasur und einen Haarschnitt.”
    Der Mann musterte prüfend sein langes Haar und den Vollbart.
    “Meinen Sie trimmen?”, erkundigte er sich vorsichtig.
    Jay schüttelte den Kopf. “Nein. Schneiden Sie das Haar kurz und den Bart ab.”
    Der Friseur grinste. “Wow! Also eine richtige Rundumerneuerung!”
    “Ich denke schon.”
    “Setzen Sie sich, wir fangen gleich an.”
    Jay ließ sich in den Sessel fallen und betrachtete ein letztes Mal sein altes Erscheinungsbild, bevor er die Augen schloss.
    “Tun Sie's einfach”, sagte er.
    Der Friseur griff nach der Schere.
    Während Jay sich ganz seiner Verwandlung hingab, versuchten Ben und Rick, das Beste aus der Situation zu machen. Selbst die beiden Streifenwagen waren zu spät gekommen, obwohl sie bereits zehn Minuten vor ihnen an der Telefonzelle angekommen waren. Ihr Bericht war frustrierend. Nach dem Sünder hatten mehrere Personen das Telefon benutzt und seine Fingerabdrücke wieder verwischt. Geprüft wurden sie trotzdem.
    “Wir waren zu spät”, sagte ein Cop. “Zwei Mädchen kamen gerade aus der Zelle, als wir hier eintrafen, und behaupteten, sie hätten warten

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