Der Jünger
müssen, bis eine Nutte zu Ende telefoniert hatte. Im gesamten Umkreis konnten wir darüber hinaus keinen Verdächtigen ausmachen.”
“Verdammt!”, schimpfte Ben.
“Ist es also geplatzt?”, fragte der Cop.
Ben nickte. “Sieht so aus. Aber trotzdem danke für die Unterstützung.”
“Vielleicht nächstes Mal”, sagte der andere Cop und kehrte zu seinem Streifenwagen zurück.
Ben holte sein Handy hervor, um Bericht zu erstatten. Kaum meldete sich jemand am anderen Ende, begann er zu reden.
“Captain Borger, hier ist North. Wir konnten ihn nicht mehr in der Kabine erwischen. Nachdem er raus ist, hat ein Dutzend Leute das Telefon benutzt, und niemand erinnert sich an ihn. Entweder haben sie ihn gesehen und wollen nichts mit der Sache zu tun haben, oder sie sind erst hier erschienen, als er schon weg war. Er muss sich irgendwo anders hingerettet haben, um seinen Zusammenbruch zu überstehen.”
“Mann, zum Teufel!”, fluchte Borger.
“Genau, Sir”, erwiderte Ben.
“Inzwischen haben wir ein Crash-Kid im Krankenhaus. Gehörte zu einer Jugendbande. Fahrt hin und erkundigt euch, ob die Familienangehörigen, die mit dem Opfer ins Krankenhaus gekommen sind, irgendwas wissen.”
“Ja, Sir, wir sind schon unterwegs.”
“Wohin fahren wir?”, wollte Rick wissen, als sie zum Auto liefen.
“Ins Krankenhaus. Sie haben ein Crash-Kid. Der Captain meint, er hätte zu einer Jugendbande gehört. Wir sollen uns mit den Angehörigen unterhalten, bevor sie wieder abhauen.”
Rick runzelte die Stirn. “Ich hasse diesen Scheiß.”
“Du meinst Banden?”
“Ja, ich kapiere einfach nicht, wie diese Jugendlichen ticken!”
“Weil du Eltern hattest, die sich um dich gekümmert haben. Die meisten von diesen Kids stehen entweder allein da oder leben nur bei einem Elternteil, der zwei Jobs macht, um über die Runden zu kommen, oder das Geld auf der Straße verdient. Wie auch immer, die Gang ist die Familie, die sie in Wirklichkeit nicht haben.”
Rick schnaufte. “Das ist mir zu viel Psychokram. Ich sage, schick die arbeiten, dann werden sie schon merken, was es heißt, Verantwortung zu tragen. Und nicht rausgehen und klauen und jeden abschießen, der ihnen in die Quere kommt.”
Ben schüttelte den Kopf. “Verdammt, Meeks, das ist hart. Aus reiner Neugierde, sag mal, warum bist du eigentlich Cop geworden?”
“Wegen des gigantischen Einkommens und der schicken Klamotten”, murrte er und rubbelte an einem Fleck auf seiner Krawatte herum.
Ben grinste.
“Ja, das war's bei mir auch.”
15. KAPITEL
E s wurde kein angenehmer Nachmittag für Ben und Rick. Den Rest des Tages verbrachten sie damit, erfolglos Zeugen zu dem Tod eines jugendlichen Bandenmitglieds zu befragen und einer Mutter den Tod ihres Sohnes möglichst schonend beizubringen. Doch die Mutter des toten Jungen war so zugedröhnt, dass sie gar nicht begreifen konnte, dass sie ihren einzigen Sohn für immer verloren hatte.
Als Ben endlich Feierabend machen konnte, fuhr er nach Hause, um sich für den Ball vorzubereiten. Er legte sich sorgfältig jedes einzelne Kleidungsstück auf seinem Bett zurecht, übte seine Tanzschritte, rasierte sich und verfluchte die Fliege, die zum Smoking gehörte.
Sein Haar glänzte schwarz und war noch ein bisschen feucht, aber er sah gut aus. Tatsächlich war er mit seinem Aussehen so zufrieden, dass er beschwingt einen Schritt zur Seite machte, eine halbe Drehung vollzog, nach dem Autoschlüssel griff und zur Tür ging.
Dann fiel ihm ein, dass er seine Zahnbürste mitnehmen wollte, und kehrte noch einmal um. January war einverstanden, dass er über Nacht bei ihr blieb. Er wollte es nicht vermasseln.
Kurz vor sieben fuhr er auf den Parkplatz vor ihrem Apartmenthaus. Er stieg aus, strich sich noch einmal die Haare glatt und ging hinein.
Als er aus dem Fahrstuhl stieg, klopfte er sich ein Staubkörnchen von seinem Smoking. Vor Januarys Tür atmete er noch mal tief durch, dann klingelte er.
January war bereits seit sechs Uhr fertig. Sie saß barfuß auf dem Küchenhocker, den Saum ihres bodenlangen, weißen Abendkleides über die Knie gezogen, und ging ihre Notizen durch, während sie auf Ben wartete.
Sie wusste, dass die Polizisten den Sünder nicht geschnappt hatten, zweifelte aber nicht daran, dass es nur eine Frage der Zeit war. Sie starrte immer wieder auf die Zeichnungen, die man ihr aus dem Polizeirevier mit einer ungewöhnlichen Geste der Großzügigkeit zugefaxt hatte. Es handelte sich um das Porträt,
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